Ringen um insolvente Airline Ryanair will nicht für Air Berlin bieten

Berlin · Der Chef der Fluglinie, Michael O’Leary, spricht von einem Komplott zugunsten von Lufthansa. Gewerkschaften warnen vor einem Monopol.

Die Billigfluglinie Ryanair will nicht beim Ringen um die Zukunft der insolventen Air Berlin mitmischen. „Wir werden uns in diesen Prozess nicht einbringen. Es ist ein abgekartetes Spiel“, sagte gestern Ryanair-Chef Michael O‘Leary. „Der Deal ist doch längst gemacht“, behauptete er. Auch die Fluggesellschaft Germania hatte einen Eilantrag gegen den 150-Millionen-Staatskredit für Air Berlin eingelegt. Nach Darstellung des Bundeswirtschaftsministeriums wird dies die Auszahlung jedoch nicht verzögern.

Nach der Insolvenz von Air Berlin spricht Unternehmenschef Thomas Winkelmann mit Lufthansa und mehreren anderen Interessenten über die Übernahme von Teilen der Airline. Air Berlin sprach gestern auch mit dem Nürnberger Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl, der die Fluggesellschaft komplett übernehmen möchte. Wöhrl hat allerdings noch kein konkretes Kaufangebot vorlegt. Die Bieterfrist endet am 15. September. Danach soll der Prozess zügig abgeschlossen werden. Als Interessent für Teile Air Berlins gilt auch die britische Easyjet.

Ryanair habe keinen Kontakt zu Winkelmann gehabt, sagte ­O‘Leary. Unter fairen und offenen Bedingungen wäre er durchaus interessiert gewesen. Doch die gebe es nicht. Die irische Fluglinie wirft Air Berlin und Lufthansa sowie der Bundesregierung ein Komplott vor. Die Insolvenz sei künstlich erzeugt worden, damit Lufthansa Air Berlin schuldenfrei übernehmen könne. Ein Zeichen dafür sei der Zeitpunkt der Insolvenz. Airlines hätten gerade im August das meiste Geld.

Die Staatshilfe für Air Berlin sei indirekt illegale Hilfe für Lufthansa, deren Marktanteil bei einer Übernahme auf Inlandsstrecken auf 95 Prozent steigen würde, sagte ­O‘Leary. Ryanair habe deshalb das Bundeskartellamt und die EU-Wettbewerbskommission angerufen. Die Bundesregierung geht indes weiter davon aus, dass die EU-Kommission den Überbrückungskredit von 150 Millionen Euro genehmigen werde.

Die Gewerkschaften IGL und Ufo warnten, eine Übernahme großer Teile der Air Berlin durch Lufthansa berge die Gefahr eines Monopols. „Wenn kleinere Wettbewerber um ihre Existenz fürchten müssen, sind Arbeitsplätze und der faire Wettbewerb in Gefahr“, sagte Sylvia de la Cruz von der Industriegewerkschaft Luftverkehr (IGL).

Lufthansa hat vor allem die Touristik-Tochter Niki im Blick und bietet auch für die Langstreckenflotte von Air Berlin.

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