Mit dem Tretboot zur Wassermusik

Saarbrücken · Die Tage Alter Musik im Saarland (Tamis) spurten zum Finale. Und was für ein Finale! Mit Konzerten, aber auch Händels Oper „Rinaldo“ und der Wassermusik im Deutsch-Französischen Garten trumpft das Festival richtig auf.

 Szene aus Händels Kreuzzugsoper „Rinaldo“. Foto: Tamis

Szene aus Händels Kreuzzugsoper „Rinaldo“. Foto: Tamis

Foto: Tamis

Ihre gegenwärtige Geistesverfassung?, lautet die vorletzte Frage in jenem berühmten Bogen, den Marcel Proust angeblich gleich zwei Mal durchspielte. Mechthild Blaumer dürfte darauf wohl antworten: glückliche Erschöpfung. Glücklich, weil das Alte-Musik-Festival "Tamis" seit dem 7. April einen prächtigen Lauf hat. Die künstlerische Leiterin jedenfalls ist hochzufrieden mit der Resonanz bisher. Gut besuchte Konzerte und ein treues Stammpublikum sprechen für den Wert der Marke "Tamis".

Blaumer, Geigerin und Dozentin für Historische Aufführungspraxis an der Saarbrücker Hochschule für Musik (HfM), hat sich für "ihr" Festival gleich zwei Ziele gesteckt. Einerseits in "kleinen, feinen Konzerten ins Detail zu gehen", sprich, forschend zu musizieren, mit der Frage, wie man Alte Musik angemessen interpretiert. Dafür steht etwa der Kurs "Improvisation in der Barockmusik" mit dem italienischen Geiger Davide Monti. Doch Blaumer möchte auch "möglichst viele Menschen" von der quicklebendigen Schönheit der Barockmusik begeistern.

Womit wir beim zweiten Teil der Antwort, Erschöpfung, wären. Seit August hat die Leiterin nämlich für das Festival unermüdlich gearbeitet. Nicht am Konzept; das hatte sie im Sinn. Das Eintreiben von Sponsorengeldern war jedoch ein enormer Aufwand, sagt sie, Kärrnerarbeit. Aber von Erfolg gekrönt, denn das Budget gab dieses Mal sogar so viel her, dass Blaumer erstmals eine Oper präsentieren kann. Am 5. und 7. Mai, jeweils 19.30 Uhr, steht in der Saarbrücker Christkönig-Kirche Händels Kreuzzugsoper "Rinaldo" an, in Zusammenarbeit mit dem Conservatoire du Nord. Zu Lebzeiten des Komponisten soll "Rinaldo" ein himmlisches Spektakel mit Flugmaschinen und lebenden Spatzen gewesen sein. In unseren Tagen sorgen moderne Lichtprojektionen für den Bühnenzauber, aber im Kerzenschein darf man sich auch ein bisschen wie zu Händels Zeiten fühlen.

Ein Fest der Sinne soll auch das Abschlusskonzert am 14. Mai, 17 Uhr, werden: Händels "Wassermusik" als Open-Air im Deutsch-Französichen Garten. Wozu auf dem Deutschmühlenweiher eigens eine Seebühne installiert wird. Dazu singt eine Sopranistin Händel-Arien vom Schwanen-Tretboot aus. Damit sie nicht außer Atem kommt, wird sie übrigens der Moderator des Abends, Roland Kunz, galant übers Teichwasser strampeln. Händel ahoi!

alte-musik-saarland.de

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