„Ohne Risiko gibt es keine Rendite mehr“

Saarbrücken · Experten warnen Sparer: Wer nur auf Sicherheit setzt, verliert gegen die Inflation.

 Ein klassisches Sparkonto unterscheidet sich zurzeit kaum vom Sparstrumpf. Renditen sind nicht zu erzielen. Foto: Pleul/dpa

Ein klassisches Sparkonto unterscheidet sich zurzeit kaum vom Sparstrumpf. Renditen sind nicht zu erzielen. Foto: Pleul/dpa

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Die Inflationsrate steigt, die Nullzinspolitik hält an, viele Sparer sind verunsichert. Wohin mit den Ersparnissen? Wie legt man einen kleinen oder großen Geldbetrag richtig an? Fragen unserer Leser zur Geld- und Vermögensanlage beantworteten Steffen Hauck, Helmut Kretsch und Heiko Neumann vom Bundesverband deutscher Banken bei einer SZ-Telefonaktion:

Auf dem Sparbuch erhalte ich so gut wie keine Verzinsung mehr. Soll ich Staatsanleihen kaufen, bringen die noch Zinsen?

Erstklassige Staatsanleihen wie die deutschen Bundeswertpapiere bringen auch keine nennenswerte Rendite mehr. Zehnjährige Bundesanleihen zum Beispiel bieten aktuell gerade noch etwa 0,4 Prozent. Für eine Laufzeit von zehn Jahren ist das wahrlich keine interessante Rendite. Bei kürzeren Laufzeiten ist die Rendite von Bundesanleihen sogar negativ. Ganz ohne Risiko gibt es heute keine Rendite mehr.

Steigen die Zinsen bald wieder?

Die Europäische Zentralbank hält weiter an ihrer Nullzinspolitik fest. In diesem Jahr ist daher aus heutiger Sicht kaum mit deutlichen Zinssteigerungen zu rechnen.

Was halten Sie von einer Goldanlage?

Da Gold eine Sachwertanlage ist, kann es als Beimischung und Krisenwährung in eine Gesamtstrategie aufgenommen werden. Unter Renditeaspekten ist Gold eher weniger interessant, denn Rendite können Sie nur erzielen, wenn der Goldpreis steigt. Fällt der Goldpreis, machen Sie Verlust. Bei Gold gibt es keine Zinsen oder Dividenden, die einen Kursrückgang ausgleichen können, wie das zum Beispiel bei Dividendenaktien der Fall ist.

Bekannte haben in Aktien angelegt und sind damit sehr zufrieden. Ich möchte nun auch einen Teil in Aktien investieren. Welche Aktie soll ich kaufen?

Es wäre riskant, nur in Aktien eines einzigen Unternehmens zu investieren. Wenn es dem Unternehmen schlecht gehen sollte, sinkt entsprechend der Aktienkurs. Aktienanlagen sollte man daher breit streuen. Wenn dann eine Aktie nicht gut läuft, laufen die anderen dafür vielleicht umso besser. Die Erfahrung zeigt jedenfalls, dass mit breit gestreuten Aktienanlagen langfristig gute Renditechancen bestehen. Anleger müssen aber bei Aktien Kursschwankungen aushalten können.

Ich habe mit Fonds in den letzten Jahren schlechte Erfahrungen gemacht. Kann man überhaupt noch Rendite heutzutage erzielen?

Sie sollten mit Ihrem Berater einen Gesprächstermin vereinbaren und mit ihm die Fonds überprüfen, die Sie haben. Mit vielen Fonds konnten Anleger in den vergangenen Jahren gutes Geld verdienen. Auch künftig bieten Fonds gute Chancen. Die richtige Auswahl ist wichtig. Achten Sie außerdem auf die Kosten.

Der Dax und der Dow Jones sind kräftig gestiegen. Lohnen sich Aktien noch?

Aktien gelten noch nicht als überteuert. Viele Aktien bieten attraktive Dividenden. Verzinsliche Anlagen sind bei dem aktuellen Niedrigstzinsniveau dagegen kaum eine Alternative, wenn man Rendite erzielen will, zumal vor dem Hintergrund einer steigenden Inflationsrate.

Ich möchte monatlich 200 Euro fest ansparen. Ein normaler Sparplan bringt keine Zinsen mehr. Wie kann ich eine bessere Rendite bekommen, vielleicht mit einem Fondssparplan?

Ja. Für längerfristiges regelmäßiges Ansparen eignen sich gut Fondssparpläne. Hier sind langfristig Renditen von etwa vier bis sechs Prozent, teilweise auch mehr möglich. Zusätzlicher Vorteil: Das angesparte Kapital ist jederzeit für Sie verfügbar, die Laufzeit ist flexibel, die Sparrate kann nach Bedarf geändert werden.

Wie teile ich meine Ersparnisse am besten auf, um eine Rendite zu erzielen, die höher ist als die Inflationsrate?

Sehen Sie Ihre Anlagen wie eine Fußballmannschaft, die Sie als Trainer aufstellen. Im Tor kurzfristige Liquidität und Sparanlagen, die hohe Sicherheit bieten, aber kaum Ertrag bringen und die Inflation nicht schlagen. In der Verteidigung festverzinsliche Anleihen und offene Immobilienfonds mit wenig Schwankungen und etwas mehr Rendite. Im Mittelfeld zum Beispiel Mischfonds, und im Sturm chancenreiche Anlagen wie Aktien und Aktienfonds mit hohen Chancen und Risikopotenzial. Wenn alle Spieler im Tor sind, soll heißen, nur Sparanlagen und Liquidität, gewinnt die Inflation das Spiel, und Sie verlieren. Sie als Trainer müssen sich mit der Aufstellung und Verteilung wohl fühlen. Suchen Sie dazu unbedingt ein Gespräch mit Ihrem Berater.

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