Saarbrücken Notizbuch mit Stahlrückgrat

Saarbrücken · Matthias Büttner aus Saarbrücken hat als Unternehmer viele Höhen und Tiefen erlebt. Heute beschäftigt er 20 Mitarbeiter, die ganz besondere Notizbücher fertigen.

 Matthias Büttner ist ein Freund von guter Organisation. Der Unternehmer lässt aber auch seiner Kreativität freien Lauf.

Matthias Büttner ist ein Freund von guter Organisation. Der Unternehmer lässt aber auch seiner Kreativität freien Lauf.

Foto: Oliver Dietze

Gute Organisation ist wie ein Ball auf den Wellen, etwas zum daran festhalten, wenn die Strömung stärker wird – für den Saarbrücker Unternehmer Matthias Büttner sind Ordnung und Planung mehr als ein Beruf. Fast schon eine Lebensphilosophie. Im Jahr 2002 gründete der gebürtige Lübecker die Firma X47. Mit dem Anspruch, die besten Terminplaner, Organizer und Notizbücher zu produzieren. Vier Jahre später kam ein zweites Unternehmen, X17, hinzu – mit sportlicherem Design, für eine jüngere Zielgruppe.

Seine Geschäftsidee entwickelte Büttner bereits während seines Betriebswirtschaft-Studiums an der Universität des Saarlandes. Ringbücher erklärte er damals zu seinem Feind, die Ringe störten ihn. Die Ringe sollten weg. Also begann er, eine Alternative auszuarbeiten, bei der beide Seiten verrenkungsfrei beschreibbar sind und insgesamt mehr Schreibfläche zur Verfügung steht. Heraus kam einige Jahre später ein ledergebundenes Zeitplansystem. Eine sogenannte Federschiene aus Edelstahl ersetzt die Ringmechanik. Die kleinen gehefteten Bücher sind am Rücken mit einem Edelstahlrohr versehen und werden in die Federschiene eingeklinkt – ein   „Book-by-Book“-System, das in ähnlicher Form mittlerweile auch die Unternehmen Roter Faden und Herlitz verwenden.

„Alle Produkte, die Sie bei uns kaufen können, sind selbst erprobt und getestet. Wir benutzen unsere Produkte selbst und verbessern sie, bis sie so reif sind, dass wir Sie Ihnen anbieten können“, heißt es in Büttners Werbeblock.   „Wie kann man den Timer noch flacher machen? Wie kann man noch mehr Münzen in das Münzfach bekommen?“

Heute, 15 Jahre nach der Gründung seines ersten Unternehmens, beschäftigt Büttner 20 Mitarbeiter in Vollzeit. Nach eigenen Aussagen machen seine beiden Firmen einen Gesamtumsatz von 1,5 Millionen Euro. Der Vertriebsschwerpunkt liege in Deutschland, Österreich, in der Schweiz sowie in China, sagt Büttner. Mit X47 zudem in Japan. Außerdem beliefere er insgesamt mehr als 200 Fachhändler. „Wir haben in jedem Land einen Endkunden“, sagt Büttner stolz. Produziert wird in Deutschland, „X17 in Eigenproduktion in Saarbrücken, X47 bei einem Ledermacher in Offenbach.“ Der Druck der Hefte erfolgt in Bex­bach.

Doch der Start in die Selbstständigkeit war schwer. Die Umsetzung seiner Idee kostete den Unternehmer viel Kraft. Und Geld. Etwa eine Million Euro investierte er. „Die ersten Jahre waren echt scheiße“, berichtet Büttner. Wenige Kunden, wenig Umsatz und an allen Ecken und Enden Probleme. „Wenn ich noch einmal vor der Entscheidung stehen würde, ich würde es nicht wieder machen“, sagt Büttner, der vor der Gründung seiner ersten Firma als Unternehmensberater arbeitete. Zurzeit schreibt er ein Buch mit dem Namen „47 Gründe, sich nicht selbstständig zu machen“.

Trotz aller Startschwierigkeiten – der Erfolg seines Unternehmens beweist, dass es auch im digitalen Zeitalter einen Markt für Notizbücher und Terminplaner aus Papier gibt. Und dafür gibt es laut Büttner gute Gründe: „Ideen kann man besser entwickeln, wenn man sie direkt auf Papier kritzelt. Der Zugang vom Hirn zur Skizze ist kürzer, als wenn man erst sein Handy oder Tablet rauskramt und dann da eintippt.“ Außerdem seien die Notizbücher heute hip, Ausdruck von Persönlichkeit. Und natürlich sicherer, „kippt man ein Glas Wasser über ein Notizbuch ist das nicht so schlimm wie bei einem Handy“, sagt Büttner.

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