Handel an Börse ausgesetzt Für 44 Milliarden Dollar: Unternehmer Elon Musk will jetzt doch Twitter übernehmen

New York · Jetzt also doch: Nach monatelangem Rechtsstreit und seinem Rückzieher greift Elon Musk erneut nach dem Kurznachrichtendienst Twitter. Was hinter der Kehrtwende stecken könnte und warum die Twitter-Verantwortlichen der Sache nicht ganz trauen.

Jetzt doch: Milliardär Elon Musk will jetzt doch den Kurznachrichtendienst Twitter übernehmen.

Jetzt doch: Milliardär Elon Musk will jetzt doch den Kurznachrichtendienst Twitter übernehmen.

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Überraschende Kehrtwende im Übernahmestreit um Twitter: Unternehmer Elon Musk hat sich nun doch zu einem Kauf des Kurznachrichtendienstes für 44 Milliarden Dollar bereit erklärt. Der Tech-Milliardär bot in einem Schreiben an Twitter an, sein ursprüngliches Angebot zu vollziehen.

Das gab das Unternehmen in einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC am Dienstag, 4. Oktober, bekannt. Zur Voraussetzung machte er, dass er eine Finanzierung erhalte und ein bevorstehender Prozess in dem Fall abgewendet werde, hieß es.

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Twitter erklärte, das Unternehmen habe in einer Reaktion auf Musks Schreiben vom Montag die Absicht, die Transaktion zu 54,20 Dollar pro Aktie umzusetzen. Die Aktionäre haben dem Deal bereits zugestimmt.

Warum der Übernahme-Deal zwischen Musk und Twitter vorerst scheiterte

Musk hatte die Übernahmepläne zunächst angekündigt, dann aber einen Rückzieher gemacht. Er begründete das damit, dass Twitter die Zahl der Fake-Accounts auf seiner Plattform zu niedrig angegeben habe, was potenziell einen Einfluss auf Werbeeinnahmen haben könnte.

In Tweets klagte Musk auch darüber, dass das Social-Media-Unternehmen seinem Potenzial als Plattform für freie Meinungsäußerung nicht gerecht werde. Twitter mit Sitz in San Francisco zog daraufhin im Juli vor Gericht, um den Tesla-Chef zu zwingen, die Vereinbarung vom April einzuhalten.

Der Prozess sollte in zwei Wochen in Delaware beginnen. Die meisten Rechtsexperten glaubten aber, dass Musk es schwer haben würde, das Gericht davon zu überzeugen, dass sich seit Abschluss der Vereinbarung etwas Wichtiges verändert habe, was einen Rücktritt davon rechtfertigen würde.

Musk hatte angeboten, für Aktien des Unternehmens 54,20 Dollar zu zahlen. Nach ersten Berichten über den Sinneswandel Musks wurde der Handel mit Twitter-Aktien an der New Yorker Börse am Dienstag vorübergehend ausgesetzt. Zuvor hatte der Aktienkurs um fast 13 Prozent auf 47,93 Dollar zugelegt. Nach der Bestätigung stieg der Kurs um 22 Prozent auf 52 Dollar.

So sehen Experten die Lage vor dem Prozess-Beginn

Eric Talley, ein Rechtsprofessor an der Columbia-Universität, zeigte sich nach den ersten Berichten nicht überrascht. Rechtlich habe Musk wohl nicht wirklich gute Karten, sagte er. Sollte er den Prozess verlieren, könnte das Gericht nicht nur verfügen, dass der Deal durchgezogen werde, sondern auch Zinszahlungen verhängen, die die Kosten in die Höhe treiben würden, sagte Talley.

Überrascht sei er lediglich, dass Musk offenbar nicht versuche, die Vereinbarung nachzuverhandeln. Selbst eine bescheidene Preisreduzierung hätte ihm einen „moralischen Sieg“ bescheren können und er hätte sagen können, dass er von dem Streit profitiert habe, fügte Talley hinzu.

Der Analyst der US-Investmentfirma Wedbush Dan Ives schrieb in einer Mitteilung an Investoren, das jüngste Angebot Musks sei ein deutliches Zeichen, dass er erkannt habe, dass seine Chancen auf einen Sieg in dem Rechtsstreit gering seien. Nach einem langen Rechtsstreit zu dem Deal gezwungen zu werden, sei kein ideales Szenario. Die Vereinbarung nun umzusetzen werde Musk größere „rechtliche Kopfschmerzen“ ersparen, schrieb Ives.

Wie wird Twitter mit seiner Klage gegen Musk umgehen?

Dass die Klage gegen Musk nun fallengelassen werde, wollte Twitter wohl geflissentlich nicht verkünden. Das ergebe nur Sinn, erklärten Experten mit Blick auf das wackelige Vertrauensverhältnis zwischen beiden Seiten. Er gehe nicht davon aus, dass Twitter nur auf Musks Wort hin den Prozesstermin streichen werde, sagte Andrew Jennings, ein Jura-Professor an der Brooklyn Law School und Spezialist für Unternehmensrecht.

Die Social-Media-Plattform werde noch viel mehr Sicherheit brauchen, was den Geschäftsabschluss angehe. Zudem dürfte Twitter die Sorge umtreiben, dass es sich bei Musks Vorschlag nur um eine Verzögerungstaktik halte. Schließlich habe er bereits zwei Mal vergeblich versucht, den Prozess zu verschieben, erklärte Jennings.

Und selbst wenn der Deal nun ohne Probleme festgezurrt werden könne, könne man noch lange nicht von einem Sieg für Twitter sprechen, sagte Jasmine Enberg, Analystin beim Forschungsdienst Insider Intelligence. Zwar werde ein Geschäftsabschluss einige kurzfristige Unsicherheiten beim Unternehmen lösen, doch sei Twitter im Grunde noch immer dort, wo es im April gewesen sei.

Was hat Musk mit Twitter vor?

Was Musk konkret mit Twitter vorhabe, sei ebenso unklar wie die Zukunft eines Unternehmens, dessen Chef Zaudern in der Bereitschaft zeigte, es zu kaufen. „Und wenn wir irgendetwas aus dieser Saga gelernt haben, dann ist es, dass Musk unberechenbar und das noch nicht vorbei ist.“

Musk selbst setzte am Dienstagabend (Ortszeit) einen kryptischen Tweet über seine Ziele ab. „Twitter zu kaufen ist ein Beschleuniger für die Schaffung von X, der Alles-App“, schrieb er. Details blieb Musk schuldig.

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