Saar-Mobil prescht im Saarland vor

St Wendel · Privates Busunternehmen lehrt die Konkurrenz das Fürchten und will den Fahrgästen deutlichen Mehrwert bieten.

 In Saarlouis will Saar-Mobil Busse künftig an Wochenenden bis drei Uhr nachts fahren lassen. Foto: Thorsten Wolf

In Saarlouis will Saar-Mobil Busse künftig an Wochenenden bis drei Uhr nachts fahren lassen. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Neue Unternehmen mischen oft Märkte auf. Das ist auch im saarländischen öffentlichen Bus-Nahverkehr passiert. Saar-Mobil, gegründet vor zweieinhalb Jahren, ist seit dem Start auf den Straßen Anfang 2016 zu einem der großen Verkehrsunternehmen im Land aufgestiegen. Obwohl - wirklich neu ist das Unternehmen nicht, stehen doch fünf alteingesessene private Verkehrsunternehmen hinter dem Konsortium Saar-Mobil: Aloys Baron (Großrosseln), Gassert Reisen (Blieskastel), Geschwister Bur Reisen (Kleinblittersdorf), Lay Reisen (Püttlingen) und Marianne Feld GmbH (Saarbrücken).

Saar-Mobil hat nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr rund 3,7 Millionen Bus-Fahrgäste befördert. "Wir fahren nach der Saarbahn die zweitgrößte Betriebsleistung im Saarland", sagte Geschäftsführer Hans Gassert. Die rund 160 Busse legten im ersten Betriebsjahr mehr als sieben Millionen Kilometer Fahrleistung zurück. 60 Mitarbeiter hat Saar-Mobil inzwischen. Betriebswirtschaftlich steht Gassert zufolge "eine kleine schwarze Null" in der Bilanz.

Für Aufregung in der Branche sorgt das selbstbewusste Auftreten von Saar-Mobil. Das Unternehmen hatte zum Beispiel Ausschreibungen in St. Wendel und im Saarpfalz-Kreis gewonnen und dabei den früheren Platzhirsch, die Bahntochter Saar-Pfalz-Bus, verdrängt. Und jetzt schickt sich das Unternehmen an, das Kerngeschäft der kreiseigenen KVS im Landkreis Saarlouis zu übernehmen, ein Vorhaben, das Unruhe und Ängste bei den 180 KVS-Mitarbeitern, Wirbel in der Politik sowie Widerstand bei der Gewerkschaft Verdi ausgelöst hat. Saar-Mobil stoppte die geplante direkte Vergabe von Buslinien in Saarlouis an die KVS durch einen sogenannten eigenwirtschaftlichen Antrag. Man will also ohne Zuschüsse fahren. Die KVS hatte zur Vorsicht auch solch einen Antrag eingereicht, jetzt muss das Wirtschaftsministerium entscheiden. "Bis zum 17. April hat es dafür Zeit", sagte Gasserts Geschäftsführer-Kollege Arne Bach.

Er wehrte sich gegen Vorwürfe, Saar-Mobil wolle Sozialstandards drücken. "Lohndumping wird es beim Betriebswechsel der KVS-Mitarbeiter nicht geben", wenn Saar-Mobil den Zuschlag erhalten sollte, versicherte Bach. Die KVS-Beschäftigten bekämen ihr gewohntes Gehalt und weiterhin ihre Altersvorsorge. Saar-Mobil habe dies in dem Antrag verbindlich zugesagt.

Den Wettbewerb mit der KVS will Saar-Mobil nicht über die Lohnhöhe gewinnen, sondern über die Qualität des Angebots und eine bessere Planung, die es ermöglicht, mit weniger Bussen mehr Verkehrsleistung zu erbringen. "Die Königsdisziplin im Busgeschäft ist die Verkehrsplanung", sagte Gassert. Auf diesem Feld will Saar-Mobil die KVS schlagen - zum Wohl der Fahrgäste und natürlich auch mit Blick auf die eigene wirtschaftliche Bilanz.

In Saarlouis sollen die Fahrgäste zunächst einmal davon profitieren, dass Saar-Mobil in seinem Angebot schon rein quantitativ über das hinausgeht, was der Kreis fordert: 4,18 Millionen Kilometer will Saar-Mobil pro Jahr leisten - 16 Prozent mehr als verlangt. Darüber hinaus soll der Kleine Markt in Saarlouis zum zentralen Drehkreuz werden, ähnlich wie der Rendezvousplatz in St. Ingbert. Dadurch werde das Umsteigen erleichtert. Strenge Taktung des Verkehrs soll den Fahrgästen die Orientierung vereinfachen und das Angebot verlässlicher machen. Profitieren sollen zum Beispiel auch Nachtschwärmer. "An Wochenenden sollen auf wichtigen Linien die Busse bis drei Uhr nachts fahren", sagte Bach. Das erklärte Ziel des anvisierten Qualitätsschubs: Mehr Menschen sollen in Saarlouis Busse nutzen.

 Hans Gassert, Geschäftsführer von Saar-Mobil. Foto: Becker & Bredel

Hans Gassert, Geschäftsführer von Saar-Mobil. Foto: Becker & Bredel

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Wie auch immer das Rennen in Saarlouis ausgeht, die Zeichen stehen bei Saar-Mobil weiter auf Wachstum. "Wir sind an der Übernahme weiterer Busverkehre im Saarland interessiert", sagte Gassert. Auch jenseits der Grenze, in Saargemünd, will sich Saar-Mobil bewerben. Und in St. Wendel hat das Unternehmen ein weiteres Zeichen gesetzt: Man hat den früheren Betriebshof der Saar-Pfalz-Bus GmbH gekauft und dort investiert - alles in allem rund eine Million Euro aufgewendet.

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