Rollentausch in Davos

Davos · Wie erwartet steht das Weltwirtschaftsforum in Davos im Zeichen des Rollentauschs. Chinas Staatschef schwärmt von Freihandel und Globalisierung, während die US-Regierung ihren Markt schließen will.

Es war ein ungewohnter Auftakt beim Weltwirtschaftsforum in Davos : US-Außenminister John Kerry lobte den chinesischen Regierungschef Xi Jinping : "Wenn Sie mir nur die Worte vorgelesen hätten, hätte ich gedacht, dass Präsident (Barack) Obama hier ist", sagte Kerry. Zuvor hatte Xi in einem flammenden Plädoyer für weltweiten Freihandel geworben: "Wir müssen Nein sagen zum Protektionismus", sagte Li in seiner Auftaktrede. Kerry warnte die künftige US-Regierung von Präsident Donald Trump vor vereinfachten Schuldzuweisungen: "Der Handel ist nicht der Schuldige für Arbeitsplatzverluste." Probleme würden nicht gelöst, "wenn man davonrennt".

De r freie Handel und die angekündigte Abschottungspolitik von Trump stehen im Fokus des diesjährigen Weltwirtschaftsforums. Xi warnte vor neuen Konflikten, ohne Trump direkt beim Namen zu nennen. "Niemand kann als Gewinner aus einem Handelskrieg herausgehen. In China sagt man gern, dass Honigmelonen aus bitteren Trauben wachsen und dass Dornen und Brennnesseln süße Früchte geben", sagte Xi. "Nichts ist perfekt in der Welt." Natürlich habe die Globalisierung zu neuen Problemen geführt. "Aber das ist kein Grund, sie pauschal abzuwerten oder abzuschreiben ."

Der Trump-Berater Anthony Scaramucci dagegen betonte, China müsse auf die USA zugehen. Die bisherigen Handelsabkommen seien unfair und zum Nachteil der USA. Trump hatte wiederholt angekündigt, globale Handelsabkommen aufzukündigen und die US-Wirtschaft auch mithilfe hoher Schutzzölle abzuschotten und somit zahlreiche inländische Jobs zu schaffen.

Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU ) warnte vor solch einer Politik: "Abschotten bedeutet auf jeden Fall, dass die Produkte in Amerika teurer werden." Über die Pläne Trumps "werden wir sicher mit der amerikanischen Regierung noch einmal reden müssen", sagte Kauder in Berlin.

Die Herausforderungen der Globalisierung können nach Überzeugung von Philipp Rösler , Vorstand des Weltwirtschaftsforums, nur gemeinsam gelöst werden. "Die Antwort auf die Herausforderungen der Globalisierung ist: globale Kooperation, nicht weniger, sondern mehr", sagte der frühere Bundeswirtschaftsminister. Am WEF nehmen etwa 3000 Spitzenpolitiker, Top-Manager und Wissenschaftler teil. Für die Bundesregierung sind Finanzminister Wolfgang Schäuble , Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen und Gesundheitsminister Hermann Gröhe (alle CDU ) in Davos . In einem Schritt zum Schutz der Meere haben sich 40 der größten Konzerne der Welt verpflichtet, weniger und umweltfreundlicheres Plastik zu verwenden. Die Unternehmen wie Procter & Gamble, Unilever , Coca-Cola, Danone und Dow Chemical schlossen sich im Vorfeld des Weltwirtschaftsforums einer Initiative der britischen Seglerin Ellen MacArthur an. Sonst würden die Weltmeere 2050 mehr Plastik als Fische enthalten, warnten die Unterzeichner. 20 Prozent der weltweiten Plastikproduktion könnten mit Gewinn wiederverwertet und weitere 50 Prozent recycelt werden, statt auf Müllkippen zu landen und die Ozeane zuzumüllen. Unilever will bis 2025 nur noch voll wiederverwertbare, recyclingfähige oder kompostierbare Plastikverpackungen einsetzen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort