Bundesweites Ranking Saarbrücken schneidet im Städtevergleich bescheiden ab

Saarbrücken · Im Städteranking von Wirtschaftswoche und IW Consult belegt Saarbrücken in diesem Jahr nur einen der hinteren Plätze.

 Blick auf die Ludwigskirche in Saarbrücken. Die Stadt, so eine Studie, hat bei ihrer Attraktivität noch viel Potenzial

Blick auf die Ludwigskirche in Saarbrücken. Die Stadt, so eine Studie, hat bei ihrer Attraktivität noch viel Potenzial

Foto: BeckerBredel

Dynamisch, zukunftsfähig, hohes Niveau? Das „Städteranking 2017“ stellt der saarländischen Landeshauptstadt in all diesen Punkten unterdurchschnittliche Noten aus.

Alljährlich untersucht das Forschungsinstitut IW Consult im Auftrag von Immobilienscout 24 und der Wirtschaftswoche 70 kreisfreie Städte mit mehr als 100 000 Einwohnern auf ihre Entwicklung. Dabei erhebt das Institut 93 unterschiedliche Indikatoren aus dem Bereichen Arbeitsmarkt, Wirtschaft, Wohnungsmarkt und Lebensqualität, aus denen sich der aktuelle Zustand, aber auch die Zukunftsfähigkeit der Stadt ablesen lässt. Während das Niveauranking quasi eine aktuelle Analyse darstellt, beschreibt das Dynamikranking die Entwicklung der jeweiligen Stadt. Mit dem Zukunftsindex – 2015 eingeführt – untersucht die Studie über Faktoren wie Innovativität, Kreativität und Digitalisierung, ob sich die Städte bereits für die Veränderungen in Gesellschaft und Wirtschaft gerüstet haben.

Beim Ist-Zustand macht die Landeshauptstadt unter den 70 Städten mit Platz 56 eine ausgesprochen schlechte Figur. Der Studie zufolge liegt hier vieles im Argen: Wer Mietwohnungen vermarkten will, muss überdurchschnittlich viel Zeit einplanen, die Beschäftigungsquote Älterer ist besonders schlecht, und auch die Jugendarbeitslosigkeit ist höher als in vielen vergleichbaren Städten. Punkten kann Saarbrücken dagegen mit wenig Straftaten, gepaart mit einer hohen Aufklärungsquote. Vergleichsweise viele Schulabgänger haben einen Abschluss, und auch die Produktivität ist hoch. Trotzdem ist die Landeshauptstadt weit entfernt von den Spitzenreitern München, Ingolstadt und Stuttgart.

In all diesen Städten gebe es einen „attraktiven Job-Markt“, der einen stetigen Zuzug gut verdienender Arbeitnehmer mit sich bringe, so das Ergebnis der Studie. Dadurch steige die Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt, was in begehrten Lagen für steigende Mieten sorgt. Auch renommierte Hochschulen könnten helfen, beim Niveau zu punkten: Erlangen und Ingolstadt könnten genau davon profitieren, schreiben die Studienautoren. Bei den Schlusslichtern Herne und Gelsenkirchen dagegen macht die Studie Defizite in allen Bereichen aus: Weder gebe es dort erfolgreiche Unternehmen, noch innovative Forschung oder herausragende Hochschulen. Auffällig in dieser Erhebung: Im Bereich Lebensqualität schneidet Trier – ansonsten nur auf Platz 43 – bundesweit am besten ab. Spitzenreiter München erreicht hier nur Platz vier, Saarbrücken liegt auf Platz 53.

Besser als bei der Ist-Bewertung schlägt sich die Landeshauptstadt bei der Entwicklung, die sich im Dynamikranking widerspiegelt. Saarbrücken steht hier auf Platz 53, hat aber im Vergleich zum Vorjahr elf Plätze verloren. Vor allem die Entwicklungen von Wirtschaft und Arbeitsmarkt gehen hier negativ in das Ergebnis ein. Unter den dynamischsten Städten hat Ingolstadt die bayerische Landeshauptstadt von der Spitze verwiesen. Und auch Berlin hat sich in die Top-Gruppe vorgekämpft von Platz neun auf Platz drei. Besonders gut entwickelt haben sich dem Ranking zufolge die Städte Darmstadt und Ulm, die 31 und 27 Plätze gut gemacht haben. Hier zeige sich, dass die Verknüpfung von Wissenschaft und Wirtschaft Auswirkungen zeige.

Insofern hat Saarbrücken noch erheblich Potenzial. Denn als Wissenschaftsstandort kann die saarländsiche Landeshauptstadt punkten. Bei der Zahl der Forschungsinstitute belegt Saarbrücken sogar den zwölften Platz. Nachholbedarf sieht die Studie dagegen bei der Zahl der Ingenieure – hier landet Saarbrücken nur auf Platz 55. Insgesamt besteht mit Platz 47 im Zukunftsindex – ein Plus von zwei Plätzen – noch Hoffnung auf eine künftig deutlich bessere Position im Städtewettstreit.

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