Paketzusteller bekommen zunehmend Probleme Online-Handel treibt Paket-Zustellungen nach oben

Berlin/Bonn · () Der boomende Online-Handel treibt die Paketzahlen bei den Kurier-, Express,- und Paketdiensten (KEP) immer weiter nach oben. 2017 wurden erstmals über 3,3 Milliarden Sendungen verarbeitet, 6,1 Prozent mehr als noch 2016, wie der Bundesverband Paket und Expresslogistik (Biek) gestern mitteilte.

In dem Verband organisiert sich die Konkurrenz des Marktführers DHL. Seit der Jahrtausendwende hat sich demnach das Sendungsvolumen nahezu verdoppelt. Und es wird in den kommenden Jahren nach Einschätzung von Beobachtern noch mehr werden. Der Verband rechnet für das Jahr 2022 bereits mit rund 4,3 Milliarden Sendungen.

Eine solche Paketflut stellt allerdings auch die Zusteller deutschlandweit vor große Probleme. Allein die Suche nach Fahrern erweist sich als eine wachsende Herausforderung, was die Lohnkosten in die Höhe treibt. Die Fahrer sind nur schwer zu finden. Lieferwagen, die die Innenstädte verstopfen, verspätete oder verlorene Paketzustellungen und immer mehr verärgerte Kunden gehören längst zum Alltag.

Mit verschiedenen Ansätzen versuchen die Unternehmen, die Probleme in den Griff zu bekommen. In Berlin beispielsweise wollen fünf große Lieferdienste Pakete künftig per Lastenrad zustellen. Dazu wurde ein gemeinsamer Umschlagplatz im Stadtteil Prenzlauer Berg in Betrieb genommen, von dem aus die Pakete mit den Rädern an die Haustür gebracht werden.

Die Post wiederum macht Schlagzeilen mit ihrem Streetscooter, einem vollelektrischen Lieferwagen, den der Konzern in Zusammenarbeit mit Ford selbst produziert und an dem zunehmend auch Drittkunden Interesse haben. Solche Investitionen, die zunehmenden Paketmengen und der Preiskampf setzen die Branche auch finanziell unter Druck. Die Erlöse stiegen mit knapp fünf Prozent im vergangenen Jahr deutlich weniger als die Zahl der Sendungen. Bei 5,78 Euro lag der Studie zufolge der durchschnittliche Umsatz pro Sendung, sieben Cent weniger als noch 2016. Die Zustelldienste verdienten weniger pro Paket.

Die Kunden haben hohe Ansprüche an eine zeitnahe Lieferung bis an die Haustür, aber kosten soll diese möglichst wenig, oder besser gar nichts. Schon lange fordern Zusteller wie Hermes und Co. Zusatzgebühren für die Zustellung direkt an die Haustür. Doch die Großkunden, allen voran der Online-Handelsriese Amazon, sind weiterhin daran interessiert, die Preise niedrig zu halten. Zudem verschärft Amazon mit dem Aufbau eines eigenen Zustelldiensts auch in Deutschland die Konkurrenz auf dem ohnehin schon stark umkämpften Markt. Das bekommt selbst der Marktführer DHL zu spüren. So stellte der Konzern 2017 insgesamt über 1,3 Milliarden Pakete zu, das sind fast 100 Millionen mehr als noch im Jahr zuvor. Dennoch gab DHL vor einigen Wochen eine Gewinnwarnung heraus.

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