Cebit Saar-Forscher zeigen Innovationen

Hannover/Saarbrücken · Uni-Wissenschaftler präsentieren neue Ideen auf der Computermesse Cebit.

 Franziska Müller führt vor, wie das Laptop die Aufnahme ihrer Hand digital umwandelt.

Franziska Müller führt vor, wie das Laptop die Aufnahme ihrer Hand digital umwandelt.

Foto: Oliver Dietze

Das erste Foto, das heute noch existiert, entstand vor knapp 200 Jahren. „Seitdem hat sich an der Bilddarstellung nicht viel verändert“, sagt Professor Thorsten Herfet, Inhaber des Lehrstuhls für Nachrichtentechnik an der Saar-Universität. Der Wissenschaftler ist dabei, das Fotografieren und Filmen zu revolutionieren. Erste Ergebnisse zeigen Herfet und sein Team am Forschungsstand der Hochschule auf der Computermesse Cebit. Seit Fotos und Filme digitalisiert werden, setzen sich die einzelnen Abbildungen aus tausenden Bildpunkten zusammen. „Uns ist es jetzt gelungen, jeden einzelnen Bildpunkt von verschiedenen Seiten auszuleuchten, so dass sich die Bilder je nach Betrachtungswinkel verändern“, sagt der Hochschullehrer. Lichtfeld-Fotografie nennt er dieses Verfahren. 64 Kameras und genauso viele Mini-Computer „ermöglichen uns, in die neuen Dimensionen des Fotografierens und Filmens vorzustoßen“, sagt er. Praktische Anwendungen sind bereits denkbar. So könnte die Tiefsee neu dargestellt werden, indem bestimmte Bildpunkte hervorgehoben werden. „Trotz einer trüben und dunklen Umgebung entstehen auf diese Weise klare Bilder“, sagt Herfet.

Eine Kamera spielt auch bei Franziska Müller eine große Rolle. Bei ihr ist das dahinter geschaltete Rechenverfahren der Star. Hält sie ihre Hand in eine Laptop-Kamera, wird das Bild von bunten virtuellen Handknochen überlagert, die jede Bewegung übernehmen. Müllers Software berechnet in Sekundenbruchteilen fortlaufend die Bewegungen der Fingerknochen und stellt sie auf dem Bildschirm dar. Müller, die am Max-Planck-Institut für Informatik in Saarbrücken forscht, kann sich unter anderem vorstellen, dass Roboter, die über künstliche Hände verfügen, so deren Bewegungsabläufe erlernen. „Das aufwändige Programmieren der Handbewegungen würde dann wegfallen“, sagt sie.

Spielerisches Programmieren schon in der Grundschule, das ist das Ziel des jungen Unternehmens Fold-IO, das Lisa Brödlin (Produktdesignerin), Michael Kellermann (Wirtschafts- und Rechtsstudium) sowie Amir Baradaran (Informatiker) gegründet haben. Sie haben Bastelbögen aus Kartonpapier entworfen, mit denen die Kinder Tiere falten können. Über eine selbsterklärende Software kann das Kind auf einer Internet-Seite die Eule dann so programmieren, dass beispielsweise ihre Augen leuchten, wenn sie berührt wird. Bis Ende des Jahres will das Gründer-Trio eine erste Produktlinie auf den Markt bringen.

Kurz vor einer Unternehmensgründung stehen auch Thilo Krüger und Endre Palatinus, die die Firma D:AI:MOND zusammen mit zwei Hochschullehrern aus der Taufe heben. Sie wollen für kleine und mittlere Unternehmen riesige Datenströme so aufbereiten, dass diese damit etwas anfangen können. Als Beispiel nennen sie das Ersatzteillager einer Autowerkstatt, bei dem auf Basis früherer Verkaufszahlen errechnet wird, welche Produkte unbedingt verfügbar sein müssen. Oder ob Kunden eher selten nachgefragte Teile in regelmäßigen Abständen bestellen. „Big Data für den Mittelstand – das könnte funktionieren“, meint Krüger.

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