Opel wird vielleicht französisch

Rüsselsheim/Paris/Detroit · Peugeot-Citroën prüft die Übernahme der Europatochter des US-Konzerns GM. Die Nachricht löste Sorgen um die Jobs bei Opel aus.

Wie ein Blitz aus heiterem Himmel kam gestern die Nachricht. Der französische Autobauer PSA Peugeot-Citroën erwägt eine Übernahme des Konkurrenten Opel. Der Opel-Mutterkonzern General Motors (GM) und PSA bestätigten gestern Gespräche, die einen möglichen Komplettverkauf des GM-Europageschäfts an die Franzosen einschließen. Dabei geht es auch um die allein in Großbritannien vertriebene Opel-Schwestermarke Vauxhall.

Die Konzerne loten nach eigenen Angaben verschiedene Möglichkeiten zur Expansion und Kooperation aus. Es sei jedoch noch ungewiss, ob eine Einigung erzielt werde. Die beiden Autohersteller arbeiten bereits seit 2012 bei verschiedenen Projekten in Europa zusammen und waren zwischenzeitlich auch auf der Kapitalseite miteinander verbunden. General Motors hat seine PSA-Anteile allerdings 2013 wieder zurückgegeben.

Opel schreibt trotz Sparfortschritten seit 17 Jahren beständig rote Zahlen. Betriebsräte und Gewerkschaft sehen sich bei den Verkaufsgesprächen mit PSA übergangen. Die IG-Metall sprach von einer "beispiellosen Verletzung" sämtlicher deutscher wie europäischer Mitbestimmungsrechte. Gleichzeitig erklärte die Gewerkschaft aber ihre Bereitschaft zur vorbehaltlosen Prüfung der Vorschläge.

Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) kritisierte die Konzerne. Es sei "inakzeptabel", dass die beiden Unternehmen vorab Betriebsrat, IG Metall sowie Landes- und Bundesregierung nicht von ihren Plänen informiert hätten, sagte die SPD-Politikerin. General Motors trage die Verantwortung für alle deutschen Standorte, besonders für das neue Entwicklungszentrum am Opel-Hauptsitz in Rüsselsheim.

Opel hat rund 38 200 Mitarbeiter in Europa, davon mehr als die Hälfte in Deutschland. Das Traditionsunternehmen wurde 1862 in Rüsselsheim gegründet und 1929 vom US-Konzern General Motors übernommen. Die Adam Opel AG hat als GM-Europatochter seit 1999 keinen Gewinn in Detroit abgeliefert und auch 2016 die Rückkehr in die Gewinnzone nicht geschafft. Mehr als 15 Milliarden Dollar an Verlusten sind seit dem Jahr 2000 aufgelaufen. 2016 betrug das operative Minus rund 257 Millionen US-Dollar (241 Millionen Euro). Das war immerhin eine deutliche Verbesserung nach 813 Millionen Dollar Verlust im Jahr zuvor.

<img alt="Infografik: Arbeitsplätze bei Opel in Europa | Statista" height="auto" src="https://infographic.statista.com/normal/infografik_8094_arbeitsplaetze_bei_opel_in_europa_n.jpg" style="width: 100%; height: auto !important; max-width:960px;-ms-interpolation-mode: bicubic;" width="100%" />
Mehr Statistiken finden Sie bei StatistaAus der gemeinsamen Auto-Entwicklung und Produktion laufen derzeit die ersten Opel/PSA-Gemeinschaftsautos von den Bändern in Spanien und Frankreich. Sie sollen bei Opel die Angebotslücke bei den auf städtische Belange getrimmten Mehrzweckfahrzeugen (SUV/CUV) und leichten Nutzfahrzeugen schließen.

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) hofft, dass eine mögliche Übernahme von Opel durch PSA keine negativen Folgen für den Standort Kaiserslautern hat. Ihr hessischer Amtskollege Volker Bouffier (CDU) machte sich für die Arbeitsplätze im Rüsselsheimer Werk stark. "Es ist vergleichsweise egal, ob der Eigentümer wie bisher in den USA sitzt oder in Frankreich. Entscheidend ist, was hier geschieht", sagte der CDU-Politiker in Wiesbaden.

2009 war General Motors infolge der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise schwer angeschlagen. Im Sommer 2009 hatten sich Bund, Länder, GM und das US-Finanzministerium nach langem Poker auf einen Verkauf an den österreichisch-kanadischen Zulieferer Magna geeinigt. Im November dann beschloss GM, Opel doch zu behalten. Inzwischen macht GM wieder Milliardengewinne.

Zum Thema:

 Peugeot und Opel arbeiten bereits zusammen und stellen schon gemeinsam Autos her. Fotos: Deck/dpa

Peugeot und Opel arbeiten bereits zusammen und stellen schon gemeinsam Autos her. Fotos: Deck/dpa

PSA Peugeot Citroën ist Europas Nummer drei Der vom Staat gestützte französische Autobauer PSA Peugeot Citroën hat 2016 weltweit über 3,1 Millionen Fahrzeuge abgesetzt. Der Umsatz betrug 2015 insgesamt 54,7 Milliarden Euro. Der Konzern beschäftigte zuletzt rund 184 000 Mitarbeiter und ist hinter VW und Renault die europäische Nummer drei. Opel hat voriges Jahr 1,16 Millionen Autos verkauft. Das war ein Plus von vier Prozent. In Deutschland hat das Unternehmen fast 20 000 Mitarbeiter, davon 15 000 in Rüsselsheim, 1850 in Eisenach und 2100 in Kaiserslautern.

Meistgelesen
Zahl der Woche
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort