Landesbank Saar-LB will schneller und agiler werden

Saarbrücken · Die Saar-LB hat sich eine Strukturreform verpasst, durch die die Bank fitter für die Zukunft werden soll. Erste Projekte zeigen bereits Wirkung.

„Die Kultur einer Bank ist in ihrem Grundsatz das Gegenteil von agil“, sagte Saar-LB-Vorstand Matthias Böcker gestern bei der Halbjahres-Pressekonferenz der Landesbank. Vier- und Sechs-Augen-Prinzip, umfangreiche Genehmigungsprozesse, eine Kultur der Null-Komma-Null-Fehlertoleranz. All das bedinge klar festgelegte und teils zeitaufwändige Abläufe. „Und doch müssen wir in vielem schneller werden“, sagte Böcker gestern. Unter anderem eine höhere Agilität in vielen Prozessen, das ist ein Ziel des Strukturprogramms „Saar-LB 2020“, das die Bank noch unter ihrem vorigen Vorstandsvorsitzenden Werner Severin auf den Weg gebracht hat.

„Als Bank müssen wir zeitnah auf Entwicklungen am Markt reagieren können“, sagt Böcker. Als Beispiel nennt er Neuerungen der Konkurrenz und der flexiblen Fintech-Unternehmen, aber auch künftige Kundenwünsche. „Wir müssen schnell Antworten entwickeln.“

Ein erster Schritt dahin sei, die gesamte Bank unter die Lupe zu nehmen und genau zu schauen, wo Einzelprozesse besser werden können. „Bei interner Kommunikation beispielsweise muss nicht alles perfekt layoutet sein“, sagt Böcker. „Da könnten Abläufe schneller werden. Und auch bei Chats sei eine schnelle Antwort wichtiger als Null-Fehler-Toleranz.“

Einen entscheidenden Unterschied zu vielen anderen Strukturprogrammen sieht Böcker bei „Saar-LB 2020“ in der Herangehensweise. Hier werde der Bank kein Konzept von oben übergestülpt, sondern die Vorschläge kommen aus der Belegschaft. „Wir haben schon rund 200 Ideen bekommen, die wir jetzt kategorisieren.“ Und es gelte, für alle Abteilungen Einzelschritte zu gehen. Wenn ein Konkurrenz-Unternehmen beispielsweise bei Online-Banking top sei, dann werde untersucht, wie die Saar-LB sich in dieser Richtung schrittweise verbessern kann.

Erste Auswirkungen dieser Herangehensweise zeigen sich bereits. Im Vertrieb hat die Bank bereits neue Geschäftsfelder identifiziert, sagt Vorstand Frank Eloy. So will sich die Bank künftig als Spezialist für das Geschäft mit kommunalnahen Unternehmen wie Stadtwerken aufstellen. „Diese Unternehmen laufen bei vielen Instituten einfach nebenher im Firmengeschäft mit“, sagt er. „Dabei gibt es in diesem Bereich durch die Anbindung an die Kommunen viele Spezialfragen zu klären. Diese reichen vom Beihilferecht hin zu kommunalen Bürgschaften, die bei Krediten eine Rolle spielen. Aber auch beispielsweise die Frage der Gewinnabführung, wenn Unternehmen Gewinne an die Kommune abführen müssen und deshalb trotz guter Erträge ein hohes Risiko aufweisen. „In diesem Gebiet wollen wir uns erst einmal im Saarland und Rheinland-Pfalz mit drei Mitarbeitern spezialisieren“, sagt Eloy. Später könne das auch deutschlandweit ausgebaut werden.

Auch die Kompetenz als deutsch-französische Mittelstandsbank soll noch stärker genutzt werden. „Für deutsche Investoren, die in Frankreich aktiv werden und umgekehrt wollen wir erster Ansprechpartner werden“, sagt Eloy. Und zwar bundesweit. Außerdem will die Bank ihre Expertise in erneuerbaren Energien künftig auch in Luxemburg und Belgien vermarkten und sich im Feld der Geothermie stärker engagieren.

Gut hat sich die Bank auch schon in den ersten sechs Monaten entwickelt. Das Kreditneugeschäft sei massiv um ein Drittel auf eine Milliarde Euro gestiegen, sagt der Vorstandsvorsitzende Thomas Bretzger. Das Gesamt-Kreditvolumen stieg in diesem Zusammenhang um 1,4 Prozent von 25 Milliarden Euro auf 25,3 Milliarden Euro.

Beim operativen Ergebnis mit einem Plus von 10,7 Prozent profitiert die Bank vor allem von deutlich gestiegenen Zinseinnahmen. Die nahmen von 54,3 Millionen Euro auf 63,8 Millionen zu – getrieben auch durch vorzeitig abgelöste Altkredite, für die Strafzinsen fällig wurden. Die Provisionen sanken von 7,6 Millionen Euro auf 5,3 Millionen Euro. Im Vorjahres-Halbjahr hatten aber Sondereffekte aus Riester-Verträgen die Provisionen außergewöhnlich stark nach oben getrieben. Insgesamt konnte die Bank die operativen Erträge von 62 Millionen Euro auf 68,2 Millionen Euro steigern.

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