Meisterfeier Saar-Handwerk fordert Prämie für Gründer

Saarbrücken · Ministerpräsident Tobias Hans stellt auf der Meisterfeier vage eine Unterstützung für den Weg in die Selbstständigkeit in Aussicht.

 Rote Meisterschals zur Meisterfeier. Die Jahrgangsbesten mit Festredner Peter Müller (l.), Bundesverfassungsrichter und früherer Ministerpräsident des Saarlandes, Bernd Wegner (2. v.l.), Präsident der Handwerkskammer, Ministerpräsident Tobias Hans (2.v.r.) und HWK Hauptgeschäftsführer Arnd Klein-Zirbes (r.).

Rote Meisterschals zur Meisterfeier. Die Jahrgangsbesten mit Festredner Peter Müller (l.), Bundesverfassungsrichter und früherer Ministerpräsident des Saarlandes, Bernd Wegner (2. v.l.), Präsident der Handwerkskammer, Ministerpräsident Tobias Hans (2.v.r.) und HWK Hauptgeschäftsführer Arnd Klein-Zirbes (r.).

Foto: BeckerBredel

Das gab es noch nie bei einer Meisterfeier im Saarland. Vor seiner Rede gestern in der Saarbrücker Congresshalle spielte der frischgebackene Tischlermeister Giacomo Micheli auf seinem selbst gebauten Schlagzeug, seinem Meisterstück. Und dann erzählte er von seinem Weg, der ein Umweg war: abgeschlossenes Architekturstudium, Tischlerlehre, Meisterkurs. Danach „fiel meine Entscheidung auf die Selbstständigkeit. Seit Oktober führe ich eine Küchenstudio. Anfangs ist es nicht leicht, aber mit jedem Auftrag lernt man dazu“, sagte der Meister-Handwerker.

Damit lebt Giacomo Micheli das, was sich Politik und Handwerkskammer-Führung erhoffen – am liebsten wohl für alle 178 junge Handwerkerinnen und Handwerker, die gestern auf einer Feier mit rund 1000 geladenen Gästen ihren Meisterbrief erhielten. Denn der Nachwuchs an Handwerksunternehmern fehlt. „In den nächsten fünf Jahren stehen rund 2000 Handwerksunternehmen im Saarland zur Übernahme an“, sagte Bernd Wegner, Präsident der Handwerkskammer des Saarlandes (HWK) und stellvertretender Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion. Fast 12 000 Handwerksbetriebe mit zusammen etwa 67 000 Beschäftigten gibt es im Saarland insgesamt. Um den Schritt in die Selbstständigkeit zu erleichtern, forderte er von der Landesregierung eine Gründerprämie, wie sie mehrere Bundesländer, darunter Bayern und Baden-Württemberg, eingeführt haben. Diese Prämie könne den Meisterbonus ergänzen, der in diesem Jahr im Saarland eingeführt wurde. Mit 1000 Euro fördert das Land erfolgreiche Absolventen der Meisterprüfung. Damit ist allerdings nur ein Teil der Kosten abgedeckt, die Handwerker für ihre Meisterausbildung zu zahlen haben.

Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) versprach zwar nicht umgehend einen weiteren Geldsegen für Handwerker, stellte aber eine weitere Unterstützung in Aussicht. „Es bringt nichts, wenn wir vom Gründen sprechen, aber nicht Voraussetzungen dafür im Saarland haben“, sagte er. In ihrer Wirtschaftsstrategie setze die Landesregierung darauf, „Gründungen im Handwerksbereich aktiv voranzutreiben“.

Sein Vor-Vorgänger Peter Müller, Bundesverfassungsrichter und Festredner auf der Meisterfeier, ging über die Forderung Wegners und den vagen Versprechen von Hans hinaus. Müller setzte bei der Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Ausbildung an. Auf beiden Feldern „müssen wir spitze sein in dieser Welt“. Daraus folgerte er: „Beides muss uns gleich viel wert sein.“ Daher ist Müllers Auffassung nach nicht zu rechtfertigen, „wieso das Studium gebührenfrei ist und Gleiches für die berufliche Meisterausbildung nicht gilt“. Die naheliegende Schlussfolgerung zog er in richterlicher Zurückhaltung nicht. Er ließ offen, ob die Politik die Handwerker komplett von den Ausbildungskosten zum Meister entlasten sollte. Auch von Studiengebühren sprach er nicht. Er hatte sie in seiner Amtszeit als Ministerpräsident vor mehr als zehn Jahren eingeführt – musste sie dann im Jamaika-Bündnis aber wieder kippen.

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