Oxfam attackiert Europas Großbanken

Berlin/Frankfurt · Die Entwicklungsorganisation wirft den Geldhäusern Verlagerung von Gewinnen in Steueroasen vor.

 Die Deutsche Bank weist die Vorwürfe von Oxfam zurück. Foto: dpa

Die Deutsche Bank weist die Vorwürfe von Oxfam zurück. Foto: dpa

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(dpa) Europas Großbanken nutzen nach Einschätzung der Entwicklungsorganisation Oxfam Steueroasen gezielt zur Gewinnoptimierung. "Sehr viel spricht dafür, dass Europas größte Banken ihre Gewinne auf Kosten der Allgemeinheit machen", kritisierte Ellen Ehmke, Steuerexpertin bei Oxfam Deutschland. Auch legale Strategien zur Steuervermeidung trügen zur Verschärfung der weltweiten Ungleichheit bei, sagte ein Oxfam-Sprecher.

Oxfam und Fair Finance Guide International werteten Daten der 20 größten Banken in Europa aus. Zusammengerechnet sei bei diesen Instituten 2015 mit 25 Milliarden Euro gut ein Viertel des Vorsteuergewinns (26 Prozent) in Ländern mit vergleichsweise niedrigen Steuersätzen wie Luxemburg oder Irland angefallen. Dabei erwirtschafteten die Geldhäuser der Studie zufolge in diesen Ländern rechnerisch nur zwölf Prozent ihrer Erträge und beschäftigten dort nur sieben Prozent ihres Personals.

Ausdrücklich genannt werden in dem Bericht die beiden größten deutschen Privatbanken, Deutsche Bank und Commerzbank. "Die aus der Analyse gezogenen Schlüsse zur Deutschen Bank sind unseres Erachtens nicht zutreffend", entgegnete ein Sprecher der Deutschen Bank. "Die Deutsche Bank weist grundsätzlich ihre Gewinne in den Ländern aus, in denen sie erwirtschaftet werden. Damit werden sie auch dort versteuert." Die Commerzbank wollte die Studie auf Nachfrage zunächst nicht kommentieren.

Die Analyse versteht unter Steueroasen Gebiete, die es Unternehmen ermöglichen, ihre Steuerlast zu minimieren, ohne dort selbst große Teile ihres Geschäfts zu machen. Auffällig viel Gewinn werde demnach in Luxemburg und Irland gemeldet. Allein in Luxemburg kamen die 20 größten Banken Europas der Studie zufolge 2015 auf 4,9 Milliarden Euro Gewinn vor Steuern. Das sei mehr als in Deutschland, Großbritannien und Schweden zusammen.

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