Bargeld am Automaten Neue Hürden beim Geld-Abheben

Frankfurt · Einige Banken verlangen künftig Gebühren und Mindestbeträge am Geldautomaten. Grund sind hohe Kosten für die Bereitstellung.

 Geld aus dem Automaten: Kleinbeträge sind künftig bei einigen Banken tabu.

Geld aus dem Automaten: Kleinbeträge sind künftig bei einigen Banken tabu.

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Am Geldautomaten an der Ecke mal eben 20 Euro abheben? Für viele Bankkunden ist das entweder gar nicht mehr oder zumindest nicht mehr kostenlos möglich. Eine wachsende Zahl von Instituten verlangt inzwischen, dass die Kunden mindestens 50 Euro aus dem Automaten ziehen. Vor allem Direktbanken gehen diesen Schritt, denn sie haben – anders als Sparkassen und Volksbanken – kaum eigene Automaten und müssen jedes Mal Gebühren zahlen, wenn ihre Kunden zum Geldabheben den Service der Konkurrenz nutzen.

Bei der ING-Diba, Europas größter Direktbank mit mehr als neun Millionen Kunden, gilt die 50-Euro-Mindestabhebung ab dem 1. Juli. Die Commerzbank-Tochter Comdirect und die Deutsche Kreditbank (DKB) handhaben das schon seit geraumer Zeit so.

„Für jede Geldabhebung fallen Kosten bei uns an“, sagt ein Sprecher der ING-Diba. „Die anfallenden Kosten sind unabhängig von der Höhe des abgehobenen Betrags. Viele Abhebungen mit kleinen Beträgen kommen daher für uns besonders stark zum Tragen.“ Manche Kunden holten sich am Automaten mehrmals an einem Tag Beträge von zehn oder 20 Euro.

Nach Angaben des Sprechers übernimmt die ING-Diba im Schnitt etwa 1,60 Euro Gebühren, wenn ihre Kunden mit Visa-Karte am Automaten Geld ziehen. Komme die Girocard an Automaten anderer Banken zum Einsatz, variierten die Gebühren je nach Institut. Einer Markt­übersicht des Bundeskartellamts aus dem Herbst 2017 zufolge verlangen Banken meist drei bis fünf Euro für Auszahlungen an Fremdkunden, im Einzelfall auch deutlich mehr.

Die Wettbewerbshüter hatten im September mitgeteilt, sie sähen keine Notwendigkeit, solche Gebühren zu begrenzen. Die meisten Verbraucher könnten diese vermeiden, argumentierte das Kartellamt: Sie könnten einen Automaten ihrer Bank oder ihres Verbundes nutzen, sich bei Tankstellen oder im Handel mit Bargeld versorgen oder – vielfach gebührenfrei – eine Kreditkarte zum Abheben nutzen. Außerdem bekommen Verbraucher seit 2011 vor der Auszahlung direkt am Automaten angezeigt, welche Kosten ihnen für das Geldabheben entstehen.

Bei den Volks- und Raiffeisenbanken sowie den Sparkassen im Saarland sind Mindestbeträge oder Sondergebühren aktuell kein Thema: „Das passt nicht zu uns und unserer Kundenstruktur“, sagt Sparkassen-Präsidentin Cornelia Hoffmann-Bethscheider. „Wir haben ja auch viele Schüler und Studenten als Kunden, die eben auch Kleinbeträge abheben“, sagt sie und verweist auf den öffentlichen Auftrag, die Bevölkerung mit Bargeld zu versorgen. Auch Carlo Segeth, Vorstandschef der größten Volksbank im Saarland, der Bank 1 Saar, sieht keinen entsprechenden Trend: „Letztlich muss das aber jede Bank selber entscheiden.“ Andreas Manthe, Sprecher der Sparda-Bank, die auch nichts an ihren Auszahlungsbedingungen ändern will, verweist gleichzeitig auf die Möglichkeit, sich bei Einzelhändlern wie Rewe oder Aldi mit Bargeld zu versorgen.

Das ist in der Tat in manchen Läden schon ab einem Einkaufswert von zehn Euro möglich. Doch gerade einmal vier Prozent der Deutschen heben Bargeld an der Supermarktkasse ab, zeigt eine Umfrage der Nürnberger GfK im Auftrag des Bankenverbandes BdB vom Frühjahr. Am Bankschalter versorgen sich acht Prozent mit frischen Scheinen, 88 Prozent gehen in der Regel an den Geldautomaten. Fast jeder zweite (45 Prozent) hebt dabei Beträge bis zu 100 Euro ab.

Gerade weil Geldautomaten so beliebt sind, sehen Verbraucherschützer die Entwicklung hin zu Mindestbeträgen kritisch. „Aus unserer Sicht ist es problematisch, wenn Institute, die bereits Gebühren für die Kontoführung erheben, auch noch Entgelte fürs Abheben von Beträgen unter 50 Euro am Geldautomat verlangen“, sagt Finanzmarktwächter Kay Görner von der Verbraucherzentrale Sachsen. „Grundsätzlich gilt: Das Institut muss Kunden rechtzeitig darüber informieren, wenn es künftig ein Entgelt verlangen will.“

Zehn Euro monatlich kassiert beispielsweise die ING-Diba künftig von Kunden, die weiterhin die Möglichkeit haben wollen, weniger als 50 Euro am Geldautomaten abzuheben. Wer gerade Ebbe auf dem Konto hat, der soll am Automaten aber auch nach dem 1. Juli kleinere Beträge kostenlos abheben dürfen, versichert die Direktbank: „Kunden, die weniger als 50 Euro als verfügbaren Betrag auf ihrem Girokonto haben, können auch weniger abheben. Es fällt hierfür keine Gebühr an.“

Allerdings wird das Automatennetz seit Jahren löchriger, denn die Geräte sind teuer und müssen regelmäßig befüllt werden. Noch können Verbraucher in Deutschland an gut 58 000 Geldautomaten Bargeld ziehen. Die meisten Geräte betreiben die Sparkassen mit rund 25 000, bei den Volksbanken sind es gut 18 000.

(dpa)
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