Jubiläum der Deutschen Post Deutsche Post seit 25 Jahren privatisiert

Bonn · Der Konzern ist mittlerweile hoch profitabel – doch mit dem steigenden Umsatz häufen sich auch die Beschwerden.

 Rund  340 000 Mitarbeiter hatten die Bundespost-Dienste vor der Privatisierung. Heute sind es noch 220 000.

Rund  340 000 Mitarbeiter hatten die Bundespost-Dienste vor der Privatisierung. Heute sind es noch 220 000.

Foto: dpa/Martin Gerten

(dpa) Die Gelben waren ein milliardenschwerer Verlustbringer, die Grauen hingegen hochprofitabel: 25 Jahre ist es nun her, dass die Bundespost mit ihren gelben Postdiensten und der grauen Fernmeldetechnik aufhörte zu existieren. Als Nachfolger entstanden am 1. Januar 1995 die Deutsche Post und die Deutsche Telekom — beide als Aktiengesellschaften, deren Anteile der Staat aber erst Jahre später an die Börse brachte. Heute ist aus dem hochdefizitären nationalen Postdienst ein profitabler, weltweit tätiger Großkonzern geworden. Man habe eine „tolle Erfolgsgeschichte“ geschrieben, sagt Post-Chef Frank Appel im Rückblick.

Im Kern ging es darum, wie Wettbewerber in den Markt kommen und das Angebot für Verbraucher verbessert wird, ohne dass die Nachfolger der Bundespost Schlagseite bekommen. Treiber der Privatisierung war die Fernmeldetechnik, also die spätere Telekom.

„Alternativlos“ sei der Schritt gewesen, sagt der damalige SPD-Bundestagsabgeordnete Arne Börnsen (75). „Ohne die Privatisierung wäre die Post vor die Hunde gegangen.“ Die Post wurde eigenständig und wuchs mit der 2002 abgeschlossenen Übernahme der Kurierfirma DHL zur globalen Größe. Dienste wie Express-Sendungen und Packstationen kamen hinzu, der Konzern bestand im weltweiten Wettbewerb.

Rund 340 000 Mitarbeiter hatten die Bundespost-Postdienste Ende 1994 in Deutschland, heute sind es noch 220 000 – bei deutlich mehr Dienstleistungen, aber einem weitgehend an Externe abgegebenen Filialnetz. Der Einfluss des Bundes auf den Ex-Staatsmonopolisten ist noch immer groß: Die staatliche KfW hält 21 Prozent der Aktien. Laut Bundesnetzagentur liegt der Umsatz-Marktanteil der Deutschen Post DHL im Inland bei 44 Prozent bei Paketen und 86 Prozent bei Briefen. Zu hoch, findet etwa die Monopolkommission – die Konkurrenz habe es zu schwer. Zu ihr gehören der Briefdienstleister Postcon sowie die Paketfirmen DPD, Hermes, GLS und UPS.

Der Post-Betriebsratschef Thomas Koczelnik sagt, er habe damals große Befürchtungen und Ängste um den Arbeitsplatz gehabt. Zusammen mit der Postgewerkschaft setzte er sich vergeblich für eine Umwandlung in eine Anstalt des öffentlichen Rechts ein, damit die Schutzfunktion des Staats für die Firma möglichst stark bleibt. Der Weg in die Privatisierung habe „zu einem riesigen Arbeitsplatzabbau geführt, der immerhin sozialverträglich war“, sagt der 52-Jährige, der seit 1985 für die Post arbeitet. Die Gewerkschaft habe damals Schutzverträge im Sinne der Belegschaft erstritten. „Im Rückblick haben sich meine Befürchtungen von damals nicht bestätigt.“

Nur die steigenden Beschwerdezahlen wegen zu spät oder falsch zugestellter Sendungen passen nicht ins Bild eines Branchenprimus. 2019 habe es 17 200 Beschwerden gegeben – ein Drittel mehr als 2018. Eine weitere, 2020 anstehende Postreform könnte dem Konzern betriebswirtschaftlich Aufwind geben, etwa wenn die Pflicht zur Montagszustellung von Briefen wegfällt. Der Markt ist wegen des Internets im Wandel: Der Briefmarkt schrumpft, der Paketversand boomt. Das seit Mitte 2019 geltende höhere Porto für Briefe und ein ab 2020 greifender Preisaufschlag für Pakete dürften die Kassen beim Inlandsgeschäft kräftig klingeln lassen. „Die Deutsche Post DHL Group ist stärker aufgestellt als jemals zuvor“, sagt Vorstandsboss Appel und macht den Eindruck, als strotze sein Konzernriese vor Kraft.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort