Höchster Stand seit der Euroeinführung Preis für Butter schießt in die Höhe

Berlin · Viele Konsumenten sind auf den Geschmack gekommen. Das ist aber nicht der einzige Grund für den Preisanstieg.

 Der Preis für ein 250-Gramm-Stück Butter ist bei den Discountern Aldi und Lidl auf 1,99 Euro gestiegen – der höchste Stand seit Einführung des Euro.

Der Preis für ein 250-Gramm-Stück Butter ist bei den Discountern Aldi und Lidl auf 1,99 Euro gestiegen – der höchste Stand seit Einführung des Euro.

Foto: dpa/David-Wolfgang Ebener

Der Preis für Butter ist explodiert. Verlangten Discounter wie die Schwesterunternehmen Aldi Nord und Aldi Süd vor knapp anderthalb Jahren noch 75 Cent für eine 250-Gramm-Packung, so sind es seit Anfang September 1,99 Euro – der höchste Stand seit Einführung des Eurobargeldes 2002.

Warum ist der Butterpreis zuletzt so stark gestiegen?

„Das Angebot reicht derzeit nicht aus, um die Nachfrage zu bedienen“, sagt Andreas Gorn, Milchmarktexperte der Agrarmarkt Informationsgesellschaft. Zuletzt war weniger Milch verfügbar, dadurch auch weniger Fett. Zudem war der Fettgehalt teils unterdurchschnittlich. „Weniger Milch plus weniger Milchfett ist der eine Baustein“, sagt Björn Börgermann vom Milchindustrie-Verband. Und der andere? „Es gibt in der EU keine Butterberge mehr.“ Die Lager sind leer, die Vorräte aufgebraucht.

Warum ist Milchfett derzeit so beliebt?

„Der Verbrauch von Sahne, Butter und Co. als Geschmacksträger hat deutlich zugenommen in den letzten Jahren“, sagt Börgermann. Zudem nutze die weiterverarbeitende Industrie lieber tierisches Fett, also Milchfett, als pflanzliches Fett in ihren Rezepturen. Ein wichtiger Grund ist also ein verändertes Konsumverhalten: „Viele Verbraucher kehren zurück zu mehr Genuss, da ist Fett ein wichtiger Faktor“, sagt auch Gorn. Auch die Käseproduktion, für die viel Fett notwendig ist, sei zuletzt ebenfalls kontinuierlich gestiegen.

Wie viel Butter wird in Deutschland gebraucht?

2016 hat jeder Mensch in Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Schnitt etwa sechs Kilogramm Butter verbraucht. Aber: „Angesichts kräftiger Preisanhebung­en verzeichnete Butter den deutlichsten Nachfragerückgang unter den Molkereiprodukten“, stellte etwa die Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen im Juni fest. Steigendes Interesse gibt es hingegen an sogenannten Streichmischfetten – tierisches Fett kombiniert mit pflanzlichem Fett –, die zum großen Teil auch aus Butter bestehen. „Der Verbraucher schätzt diese relativ neue Produktkategorie, die für ihn einen Mehrwert bringt und für die er bereit ist, mehr zu bezahlen“, so die Landesvereinigung.

Wird das Kuchenbacken zur Adventszeit also teurer?

Eine Trendwende ist nicht in Sicht. „Dass es bei der Butter bis zum Jahresende deutlich günstiger wird, sehe ich nicht“, sagt Gorn. Und beim Rohstoff Milch steht voraussichtlich zum 1. November der nächste Preisaufschlag bevor. Trinkmilch, Quark und Joghurt werden zwei Mal im Jahr verhandelt, im Mai und im November, während die Butterpreise sich monatlich verändern können. Auch die Milchpreise sind seit Mitte des vergangenen Jahres deutlich gestiegen. „Das ist in weiten Teilen diesen sehr hohen Fettpreisen geschuldet, in erster Linie der Butter, aber auch Vollmilchpulver und Käse sind teurer“, sagt Gorn.

Wer profitiert von den Preiserhöhungen?

Preis für Butter schießt in die Höhe
Foto: SZ/Baltes, Bernhard

Der Handel behält eine Spanne ein, mal mehr, mal weniger. „Aber natürlich zahlt der Handel derzeit höhere Preise an die Molkereien“, sagt Gorn. Auch Börgermann sagt, Molkereien könnten „mit stabilen Erlösen“ rechnen. Vor allem aber wirbt er mit Vorteilen für die Erzeuger: „Die höheren Preise für die Produkte ermöglichen nun höhere Milchauszahlungspreise.“ Seit Mitte 2016 sind die Milchpreise kräftig gestiegen. Im Juli 2017 erhielten Landwirte im Bundesschnitt 36,1 Cent je Liter, im Vorjahresmonat waren es nur 23,2 Cent. „Der Milchpreis sollte wohl mindestens zwischen 30 und 35 Cent netto liegen, um gewinnbringend Milch produzieren zu können als Erzeuger“, sagt Börgermann. Die Bauern halten etwa 40 Cent für notwendig.

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