Privatbahn Vlexx fährt ab 2019 mehr Saar-Strecken

Saarbrücken/Mainz · Die Streckenausschreibung des Nahverkehrs der Bahn an der Saar ab 2019 ist entschieden. Die Privatbahn Vlexx erhielt in einem Teil des Netzes den Vorzug vor der Deutschen Bahn.

 Die Bahnbetriebe DB-Regio und Vlexx bedienen ab 2019 gemeinsam die Saar-Strecken. Foto: DB

Die Bahnbetriebe DB-Regio und Vlexx bedienen ab 2019 gemeinsam die Saar-Strecken. Foto: DB

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Die in Mainz ansässige Privatbahn Vlexx wird ab 2019 mehr Bahnstrecken im Saarland bedienen. Das gab gestern das saarländische Wirtschaftsministerium als Ergebnis der Ausschreibung für den Nahverkehr bekannt. Die Vereinbarung gilt 15 Jahre und wird von den in Rheinland-Pfalz zuständigen Aufgabenträgern mitgetragen. Dies sind die Zweckverbände Schienenpersonen-Nahverkehr Nord und Süd. Der Auftrag umfasst 2,3 Millionen Zugkilometer. Betroffen sind die Strecken von Saarbrücken nach Lebach, von Saarbrücken nach Neubrücke über St. Wendel, von Saarbrücken über Merchweiler und Neunkirchen nach Homburg sowie die Strecke zwischen Homburg und Illingen. Die DB Regio behält die Strecke Schweich-Trier-Saarbrücken-Kaiserslautern. In Rheinland-Pfalz kommt 2020 die Strecke Trier-Saarburg hinzu. Insgesamt bedeutet dies ein Volumen von 3,2 Millionen Kilometer im Jahr.

Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD ) betonte, die Vergabe der Strecken sei nach zwingenden Vorgaben des EU-Rechts und des nationalen Vergaberechts erfolgt. Den Zuschlag für die jeweilige Strecke habe immer das Verkehrsunternehmen auf der Basis bestimmter Qualitätsstandards und des wirtschaftlichsten Angebotes erhalten. Vlexx-Geschäftsführer Frank Höhler sagte: "Wir können unseren Wirkungsbereich an der Saar ausbauen. Die neuen Strecken passen auch zu unserer Regionalexpress-Linie RE 3 zwischen Saarbrücken und Mainz nach Frankfurt." Die Kunden könnten sich "auf einen stabilen Verkehr und gute Qualität einstellen". Mitarbeiter von DB Regio bekämen ein Übernahmeangebot. Auch wolle man weitere Lokführer und Fahrgastbetreuer ausbilden.

Kritik an Vergabe

DB-Regio-Betriebsratschef Ralf Damde kündigt eine Betriebsversammlung für Freitag, 20. Januar, 10.30 Uhr in der Congresshalle an. Darin wird der Arbeitgeber aufgefordert, über Folgen für das Personal zu informieren. Nach Ansicht von Damde hatte DB Regio wegen Auflagen in der Ausschreibung keine Chance, alle Strecken zu gewinnen.

"Wenn ein Anbieter, der bereits ein anderes Netz betreibt, ein Angebot abgeben muss, das 30 Cent pro Kilometer niedriger sein muss, als die der Mitbewerber, die noch keine Strecken betreiben, dann ist das kein fairer Wettbewerb", sagt Thomas Lutze von den Saar-Linken, Mitglied im Verkehrsausschuss des Bundestages. In der Landespressekonferenz sagte CDU-Fraktionschef Peter Hans, Vlexx und DB Regio müssten garantieren, dass es nicht zu Zugausfällen kommt. Linksfraktionschef Oskar Lafontaine sagte: "Wir sind grundsätzlich dafür, dass solche Dienstleistungen öffentlich-rechtlich organisiert sind." Die Löhne würden bei Privatisierungen sinken. Vlexx zahle schlechtere Löhne. Man müsse aber auch die Interessen der Bahnkunden berücksichtigen. Grünen-Bahnexperte Michael Neyses kritisierte die Vergabe nur aufgrund der Preisangebote. Piraten-Fraktionschef Michael Hilberer meinte, der Schuss könne nach hinten losgehen.

Meinung:

Verlässlichkeit zählt

Von SZ-Redakteur Thomas Sponticcia

Eindeutiger Gewinner der Streckenausschreibung an der Saar ist die Privatbahn Vlexx. Als sie Ende 2014 die erste Strecke von Saarbrücken zum Flughafen Frankfurt bediente, kam es noch zu vielen Zugausfällen und Verspätungen, fehlte auch Personal. Man darf davon ausgehen, dass Vlexx heute deutlich besser auf den Betrieb vieler Nahverkehrsstrecken an der Saar ab 2019 vorbereitet ist. Verlässlichkeit zählt. Verlierer ist die DB Regio. Vor allem der Preis hat die Ausschreibung bestimmt. Die DB Regio hat in der Vergangenheit größtenteils verlässlich gearbeitet. Das Land muss deshalb jetzt helfen, dass betroffene DB-Mitarbeiter Arbeit finden: in anderen Regionen oder bei der Vlexx.

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