Wohl weiter systemrelevant Positives Signal für Saar-Kraftwerke

Essen/Saarbrücken · Der Energiekonzern Steag geht davon aus, dass seine Kraftwerke an der Saar auch über April 2019 hinaus am Netz bleiben werden.

 Steag-Chef Joachim Rumstadt glaubt weiter an die Steinkohle

Steag-Chef Joachim Rumstadt glaubt weiter an die Steinkohle

Foto: STEAG/Steag

Der Essener Energiekonzern Steag will für seine saarländischen Kohle-Kraftwerke Weiher (Quierschied) und Bexbach in den kommenden Wochen bei der Bundesnetzagentur erneut die vorläufige Stilllegung beantragen, wie es das Unternehmen bereits vor zwei Jahren einmal gemacht hatte. Das bestätigte der Vorsitzende der Steag-Geschäftsführung, Joachim Rumstadt, am Rande der Bilanzpressekonferenz. Allerdings hatte der Übertragungsnetzbetreiber Amprion die beiden Stromfabriken damals als systemrelevant eingestuft, so dass die Kraftwerke weiter am Netz bleiben mussten, um bei Bedarf elektrische Energie liefern zu können. Diese Einstufung läuft im April 2019 aus und muss von Amprion dann wieder verlängert werden.

Rumstadt geht davon aus, dass die Systemrelevanz über April 2019 hinaus weiter fortbesteht, so dass die Arbeitsplätze der rund 250 Beschäftigten an beiden Standorten gesichert sind. Denn Steinkohle-Kraftwerke „sind das Rückgrat der Energiewende“, sagt er. Wenn Sonne und Wind als Stromlieferanten nicht zur Verfügung stehen, können Steinkohle-Blöcke „bei solchen Dunkelflauten innerhalb weniger Stunden ihre Leistung ins Netz speisen“. Schon bei geringer Auslastung würden sie wirtschaftlich arbeiten. Im direkten Vergleich „schneiden Braunkohlekraftwerke bei der Flexibilität und Gaskraftwerke bei der Wirtschaftlichkeit deutlich schlechter ab als Stromfabriken auf Basis von Steinkohle“. Rumstadt ist darüber hinaus überzeugt, dass spätestens Anfang des kommenden Jahrzehnts die Preise an der Strombörse ansteigen, so dass Kohlekraftwerke auch wieder einen zufriedenstellenden Ergebnisbeitrag abliefern könnten.

Derzeit sind sie davon weit entfernt. Die beiden großen Saar-Kraftwerke seien seit April 2017 „nur eine zweistellige Stundenzahl am Netz gewesen“, rechnet der Steag-Chef vor. Durch die Einstufung als systemrelevant würde Amprion die laufenden Kosten der Anlagen jedoch übernehmen, so dass sie verlustfrei betrieben werden könnten. Zudem würde Amprion für die Erhaltungsinvestitionen in den Kraftwerken aufkommen.

Wie vor einigen Wochen angekündigt, ist außerdem das Modelkraftwerk (MKV) in Völklingen-Fenne, das auch Steag gehört, Anfang April in den sogenannten Saisonbetrieb übergegangen. Das heißt, es liefert bis Ende September ebenfalls keinen Strom. Insgesamt beschäftigt Steag im Saarland rund 1000 Mitarbeiter. Neben den Mitarbeitern in den Kraftwerken sind das vor allem die Frauen und Männer, die bei der Saarbrücker Tochter Steag New Energies (SNE) tätig sind. SNE produziert unter anderem Strom aus Grubengas, betreibt die Fernwärmeschiene Saar und ist zusammen mit regionalen Partnern auf den Feldern Biogas, Biomasse und Geothermie bundesweit tätig.

Insgesamt ist die Steag, die im Konzern rund 6500 Frauen und Männer beschäftigt, recht ordentlich durch das Geschäftsjahr 2017 gekommen. Den Umsatz hat das Unternehmen um 258 Millionen Euro auf 3,63 Milliarden Euro gesteigert. Das operative Ergebnis (Ebit) wuchs um mehr als 60 Prozent auf 197,3 Millionen Euro. Allerdings trugen zu dieser Verbesserung auch Maßnahmen bei, die Finanz-Geschäftsführer Michael Baumgärtner unter „Portfolio-Optimierung“ verbuchte. Darunter fielen Verkäufe von Firmen oder Anteilen an Unternehmen, für die die Steag im Konzern keine Zukunft sah. Im Saarland gehörte der Verkauf des Steag-Stromnetzes an den Gasnetz-Betreiber Creos dazu.

Auf der anderen Seite ist der Konzern, der über die Beteiligungsgesellschaft KSBG kommunalen Unternehmen aus dem Ruhrgebiet gehört, auch dabei, sich neue Geschäftsfelder zu erschließen. Dazu gehört die Müllverbrennung – Steag hat dem schwedischen Energiekonzern Vattenfall 2016 zwei Anlagen abgekauft. Ein weiteres stabiles Geschäftsfeld soll der Rückbau von Atomkraftwerken werden. Darüber betritt das Unternehmen auch im internationalen Energiegeschäft Neuland. So will die Steag mit heißem Wasser aus der Tiefe in Südostasien Strom gewinnen. Probebohrungen laufen dazu in Indonesien.

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