Regionalangaben bei vielen Lebensmitteln ohne jede Aussagekraft
Saarbrücken/Berlin · Für viele Verbraucher ist regionale Erzeugung ein Kaufargument, deshalb werben Supermärkte gerne mit Regionalität. Transparent ist das oft aber nicht, meint die Verbraucherschutzzentrale.
Auch wenn auf der Verpackung "Das Beste von hier" oder "Gutes aus der Heimat" steht, kann das Produkt aus hunderten Kilometern Entfernung stammen. So lautet das Ergebnis eines bundesweiten Marktchecks mit mehr als 120 Artikeln aus Supermärkten, Discountern und Bioläden, das die Verbraucherzentralen gestern veröffentlichten. Demnach sind regionale Herkunftsnachweise bei vielen Lebensmitteln wenig aussagekräftig und führen Käufer schlimmstenfalls in die Irre.
"Manchmal ist lediglich der Firmensitz oder die Rezeptur regional, während die Zutaten deutlich weiter reisen mussten", sagte Ernährungsreferentin Barbara Schroeter von der Verbraucherzentrale Saarland. Oder Obst und Gemüse werde als "regional" beworben, obwohl als Herkunftsangabe bloß "Deutschland" zu finden sei. Was genau sich dahinter verbirgt, bleibe dem Verbraucher aber verborgen.
Positiv bewertet die Verbraucherzentrale das freiwillig auf Packungen gedruckte Regionalfenster. Das blau-weiße Kennzeichnungsfeld gebe "Auskunft über Region, Ort der Verarbeitung, Anteil der verwendeten regionalen Zutaten sowie die Kontrollstelle", erklärte Schroeter. Im Saarland aber sei im Bereich Obst und Gemüse lediglich bei Edeka ein großer Teil der Produkte mit dem Regionalfenster ausgestattet. In den anderen Ketten finde man es nur vereinzelt.
Schroeter würde sich deshalb wünschen, dass das freiwillige Regionalfenster verpflichtend wird. Regionalwerbung helfe Supermärkten bei der Vermarktung ihrer Produkte, sagte Schroeter, denn regionale Erzeugung sei für viele Supermarktkunden ein Kaufargument. "Manche sagen sogar, ‚regional‘ sei das neue ‚Bio‘." Deshalb sei es wichtig, Verbraucher vor unseriöser Werbung zu schützen.
Roland Theis , parlamentarischer Geschäftsführer der saarländischen CDU-Landtagsfraktion , strebt dagegen eine Selbstverpflichtung des Einzelhandels an. "So sollte wenigstens die genaue Anbauregion benannt werden", sagte er. Davon würden nicht nur die Verbraucher profitieren, sondern auch die regionale Landwirtschaft.