Ausbildungsserie 2017 Mit Holz und Köpfchen arbeiten

Saarbrücken · Der 18-jährige Azubi Jonas Junker macht eine Ausbildung zum Zimmermann. Er ist stolz auf den Beruf und seine Traditionen.

 Jonas Junker lernt im Ausbildungzentrum der AGV Bau Saar unter anderem, wie man einen Dachstuhl baut.

Jonas Junker lernt im Ausbildungzentrum der AGV Bau Saar unter anderem, wie man einen Dachstuhl baut.

Foto: Rich Serra

Jonas Junker aus Beckingen wusste schon von klein auf, dass er später etwas mit Holz machen möchte: „Ich war als Kind immer viel draußen und habe mit Holz gearbeitet, weil mir das Material gefällt und man viel damit machen kann“, sagt er. Deshalb absolvierte er sein Schulpraktikum auch im Zimmerei- und Bedachungsbetrieb Schorn in Beckingen, wo er auch vor mehr als einem Jahr seine Ausbildung begonnen hat. „Nach dem Fachabitur musste ich mich entscheiden, entweder Abi und danach studieren oder eine Ausbildung“, sagt der 18-Jährige. Seine Wahl fiel auf die Zimmermanns-Ausbildung. „Ich wollte schon immer körperlich arbeiten und nicht irgendwo im Büro sitzen, sondern am Ende des Tages das Resultat meiner Arbeit sehen können,“ sagt Junker. Bei dem von ihm gewählten Beruf reicht es aber nicht aus, nur starke Arme zu haben. „Ein Zimmermanns-Azubi muss auch rechnen und räumlich denken können“.

Im Ausbildungszentrum AGV Bau Saar in Saarbrücken verbringt Junker ungefähr die Hälfte seiner Ausbildungszeit und lernt unter anderem, einen Dachstuhl und eine Treppe aus Holz zu bauen. Das Ausbildungszentrum bildet derzeit etwa 600 Lehrlinge in 19 verschiedenen Bauberufen aus. „Es gibt dabei drei Bereiche: Hochbau, Ausbau und Tiefbau“, sagt Geschäftsführer Markus Pirron. Die Zimmerei gehört  zum Ausbau. 600 Schüler seien aber nicht die Obergrenze, es geht auch noch mehr: „Wir hatten schon mal um die 800 Azubis, aber in den vergangenen Jahren hat sich die Zahl reduziert“. Nur etwa ein Prozent der Lehrlinge seien Frauen.

Auch die Zahl der Auszubildenden im Zimmerer-Handwerk gehe seit Jahren zurück. Es fehle an motivierten Bewerbern aber nicht an Ausbildungsstellen, sagt Hans-Peter Marschall, Ausbilder im Holzbau. Dass viele Schüler nach dem Abschluss eine handwerkliche Ausbildung nicht in Erwägung ziehen, das kennt Azubi Junker aus seinem Umfeld: „90 Prozent meiner Freunde sind nach dem Abi erst mal zu Hause geblieben oder zur Uni gegangen, weil viele nicht wussten, was sie sonst machen sollten“. Derzeit gebe es in seinem Ausbildungsjahrgang nur acht Zimmerei-Lehrlinge.

Obwohl die Nachfrage steige und in den vergangenen Jahren sehr viel Holz verarbeitet worden sei, blieben die Bewerber aus, sagt Marschall. Und die Branche habe noch ein weiteres Problem: „Sie ist viel zu dünn besetzt mit guten Gesellen“, sagt Zimmerei- und Dachdeckermeister Peter Schorn. Viele Gesellen würden direkt nach der Ausbildung auf eine Meisterschule gehen. Aber davon rät er ab. „Erst einmal arbeiten und Erfahrungen sammeln, dann kann man später immer noch den Meister machen.“ So sieht das auch sein Azubi. Schorn ist sich mit Blick auf Junker zwar sicher, dass sein Schüler das Zeug zum Meister hat, fügt aber auch hinzu: „Ich habe lieber einen guten Gesellen in meinem Team als noch einen Meister.“

Besonders stolz ist Junker auf seine traditionelle Zimmermanns-Kluft aus schwarzem Cord: „Es gibt wenig handwerkliche Berufe, die noch solche Traditionen haben.“ Dazu gehört auch die Walz, eine Wanderschaft die drei Jahre und einen Tag dauert. „Die Gesellen erhalten auf der Walz keinen Lohn und arbeiten nur für Kost und Logis“, erklärt Schorn. Er selbst habe diese Tradition ausgelassen aber sein Lehrling kann es sich vorstellen: „Erst mal die Ausbildung, dann arbeiten und vielleicht danach. Es klingt schon irgendwie interessant.“ Schorn hofft, dass zukünftig mehr Jugendliche eine Ausbildung zum Zimmermann beginnen: „In diesem Beruf arbeiten wir an der frischen Luft und mit dem schönsten Werkstoff, den die Natur uns gegeben hat: Holz.“

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