Rhein macht Binnenschiffern Sorge

Saarbrücken/Mainz · Die Wasserstände am Rhein sind so niedrig wie lange nicht mehr. Damit ist zwar die Versorgung mit Schiffsfracht für die Saarindustrie nicht gefährdet. Doch die Stahlkocher muss schon höhere Kosten stemmen.

 Die Rheinschiffer müssen die Fracht-Tonnage erheblich zurückfahren, da der Wasserstand des Flusses bedenklich niedrig ist. Foto: berg/dpa

Die Rheinschiffer müssen die Fracht-Tonnage erheblich zurückfahren, da der Wasserstand des Flusses bedenklich niedrig ist. Foto: berg/dpa

Foto: berg/dpa

Austrocknen wird der Rhein zwar nicht. Aber die Wasserstände, die derzeit an dem wichtigsten deutschen Fluss gemessen werden, stimmen Experten inzwischen bedenklich. "Seit rund 60 Jahren sind die Wasserstände am Rhein Anfang Januar nicht mehr so niedrig gewesen", heißt es auf dem Internet-Portal "Wetter-Online". Grund sind die seit November geringen Niederschläge, und mit einem Ende der "Trockenzeit" ist noch nicht zu rechnen.

Für die Fracht-Schifffahrt hat das erhebliche Auswirkungen. Die Kähne können nicht mehr voll beladen werden, weil die Gefahr besteht, dass sie auf Grund laufen. Dadurch steigen die Frachtkosten. "Der Transport von 1000 Tonnen Kokskohle ist dann fast genauso teuer, als wenn das Schiff mit 2000 Tonnen beladen wäre", sagt Albert Schöpflin, Chef des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts Saarbrücken.

Für die saarländische Stahlindustrie hat das schon jetzt zur Folge, dass es "zu Beeinträchtigungen in der Disposition der Schiffe kommt", sagt eine Sprecherin der Stahl-Holding Saar (SHS). Das gelte sowohl für den Bezug von Kokskohle und Erz als Grundstoffe der Roheisen-Produktion in Dillingen als auch für den Abtransport der Stähle. Bei begrenzter Ladekapazität müssten zusätzliche Schiffe be- und entladen werden. Auch die Mehrkosten müssten geschultert werden.

Ein Rohstoff-Notstand werde aber nicht eintreten, da die Versorgungssicherheit "durch Alternativszenarien über Bahn und Lkw gewährleistet ist", so die SHS-Sprecherin. Auch die Saar-Kohlekraftwerke werden weiter Strom produzieren können, da sie weitgehend über Güterzüge mit Steinkohle versorgt werden. Allerdings "stellen die Wasserwege Mosel und Saar ein wichtiges zweites Standbein in der Belieferung unserer Saar-Standorte dar", sagt ein Sprecher des Kraftwerksbetreibers Steag. Diese Alternative werde genutzt, falls Versorgungsspitzen abgedeckt werden müssten oder "wenn es aufgrund von Frost zu Engpässen in der Belieferung per Bahn kommt". Grundsätzlich hätten die Kraftwerke immer so viel Kohle auf Lager, dass die Stromfabriken in Völklingen-Fenne und Weiher einen Monat lang durchgehend mit Volllast betrieben werden könnten. In Bexbach seien es sogar zwei Monate.

An den Frachtmengen, die über die Saar transportiert werden, "hat sich noch nichts geändert", erläutert Wasserbehörden-Chef Schöpflin. Diese lägen bei 10 000 Tonnen täglich. Außerdem schlage das Niedrigwasser auf dem Rhein auch nicht auf Saar und Mosel durch, "da wir durch unser Schleusensystem einen weitgehend konstanten Wasserstand sicherstellen können".

Beim Mainzer Logistik-Unternehmen Frankenbach nehmen die Disponenten inzwischen wahr, "dass Schiffsfracht auf die Bahn oder die Schiene umgelenkt wird", sagt Prokurist Reinhard Oswald. Die Firma, die das Saarland mehrmals pro Woche mit dem Rhein-Saar-Mosel Containerexpress ansteuert, kann über ihren Mainzer Trimodal-Terminal alle drei Verkehrsträger - Binnenschiff, Bahn und Lkw - bedienen, "sodass wir Veränderungen sofort mitbekommen", sagt Oswald. Dramatisch sei dies jedoch noch nicht. DB Cargo, die Frachttochter der Bahn, meldet sogar, "dass keine Auswirkungen erkennbar sind".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort