Konjunktur Rekordstimmung in der Wirtschaft

München/Saarbrücken · Hohe Wachstumsraten, ungebrochener Optimismus. Die deutsche Wirtschaft ist in bester Laune. Auch an der Saar ist die Stimmung gut.

 Container-Lastwagen fahren in den Hamburger Hafen. Deutschland profitiert vor allem von seiner Exportstärke.

Container-Lastwagen fahren in den Hamburger Hafen. Deutschland profitiert vor allem von seiner Exportstärke.

Foto: dpa/Christian Charisius

Die deutsche Wirtschaft geht mit bester Laune in den Jahresendspurt. Das zeigen die Konjunkturumfragen und die wirtschaftlichen Gesamtdaten. Der Geschäftsklima-Index des Münchner Ifo-Instituts ist im November auf ein neues Rekordhoch gestiegen. Er erhöhte sich um 0,7 Punkte auf 117,5 Zähler, teilte das Institut gestern mit. Damit wurde der Bestwert aus dem Vormonat noch einmal übertroffen.

Am Vortag hatte das Statistische Bundesamt bereits ähnlich gute Zahlen bekannt gegeben: Demnach steuert Deutschland nach einem starken dritten Quartal auf das höchste Wachstum seit sechs Jahren zu – ungeachtet der politischen Turbulenzen in Berlin. Angetrieben vom Exportboom und steigenden Investitionen stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal um 0,8 Prozent.

Auch für das kommende Jahr verbesserten sich die Erwartungen deutlich, nur die Bewertung der aktuellen Lage verschlechterte sich leicht. „Die deutsche Wirtschaft steuert auf eine Hochkonjunktur zu“, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Für das Gesamtjahr erwartet das Institut für Deutschland ein Wachstum von 2,3 Prozent

Für das Saarland ist eine ähnlich positive Entwicklung nicht zu erwarten. Die saarländische Industrie- und Handelskammer (IHK) geht von einem Wachstum von einem Prozent für dieses Jahr aus. „Die Saarwirtschaft dürfte damit nur halb so schnell wachsen wie die deutsche Wirtschaft im Ganzen“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Heino Klingen.

Die Stimmung ist allerdings auch in saarländischen Unternehmen gut. In der IHK-Konjunkturumfrage, an der sich rund 300 Unternehmen mit etwa 120 000 Beschäftigten beteiligen, stieg der Lageindikator um 3,7 Punkte auf 49,9 Zähler und erreichte damit ebenfalls ein Rekordniveau. Beim Blick in die Zukunft allerdings bleiben die Saar-Unternehmen eher skeptisch: Der Erwartungs-Indikator, der einen Ausblick auf die kommenden sechs Monate wirft, verringerte sich um 2,1 auf 3,4 Punkte, liegt damit aber noch immer im positiven Bereich. „Das heißt: Der Aufschwung wird sich auch in den Wintermonaten fortsetzen. Die Impulse kommen überwiegend aus dem Ausland, vor allem aus dem wieder erstarkten Euroraum. Dagegen bleibt die Binnenkonjunktur trotz hoher Beschäftigung, steigender Einkommen und niedriger Zinsen eher schwach“, sagt Klingen.

Insgesamt bewerten 54 Prozent der Saar-Unternehmen ihre Geschäftslage mit gut, 42 Prozent mit befriedigend und nur vier Prozent mit schlecht. Mit Schwung laufen die Geschäfte im Fahrzeugbau sowie in der Medizin-, Mess- und Regeltechnik. Etwas verhaltener ist die Situation im Ernährungsgewerbe, in der Metallbearbeitung, im Stahlbau, im Maschinenbau, bei den Gießereien sowie in der Keramikindustrie. Durchaus zufriedenstellend ist die Lage in der Elektroindustrie, der Gummi- und Kunststoff­industrie sowie in der Bauwirtschaft. Das gilt auch für die Stahlindustrie, wo sich die Margen wieder verbessert haben.

Für die kommenden sechs Monate rechnen neun Prozent der Betriebe mit besseren, 86 Prozent mit gleichbleibenden und nur fünf Prozent mit schlechteren Geschäften. „Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Standort Deutschland vor beachtlichen Herausforderungen steht“, mahnt der IHK-Chef. „Wir brauchen insbesondere mehr Tempo bei der Umsetzung der digitalen Agenda sowie beim Ausbau der Verkehrs- und Netzinfrastruktur.“ Klingen nennt auch die Absenkung der im internationalen Vergleich überdurchschnittlichen Steuer- und Abgabenlast für Unternehmen und Bürger. Die Wirtschaft brauche in all diesen Fragen Planungssicherheit. „Deshalb benötigen wir in unserem Land rasch eine stabile und handlungsfähige Regierung“, betont Klingen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort