Nemak-Manager sieht Hetzjagd auf Diesel

Dillingen · Der Autozulieferer hat in Dillingen eine Lehrwerkstatt eröffnet. Die Mitarbeiterzahl soll stabil bleiben. Es gibt aber Risiken.

 Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer mit Azubi Dominik Gazka in der neuen Lehrwerkstatt des Autozulieferers Nemak in Dillingen. Foto: Ruppenthal

Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer mit Azubi Dominik Gazka in der neuen Lehrwerkstatt des Autozulieferers Nemak in Dillingen. Foto: Ruppenthal

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Lucas Nachtwey aus Nalbach gehört zu den ersten, die den Beruf Industriemechaniker in der gestern neu eröffneten eigenen Ausbildungswerkstatt des Autozulieferers Nemak im Werk Dillingen erlernen. Rund 900 000 Euro hat das Unternehmen hierfür investiert. "Wenn die Türen nach der Ausbildung für mich offen bleiben, dann würde ich gerne weiter bei Nemak arbeiten", sagt der junge Mann. Die Chancen hierfür stehen offenbar ganz gut.

Werkleiter Franz Havasi und Marcus Speicher von der Geschäftsleitung erklärten gestern in Anwesenheit von Ministerpräsidentin Annegret-Kramp-Karrenbauer (CDU) und Umweltminister Reinhold Jost (SPD), mit der neuen Ausbildungsstätte sichere man sich für die Zukunft bestens ausgebildete Fachkräfte. 18 Millionen Euro investiere Nemak 2017 insgesamt in Dillingen, 650 Millionen Euro seien seit 1992 in den Standort geflossen. Das saarländische Werk gehört zum weltweiten Produktionsnetzwerk des mexikanischen Automobilzulieferers, der an 36 Standorten vertreten ist. In Dillingen werden Zylinder-Kurbelgehäuse aus Aluminium für Benzin- und Dieselmotoren hergestellt. Zu den Kunden gehören nach Angaben von Marcus Speicher zahlreiche renommierte Autohersteller im In- und Ausland: von BMW über Audi und Daimler bis hin zu Jaguar, Landrover, Ford und Porsche.

Mit Hochdruck werde an neuen Produkten gearbeitet, die das Gesamtgewicht der Motoren und der Fahrzeuge weiter verringern, was auch den Spritverbrauch senke. Auch im Thema Elektromobilität will sich Nemak verstärkt einbringen. Mit Sorge beobachte man nach den Worten von Speicher allerdings die Entwicklung rund um den Diesel. Seiner Ansicht nach "hat die Hetzjagd gegen den Diesel keine Grundlage mehr. Er ist das effizienteste Brennverfahren überhaupt".

Auch Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer gebrauchte den Begriff der "Hetzjagd" und stellte fest: "Eine Technologie wird wegen Gaunereien in Betrieben generell schlecht geredet." Massiv kritisierte sie auch die vorgesehenen Fahrverbote in einigen Städten als "kalte Enteignung von Autobesitzern". Eine unbedacht geführte Diesel-Debatte könne schnell auch zahlreiche Arbeitsplätze in der saarländischen Autoindustrie bedrohen, in der insgesamt rund 40 000 Menschen beschäftigt sind.

Geschäftsleiter Speicher verwies darauf, dass auch die weitere Personalentwicklung ein Stück weit von der weiteren Dieseldebatte abhänge. Man müsse hier flexibel sein, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Nähere Einzelheiten nannte er nicht. Gegenwärtig sei jedoch geplant, im laufenden Jahr und 2018 den Personalbestand in der Größenordnung von 1100 bis 1200 Mitarbeitern stabil zu halten.

Im Ausbildungszentrum kann man die Berufe Industriemechaniker, Verfahrensmechaniker, Energieanlagen-Elektroniker, Zerspanungsmechaniker, Werkzeugmechaniker und Werkstoffprüfer erlernen. Außerdem bildet Nemak Industriekaufleute aus. 35 junge Leute absolvieren derzeit ihre Lehre. Am 16. August kommen elf weitere Lehrstellen hinzu, für die man sich noch bewerben kann. Umweltminister Jost, der selbst eine Schlosserlehre absolviert hat, gab den jungen Leuten einen Tipp mit auf den Weg. Es lohne sich durchzuhalten, auch wenn man sich vielleicht nicht so gerne von einem Ausbilder etwas sagen lasse oder Schwierigkeiten habe, sich schon am frühen Morgen zum Arbeitsplatz zu quälen. Am Ende zähle der Erfolg.

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