Kfz Saar-Kfz-Branche wirbt für Diesel

Saarbrücken · Wegen der Diesel-Krise ist der Absatz von Selbstzündern an der Saar eingebrochen. Der Kfz-Verband warnt davor, die Technik zu verteufeln.

 Die KFZ-Mechatroniker Carmelina Simon und Philipp Klein bereiten sich auf die Meisterprüfung vor. Der Geschäftsführer der Landesinnung, Niklas Burmester (Bildmitte), schaut ihnen über die Schulter.

Die KFZ-Mechatroniker Carmelina Simon und Philipp Klein bereiten sich auf die Meisterprüfung vor. Der Geschäftsführer der Landesinnung, Niklas Burmester (Bildmitte), schaut ihnen über die Schulter.

Foto: Iris Maria Maurer

Die Hardware-Nachrüstung älterer Diesel-Autos „muss endlich nach vorne gebracht werden – und zwar mit einer gesetzlichen Regelung“. Das fordert der Geschäftsführer des saarländischen Kfz-Verbands Niklas Burmester. „Die Kosten dieser Maßnahme dürfen allerdings nicht den Autofahrern aufgebürdet werden“, meint er. „Hier müssen die Hersteller ran.“ Die technische Nachrüstung von Fahrzeugen der Norm Euro 5 würde auch Fahrverbote überflüssig machen, da dann die Grenzwerte selbst an kritischen Verkehrs-Knotenpunkten „nicht mehr überschritten werden“. Fahrverbote und der Einsatz von hell- oder dunkelblauen Plaketten zum jetzigen Zeitpunkt „sind dagegen kontraproduktiv“.

Burmester warnt davor, die Diesel-Technologie zu verteufeln. „Fahrzeuge nach Euro 6d und Euro 6dtemp sind absolut sauber“, sagt er. „Wenn wir den Ausstoß an Kohlendioxid senken wollen, führt an ihnen kein Weg vorbei. Die Diesel-Debatte werde in Deutschland „mit der Lust am Selbstmord geführt“. Es sei unsinnig, „eine inzwischen saubere und immer schon hocheffiziente Technologie einfach öffentlich abzuschlachten“.

Vor allem die Diesel-Fahrzeuge der Norm Euro 5 belasten nach Angaben des Verbands-Geschäftsführers den Autohandel. „Die Fahrzeuge sind unheimlich schwer zu vermarkten und müssen teilweise drastisch abgewertet werden“, erläutert er. Für einige Autohändler sei das existenzbedrohend.

Dies macht sich im Saarland ebenfalls bemerkbar, auch wenn das Geschäft mit gebrauchten Diesel-Pkw im vergangenen Jahr „nicht schlecht gelaufen ist“. So wechselten 2017 rund 31 680 Diesel-Fahrzeuge an der Saar den Besitzer, 0,4 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Allerdings sei das Geschäft in der zweiten Jahreshälfte 2017 erheblich abgeflacht.

Beim Neuwagen-Verkauf kam der Diesel im vergangenen Jahr an der Saar erheblich unter Druck. 11 677 Autos wurden abgesetzt, 16,7 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Gewinner waren die Benziner mit einem Plus von 12,8 Prozent auf knapp 24 000 Autos. Insgesamt wurden im Saarland im Jahr 2017 etwas mehr als 37 000 Neuwagen verkauft, was einem Plus von 2,6 Prozent entspricht. „Dieses Wachstum ist jedoch im Rahmen der Diesel-Tauschprämie erkauft worden“, sagt Verbands-Geschäftsführer Burmester. Dies habe allerdings auch dazu geführt, dass „der reine Gebrauchtwaren-Handel zu den Verlierern des Autojahres 2017 im Saarland gehört“. Dessen Marktanteil sei wegen der Diesel-Tauschprämie um vier Prozentpunkte auf 17 Prozent gesunken. Alt gegen neu sei attraktiver gewesen.

Im neuen Jahr sieht es danach aus, dass der Abwärtstrend beim Diesel gestoppt werden kann. Im Februar wurden im Saarland 3050 neue Autos verkauft, was einem Plus von 22 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat entspricht. Bei den Benzinern lag die Plusrate bei 37,8 Prozent, beim Diesel wurde nur noch ein Minus von 1,8 Prozent verbucht. „Damit steht das Saarland besser da als der bundesweite Durchschnitt“, sagt Burmester. Bundesweit stieg die Zahl der verkauften Neuwagen im Februar um 7,4 Prozent auf mehr als 261 700 Autos – beim Diesel sank sie um 19,5 Prozent.

Dass es beim Dieselauto-Absatz im Saarland zu einer Art Bodenbildung beim Neugeschäft kommen kann, führt der Verbands-Geschäftsführer unter anderem darauf zurück, dass der Anteil der Diesel-Pkw mit einer Quote von 31,6 Prozent nach Verbandsangaben spürbar geringer ist als im Bund, wo er 38,8 Prozent erreiche. Außerdem sei im Saarland nicht mit Fahrverboten zu rechnen, was bei den Fahrzeughaltern für eine gewisse Entspannung sorge.

Insgesamt wurden im Saarland im vergangenen Jahr rund 136 500 neue und gebrauchte Autos verkauft, rund 500 weniger als ein Jahr zuvor. Der Umsatz der Branche stieg jedoch leicht  –  von 2,82 auf 2,83 Milliarden Euro (inklusive Service- und Werkstatt-Leistungen). Dieses Mini-Plus führt der Verband unter anderem darauf zurück, dass der durchschnittliche Neuwagenpreis weiter gestiegen sei und erstmals die Marke von 30 000 Euro überschritten habe. Dies sei vor allem auf das hohe Käuferinteresse an SUV-Autos zurückzuführen. Die Gebrauchtwagen-Preise seien jedoch im Durchschnitt um 100 Euro auf 11 560 Euro zurückgegangen, so der Geschäftsführer.

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