Einigung nach langen Verhandlungen Opec-Staaten wollen weniger Öl fördern

Wien · Das Ölkartell will die Produktion in Mai und Juni um zehn Millionen Barrel pro Tag senken. Ob dadurch der Ölpreis wieder steigt, ist noch unklar.

 Das Ölkartell Opec und seine Kooperationspartner haben sich nach langen Verhandlungen auf eine Senkung der Ölförderung geeinigt. 

Das Ölkartell Opec und seine Kooperationspartner haben sich nach langen Verhandlungen auf eine Senkung der Ölförderung geeinigt. 

Foto: dpa/Richard Vogel

Das Ölkartell Opec und seine Kooperationspartner wollen angesichts der Corona-Krise deutlich weniger Erdöl fördern. Die Opec+ genannte Runde mit den Schwergewichten Saudi-Arabien und Russland hat am Freitag nach stundenlangen Verhandlungen eine Produktionskürzung um zehn Millionen Barrel (je 159 Liter) pro Tag für Mai und Juni angekündigt – das entspricht rund zehn Prozent der weltweiten täglichen Rohölproduktion vor der Corona-Krise.

Mexiko hatte die Einigung zunächst blockiert, doch Präsident Andrés Manuel López Obrador sagte am Freitag, er habe mit US-Präsident Donald Trump vereinbart, dass die USA mit stärkeren Förderkürzungen ausglichen, dass Mexiko seine Fördermenge nicht so stark verringern könne wie vorgeschlagen.

Von Juli bis Dezember soll die Produktion laut der Mitteilung der Staatengruppe dann um täglich acht Millionen Barrel Öl gesenkt werden, zwischen Januar 2021 und April 2022 dann noch um sechs Millionen Barrel. Als Ausgangsniveau wurde jeweils die Produktionsmenge im Oktober 2018 festgelegt, für Saudi-Arabien und Russland gilt ein eigenes Ausgangsniveau von elf Millionen Barrel pro Tag. Ob die Entscheidung den Ölpreis und damit auch die Preise an den Tankstellen wieder steigen lässt, ist noch nicht klar.

Eine schnelle Kürzung um zehn Millionen Barrel Öl pro Tag und mehr schien zuletzt aber unumgänglich, da die Corona-Krise und ein Preiskampf zwischen Saudi-Arabien und Russland den Ölpreis haben abstürzen lassen. Der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent lag am 19. Februar noch bei fast 60 US-Dollar – am 1. April kostete das Fass dann nur noch rund 25 Dollar. Am Donnerstag kletterte der Brent-Preis zeitweise auf rund 33 Dollar, ließ während des Opec-Meetings aber wieder nach.

Opec-Generalsekretär Mohammed Barkindo erklärte in seiner Eröffnungsrede am Donnerstag, dass die Organisation für das Jahr 2020 von einem Nachfrage-Rückgang beim Rohöl um 6,8 Millionen Barrel pro Tag ausgehe. Im zweiten Quartal dürfte der Rückgang laut Barkindo sogar rund zwölf Millionen Barrel täglich betragen.

Beim Opec+-Treffen Anfang März hatten sich Saudi-Arabien und Russland noch zerstritten. Seit Jahren versucht die Opec+, mit Förderlimits den Ölpreis zu stabilisieren – durch das Fehlen eines neuen Deals liefen diese Beschränkungen aber Ende März aus. Der sich deutlich abzeichnenden Corona-Krise zum Trotz fuhren die Streithähne ihre Produktion hoch – und trieben den Ölpreis rasant in den Keller.

Um mit Produktionskürzungen angesichts der globalen Virus-Krise nun den Preis wieder heben zu können, hoffen die 23 Opec+-Staaten auf die Hilfe anderer Staaten – schließlich will das Kartell die Last nicht alleine tragen. Kanada und Norwegen deuteten zuletzt schon Interesse an einer gemeinsamen Strategie an. Auch die Organisation der afrikanischen Öl-Staaten (APPO) stellte sich am Donnerstag demonstrativ hinter die Opec+.

Am Freitag sollte eine Telefonkonferenz der G20-Energieminister stattfinden. Entscheidend ist aber wohl die Reaktion der USA. US-Präsident Donald Trump hatte sich zuletzt mit Blick auf eine Drosselung der Rohölproduktion in seinem Land sehr zurückhaltend gezeigt. Am Donnerstag sagte er, dass er mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin und dem saudischen König Salman ein „sehr gutes Gespräch“ geführt habe, bei dem auch die Opec+-Beratungen thematisiert wurden.

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