Autoindustrie Saar-IAA-Teilnahme stand auf der Kippe

Saarbrücken · Die Zusage kam angesichts mangelnden Interesses bei Unternehmen erst nach einer Intervention des Wirtschaftsministeriums.

 Ein Bild aus besseren IAA-Zeiten: 2007 präsentierte der damalige Saar-Wirtschaftsminister Joachim Rippel einen Rennwagen, den Studenten der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) gebaut hatten.

Ein Bild aus besseren IAA-Zeiten: 2007 präsentierte der damalige Saar-Wirtschaftsminister Joachim Rippel einen Rennwagen, den Studenten der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) gebaut hatten.

Foto: Udo Rau

Die Internationale Automobilausstellung (IAA) in Frankfurt, die am 16. September ihre Tore öffnet, wäre fast ohne einen Saarland-Gemeinschaftsstand über die Bühne gegangen.  Das bestätigt Carsten Meier, Geschäftsführer der Standort-Agentur Saaris. Saaris ist mit dem Netzwerk Automotive.Saarland für die Organisation des Gemeinschaftsstandes zuständig.

Im April hatte Saaris einen Brief an Aussteller verschickt, die ihre Teilnahme zugesagt hatten, um sie von der Kündigung des Standes zu informieren. „Ich war damals mehr als erstaunt“, sagt Steffen Fromm, Geschäftsführer des auf Auto-IT-spezialisierten Zulieferers Comlet Verteilte Systeme in Zweibrücken. „Schließlich hatten wir ja schon Hotels gebucht.“

Meier verteidigt die Entscheidung vom April, den Stand auf der IAA vorsorglich zu stornieren: „Im April lagen für den Stand nur vier Anmeldungen aus dem Fahrzeugbau und der Forschungslandschaft vor“, sagt er. Trotz intensiver Akquise seien kaum weitere Saar-Unternehmen für eine Teilnahme zu gewinnen gewesen.

Vor diesem Hintergrund habe Saaris angesichts eines zu hohen Kosten-Risikos die Reißleine gezogen. Für den 220 Quadratmeter großen Stand werden insgesamt fast 170 000 Euro fällig. Erst nach einer Abstimmung mit der Landesregierung habe es aus dem Wirtschaftsministerium grünes Licht gegeben, „das Kostenrisiko unter Zugrundelegung einer konzeptionellen Veränderung einzugehen“.

Die konzeptionelle Änderung heißt nun, dass sich die Saaris-Tochter Automotive.Saarland gemeinsam mit dem Unternehmensnetzwerk Autoregion den Stand teilt. Während sich bei der Autore­gion sechs Autozulieferer vorstellen – einer aus dem Saarland, fünf aus Rheinland-Pfalz – präsentiert das Saarland vor allem seine Forschung: Die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) wird mit ihren Forschungen zum autonomen Fahren ebenso auftreten wie das Sicherheitszentrum Cispa, die Saar-Uni und das Institut für Neue Materialien (INM). Außerdem stellt am Saarland-Stand der Auto-Veredeler Carlson ein Luxus-Auto aus.

Wirtschaftsstaatssekretär Jürgen Barke (SPD) bezeichnet rückblickend die Absage der IAA-Teilnahme im Land als „ärgerlich“. „Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Diesel-Debatte ist es wichtig, dass das Saarland als bedeutender Automobilstandort auf der IAA vertreten ist, und wir dort mit Selbstbewusstsein unsere Qualitäten zeigen“, sagt Barke. „Den Mix aus Forschung und Unternehmen finde ich gelungen.“ Dass nun vor allem Unternehmen aus Rheinland-Pfalz am Stand vertreten sind, unterstreiche die „funktionierende Zusammenarbeit in der Region.“ Bei der Autoregion stellt nun neben dem saarländischen Zulieferer Voit das pfälzische IT-Unternehmen Comlet aus, der Roboter-Hersteller Hahn Robotics, der Kunstoff-Teile Hersteller Schliessmeyer, der Präzisions-Fertiger Endter Sinter-Technics sowie das Entwicklungs-Unternehmen CDEuM.

Ob das Saarland bei der IAA 2019 dabei ist, ist allerdings fraglich. Meier sieht insgesamt ein abnehmendes Interesse der Autoindustrie an der Autoschau – auch große Hersteller wie Fiat, Peugeot, Volvo und Nissan sind in diesem Jahr nicht mehr bei der IAA dabei. Saaris habe deshalb bei den Zuliefern das Interesse für einen Gemeinschaftsstand auf Spezialmessen wie der Automechanica oder der IAA Nutzfahrzeuge abgefragt.

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