Playmobil streitet mit der IG Metall

Zirndorf · Die IG Metall ist im Playmobil-Betriebsrat die stärkste Kraft geworden und will nun endlich eine Tarifbindung durchsetzen. Das Management des mit 616 Millionen Euro Umsatz zweitgrößten Spielwarenherstellers signalisiert Widerstand.

Gewerkschafter als Playmobil-Figuren wird es wohl nie geben. Ihre Pendants aus Fleisch und Blut hatten es beim Spielwarenhersteller jedenfalls stets schwer. Der vor gut einem Jahr verstorbene Firmenpatriarch Horst Brandstätter galt als Gewerkschaftsfresser.

Begonnen hat das Ringen um ein Eindringen der IG Metall in das Zirndorfer Unternehmen noch zu seinen Lebzeiten, als 2014 eine Liste der IG Metall nicht zu Betriebsratswahlen zugelassen wurde. Vor Arbeitsgerichten haben Gewerkschafter aber eine Neuwahl erstritten, die vorige Woche abgehalten wurde. "Wir sind mit Abstand die stärkste Fraktion", freut sich Gewerkschafter Reiner Gehring. Neun von 21 Betriebsräten stellt die IG Metall nun, womit die Verhältnisse endlich klar sein sollten. Sind sie aber nicht.

"Die Geschäftsführung analysiert die Betriebsratswahl und berät das weitere Vorgehen", erklärt Björn Seeger von der Unternehmensberatung Engel & Zimmermann. Die fungiert als Sprachrohr zur Öffentlichkeit. Seit Brandstätters Tod gehört Playmobil einer Stiftung. Die operative Führung liegt mittlerweile bei einem Trio gleichberechtigter Vorstände, die offenkundig zumindest eines eint - Vorbehalte gegenüber der IG Metall .

Das Management habe großes Interesse an einer Befriedung des Unternehmens, erklärt Seeger. Aber mit der IG Metall eine Gesprächsgrundlage zu finden, sei sehr schwierig. Ob man nun plane, die jüngste Betriebsratswahl anzufechten könne er nicht sagen. Keinesfalls stimme es, dass Playmobil versuche, eine Mitarbeitervertretung zu unterdrücken. Die Wahl sei nur deshalb von Sicherheitskräften begleitet worden, weil dem Management zugetragen worden sei, dass es zu Tumulten kommen könne. Die seien dann zwar ausgeblieben, aber Bedrohungen einzelner Kandidaten habe es wohl schon gegeben.

Zumindest einige Mitarbeiter sehen das anders. Sie berichten von Einschüchterungen und einer Atmosphäre der Angst. Namentlich nennen lassen, will sich niemand. Auch Gehring widerspricht. Es sei alles friedlich gewesen bei der Betriebsratswahl. Die Sicherheitsleute hätten wohl eher einschüchternd als Streit schlichtend wirken sollen. Warum das Management über eine demokratische Betriebsratswahl beraten müsse, weiß der Gewerkschafter nicht, vermutet aber, das die Wahl angefochten werden soll, weil die Verhältnisse nicht nach Wunsch der Playmobil-Führung sind. Fakt ist auch, dass die Belegschaft in mindestens zwei Gruppen gespalten ist. Auf der einen Seite stehen Betriebsräte, die dem Management wohlgesonnen sind, auf der anderen Seite Gewerkschafter , die Forderungen wie Tarifbindung haben.

Bezahlt werde bei Playmobil nämlich nicht nach festen Lohngruppen, sondern individuell, wobei Wohlverhalten gegenüber dem Management eine große Rolle spiele, erklärt Gewerkschafter Gehring. Außerdem gelte im Betrieb mit seinen global über 4000 und deutschlandweit 2400 Beschäftigten immer noch kein Tarifvertrag. Gearbeitet werde dort daher auch 40 Stunden pro Woche statt tariflicher 35 Stunden. Um die IG Metall im Haus zu verhindern, sei Playmobil jüngst sogar in den Kunststoff-Arbeitgeberverband eingetreten. Mit einer Abwehr der IG Metall habe der Eintritt in den Kunststoff-Arbeitgeberverband nichts zu tun, entgegnet ein Playmobil-Sprecher. Vielmehr verhandle das Management mit IG BCE-Vertretern über eine Einführung des Kunststoff-Tarifs bei Playmobil.

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