Kritik an Strompreisen Grüne sehen Abzocke bei vielen Stromanbietern

Berlin · Die Bundesbürger müssen 2019 für Strom deutlich tiefer in die Tasche greifen. Bundesweit haben bereits rund 430 Versorger Strompreiserhöhungen angekündigt. Aus der Sicht der Grünen handelt es sich dabei zum Teil um Abzocke.

 (Symbolbild)

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Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

So kommt eine neue Experten-Studie im Auftrag der Bundestagsfraktion zu dem Ergebnis, dass die Konzerne im kommenden Jahr rund 600 Millionen Euro zu viel bei ihren Kunden abkassieren werden.

Mehr als die Hälfte der 820 Grundversorger in Deutschland drehen bisher an der Preisspirale. Im Durchschnitt beträgt der Anstieg 1,5 Cent pro Kilowattstunde, also knapp fünf Prozent. In der Studie der Grünen, die unserer Redaktion vorliegt, heißt es, die Bandbreite der Erhöhungen sei sehr groß. „Neben einigen Unternehmen, die ihre Preise auch senken, fallen eine Reihe von Unternehmen mit drastischen Preiserhöhungen auf“, ist in der Studie zu lesen. Die Versorger würden sich dabei auf gestiegene Beschaffungskosten am Großhandelsmarkt sowie steigende Netzentgelte berufen.

Der Leverkusener Energieexperte Gunnar Harms, der für die Grünen in einem Gutachten die Marktsituation umfassend analysiert hat, kommt indes zu dem Ergebnis, dass sich durch höhere Beschaffungskosten maximal eine Preissteigerung von einem Cent pro Kilowattstunde begründen lässt. Auch würden die zu Jahresbeginn steigenden Netzentgelte durch sinkende Abgaben wieder ausgeglichen. Das Fazit des Experten fällt eindeutig aus: „Die Konzerne verlangen im Mittel 0,5 Cent zu viel von ihren Kunden.“ Hochgerechnet auf den Strombedarf aller Haushaltskunden in Deutschland mit insgesamt rund 120 Milliarden Kilowattstunden im Jahr „ergibt sich ein Betrag von circa 600 Millionen Euro, der von den Unternehmen insgesamt zu viel vereinnahmt wird“. Nach Angaben des  Vergleichsportals Verivox wird eine Familie mit einem Verbrauch von 4000 Kilowattstunden jährlich rund 55 Euro mehr bezahlen müssen.

Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer kritisierte das Vorgehen der Stromversorger. „Es ist immer das gleiche Spiel: Sinken die Beschaffungskosten wie in den letzten Jahren, geben die Energieversorger das nicht oder nur unzureichend an ihre privaten Endkunden weiter“, so der Grüne. „Steigen sie dagegen wie dieses Jahr, legen die Versorger noch ordentlich einen Schnaps oben drauf.“ Weiter kritisiert Krischer, ein großer Teil der Verbraucher mache „immer noch klaglos jede noch so ungerechtfertigte Preiserhöhung seines Versorgers mit“.

Die Unternehmen würden offenbar in ihrer Strategie vor allem darauf setzen, „dass die allermeisten Kunden vergesslich sind und nicht wechseln“. Doch mit dem Wechsel des Anbieters, so Krischer weiter, könne man unter Umständen „eine Menge Geld sparen“. Es lohne sich also, die Preise der verschiedenen Stromanbieter in Deutschland miteinander zu vergleichen, rät der Grünen-Politiker. Tipps zum Anbieterwechsel finden sich im Internet bei verschiedenen Vergleichsportalen.

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