Absturz bei Urlaubsfoto Mit-Gründer des Hahn-Eigners HNA stirbt bei Unfall

Peking · Der Chef des chinesischen Großkonzerns HNA, Wang Jian, ist in Südfrankreich tödlich verunglückt. Das Unternehmen teilte gestern mit, der 57-Jährige habe bei dem Sturz auf einer Reise in der Provence schwere Verletzungen erlitten und sei am Dienstag gestorben.

HNA gehört zu den 500 größten Unternehmen der Welt und ist unter anderem mit 7,8 Prozent Großaktionär der Deutschen Bank. Vor einem Jahr hatte HNA außerdem für 15 Millionen Euro die Mehrheit am Flughafen Hahn übernommen.

Nach Angaben der französischen Polizei stürzte Wang im Dorf Bonnieux bei Aix-en-Provence etwa zehn Meter in die Tiefe. Erste Ermittlungsergebnisse sprechen für einen Unfall. Wang habe wohl versucht, auf eine Mauer zu steigen, sagte eine Gendarmerie-Sprecherin. Es sei möglich, dass er ein Foto machen oder sich fotografieren lassen wollte.

Der überraschende Tod des HNA-Chefs platzt in eine Zeit der Ungewissheit für den Mischkonzern, der sich in den vergangenen drei Jahren mit milliardenschweren Zukäufen offenbar übernommen hatte. Die Chinesen hatten für rund 30 Milliarden Dollar (aktuell 25,75 Milliarden Euro) weltweit Firmen und Immobilien gekauft, dabei aber einen größeren Schuldenberg angehäuft. Der Konzern arbeitet nun daran, die Geldnöte über milliardenschwere Immobilien- und Anteilsverkäufe zu lindern.

Wang war eine Schlüsselfigur der Expansion. Neben dem Gründer Chen Feng stand er an der Spitze des Konglomerats und war zuletzt Vorsitzender des Verwaltungsrats von HNA International. Die Eigentürmerstruktur des Firmenkonstrukts gilt als undurchsichtig, aber Mitbegründer Wang sollen 15 Prozent gehört haben. Der Manager kam aus der Luftfahrtbranche und gründete mit Chen in den frühen 1990er Jahren Hainan Airlines, das Flaggschiff des Konzerns und heute die viertgrößte chinesische Fluggesellschaft.

Dass HNA in eine brenzlige Lage geraten ist, hängt auch mit der neuen Politik Pekings zusammen. Jahrelang finanzierten Chinas Staatsbanken die Kauforgien chinesischer Konzerne und pumpten immer neue Milliarden nach. Doch damit war plötzlich Schluss. Die Regierung will nun, dass sich heimische Firmen bei Übernahmen im Ausland auf Hochtechnologie konzentrieren, womit die industrielle Modernisierung des Landes vorangetrieben wird. Konzernen wie HNA, die sich in erster Linie für Immobilien und Finanzbeteiligungen interessieren, wird rigoros der Geldhahn abgedreht. Neben HNA sind auch der Immobiliengigant Wanda und der Versicherungskonzern Anbang in schwieriges Fahrwasser geraten.

HNA hatte im April seinen Anteil an der Deutschen Bank von 9,9 auf 7,9 Prozent reduziert und angekündigt, seine 26-prozentige Beteiligung an der Hilton-Hotelkette in Höhe von mehr als sechs Milliarden US-Dollar ganz oder teilweise zu verkaufen.

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