Bahnverkehr Neue Chance für Erhalt der Niedtalbahn

Rehlingen-Siersburg · Die Firma Bahnlog will dort mit Güterzügen fahren. Damit könnte das Aus für 900 Meter Trasse verhindert werden.

 Von Dillingen bis Niedaltdorf fährt eine Regionalbahn. Die 900 Meter lange Verlängerung der Strecke bis zur französischen Grenze wird derzeit nicht genutzt. Gegen ihre geplante Stilllegung regt sich jetzt Widerstand.

Von Dillingen bis Niedaltdorf fährt eine Regionalbahn. Die 900 Meter lange Verlängerung der Strecke bis zur französischen Grenze wird derzeit nicht genutzt. Gegen ihre geplante Stilllegung regt sich jetzt Widerstand.

Foto: Ruppenthal

Zwei Tage vor Ostern klappt es reibungslos. Dann fährt regelmäßig ein Sonderzug von Dillingen ins französische Bouzonville zum Karfreitagsmarkt. Doch während der übrigen 364 Tage des Jahres ist in Niedaltdorf Schluss – 900 Meter vor der französischen Grenze. Bis dahin verkehrt eine Regionalbahn. Da die letzten 900 Meter bis zum französischen Staatsgebiet nicht mehr befahren werden, plant DB Netz, die Netzgesellschaft der Deutschen Bahn, die endgültige Stilllegung dieses Teilstücks. Einen entsprechenden Antrag hat sie beim Eisenbahnbundesamt gestellt.

Diese Pläne passen Jörg Michael Fries überhaupt nicht. Er ist Geschäftsführer und Inhaber der St. Ingberter Firma Bahnlog, die ein sogenanntes „Öffentliches Eisenbahnverkehrsunternehmen“ ist. In dieser Eigenschaft transportiert Bahnlog seit Jahren Güter auf der Schiene. Vor kurzem hat das Unternehmen den Zuschlag für den Transport von 600 000 Tonnen Kalkstein pro Jahr bekommen. Diesen soll es aus Lothringen zu den Hochöfen der Roheisengesellschaft Rogesa nach Dillingen fahren, wo er für die Eisenschmelze benötigt wird. „Die Strecke über Bouzonville und Niedaltdorf Richtung Dillingen wäre hierfür ideal“, sagt der Unternehmer. Für den Transport auf französischer Seite hat er mit der  Bahngesellschaft Europorte ebenfalls schon einen Partner gefunden.

Der Grünen-Bundestagsabgeordnete und Saar-Chef der Partei, Markus Tressel, will die Niedtal-Verbindung auch für den Personenverkehr öffnen. „Die Strecke ist für mögliche Personenzüge nach Luxemburg unerlässlich“, sagt er. Diese könnten dann über Thionville das Großherzogtum anfahren. „Ein umsteigefreier Direktzug von Saarbrücken nach Luxemburg wäre ein echter Fortschritt“, meint Tressel. Der CDU-Landtagsabgeordnete Günter Heinrich kritisiert ebenfalls die Stilllegungspläne von DB Netz. „Solche Strecken sind Bestandteil der Infrastruktur im ländlichen Raum“, sagt er. „Grenzüberschreitender Bahnverkehr ist für die regionale Entwicklung unerlässlich, vor allem in der Großregion“. Auch er spricht sich dafür aus, „dass die Option einer Bahnverbindung nach Luxemburg offen gehalten werden muss“.

Im Nachbarland sperrt sich Fries’ Angaben zufolge noch die Staatsbahn SNCF gegen die Wiederbelebung der Strecke, da sie dann in Bouzonville einen Fahrdienstleiter beschäftigen müsste, den sie mit Kosten von 150 000 Euro pro Jahr kalkuliert. Allerdings will auch der Partner Europorte bei der französischen Infrastrukturgesellschaft erreichen, dass der Abschnitt von der Grenze bis Bouzonville wieder für den Verkehr freigegeben wird. Derzeit transportiert Bahnlog den Hochofen-Kalk über die jetzt schon sehr stark befahrene Strecke via Forbach und Saarbrücken nach Dillingen. „Dieses Nadelöhr könnten wir mit der Niedtal-Verbindung vermeiden“, sagt Fries.

Auf deutscher Seite ist die Sache ebenfalls verworren. Das Land könnte die Stilllegung der 900 Meter langen Teilstrecke vermeiden, wenn es mit der DB Netz einen Trassensicherungsvertrag abschließt. Dann müsste das Land aber die Kosten der Trassensicherung bezahlen. Dieses Geld könnte man sich sparen, wenn dort wieder Verkehr rollen würde. „Das wäre der Fall, wenn die Kalkzüge fahren dürften“, sagt Bahnlog-Chef Fries. Dann hätte DB Netz auch wieder Einnahmen aus der Strecke und damit eine Sicherungspflicht. Wenn alle Stricke reißen, ist Fries auch bereit, dieses Teilstück zu kaufen. Technisch sei die Strecke in Ordnung, der Investitionsbedarf halte sich in Grenzen.

Anfang Mai soll es ein Spitzengespräch mit Saar-Wirtschaftsstaatssekretär Jürgen Barke (SPD) geben, bei dem auch Verantwortliche aus Frankreich mit am Tisch sitzen. Dann könnte der gordische Knoten zerschlagen werden.

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