Personalpolitik für kleine Firmen

Saarbrücken · Nicht nur die Großen, auch kleine und mittlere Unternehmen müssen eine kluge Personalpolitik betreiben, um wichtige Mitarbeiter und ihre Kompetenzen zu halten. Eine zielgerichtete Beratung kann hierbei helfen.

 Arbeiten bei der Firma Hagerpapprint: Stefan Sturm an der Druckmaschine. Foto: Jörg Jacobi

Arbeiten bei der Firma Hagerpapprint: Stefan Sturm an der Druckmaschine. Foto: Jörg Jacobi

Foto: Jörg Jacobi

Gezielte Personalpolitik - sind dazu nur Großunternehmen in der Lage, die mit einem Stab von Spezialisten drohende Engpässe in Fertigung und Verwaltung gezielt aufspüren und gegensteuern? "Nein, auf keinen Fall", sagt Elisabeth Hessedenz. "Jeder Firmeninhaber muss sich um die Mitarbeiter-Entwicklung kümmern, damit er keine bösen Überraschungen erlebt." Hessedenz weiß, wovon sie spricht. Sie ist bei der Saarbrücker Wirtschaftsfördergesellschaft Saaris dafür zuständig, dass auch kleine und mittlere Unternehmen (KUM) die Möglichkeit erhalten, ihre Personalpolitik im Auge zu behalten. Die couragierte Frau, die unter anderem in einem großen Handelskonzern in Führungspositionen arbeitete, betreut bei Saaris das Programm "Unternehmens-Wert. Mensch (UWM)", das vom Bundesarbeitsministerium und dem Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert wird.

Die Firmen, die an dem Programm teilnehmen, können für maximal zehn Tage einen Unternehmensberater engagieren, der die Personalsituation analysiert und mit den Chefs ein Konzept erarbeitet. "Diesen können sie sich aus einer Datenbank aussuchen, in der 2000 akkreditierte Berater registriert sind; darunter sind auch welche aus dem Saarland", erläutert Elisabeth Hessedenz. Die Berater berechnen einen Tagessatz von 1000 Euro. Bei Unternehmen mit weniger als zehn Beschäftigten werden davon 800 Euro erstattet, bei größeren Betrieben sind es 500 Euro. Die zehn Beratertage müssen innerhalb von neun Monaten abgearbeitet werden.

Eine der Firmen, die sich mit Hilfe des UWM-Programms bislang beraten ließ, ist der Kirkeler Verpackungsspezialist Hagerpapprint mit rund 50 Beschäftigten. "Wir haben uns in den vergangenen Jahren gut entwickelt", sagt Geschäftsführer Thomas Wirbel. "Doch auch die Organisation muss mitwachsen." Mit Hilfe eines Beraters ist das Unternehmen jetzt dabei, im Rahmen einer Stellenbeschreibung die Aufgabengebiete jedes Einzelnen exakt zu definieren. "Was verlangt wird und leistbar ist, wird im Dialog zwischen Mitarbeiter und Vorgesetztem festgelegt und dokumentiert", erläutert Wirbel. Werden Defizite erkannt, "organisieren wir eine Schulung". Das Konzept beinhaltet zudem regelmäßige Mitarbeitergespräche, bei denen der Chef seine Teammitglieder beurteilt - diese aber auch ihn. "Jeder Beschäftigte weiß, wo er dran ist und was er zu tun hat", nennt Wirbel den Vorteil. "Was nicht von ihm verlangt wird, darüber muss er sich auch keine Gedanken machen. Damit wird das Arbeiten stressfreier."

Für Thomas Wirbel ist die Unternehmens- und Personalentwicklung "eine Daueraufgabe". Er hat regelmäßig Berater im Haus, auf deren Erfahrung er seit Jahren zurückgreift. "Daher habe ich direkt zugegriffen, als wir vom Programm UWM gehört haben", sagt er.

Doch es gibt auch welche, die sich zum ersten Mal Gedanken machen, wie sie ihre Mitarbeiter halten und/oder motivieren können. Oder darüber grübeln, wie die erfahrenen Leute und Leistungsträger ihr Wissen rechtzeitig an die nächste Generation weitergeben und ob der geeignete Nachwuchs dafür überhaupt schon im Unternehmen vorhanden ist.

"Diese Erstberatung übernehme ich selbst", sagt Hessedenz. "Gemeinsam mit dem Firmeninhaber und den Mitarbeitern arbeite ich heraus, wo Handlungsbedarf besteht", erläutert sie. "Dazu gehört auch das Ausfüllen des Antragsformulars". Danach kann sich der Unternehmer den passenden Berater aus der Datenbank heraussuchen. Allerdings muss der Firmeninhaber die Beratung vorfinanzieren. Nachdem diese abgeschlossen ist, vereinbart Hessedenz ein Abschlussgespräch, bei dem sie herausfinden will, ob die Ratschläge der Berater auch nachhaltig umgesetzt werden. Das Programm läuft noch bis 31. Juli 2018. Wegen der langen Vorlaufzeiten, werden jedoch alle Anträge, die nach dem 31. Oktober 2017 eingehen, nicht mehr berücksichtigt.

Zum Thema:

Hintergrund Von dem UWM-Programm profitieren saarländische Betriebe, die {mzirkv} mindestens einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer in Vollzeit beschäftigen und weniger als 250 Mitarbeiter haben, {mzirkv} mindestens zwei Jahre bestehen und {mzirkv} weniger als 50 Millionen Euro Umsatz erlösen oder eine Bilanzsumme haben, die geringer als 43 Millionen Euro sein muss. low

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