Selbständigkeit Migranten sind fleißige Gründer

Saarbrücken · Sera Babakus hilft als Mentorin bei der Entwicklung von Geschäftsideen.

 René Leicht. Foto: IFM

René Leicht. Foto: IFM

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Ihre Selbstständigkeit hat Nadine Robert-Zehe sorgfältig geplant. Als sie 2014 nach Deutschland gekommen ist, hat sie zunächst mit vielen Stellen über ihr Vorhaben gesprochen – von der Industrie- und Handelskammer (IHK) über das IQ-Gründungsbüro bis hin zur Saarländischen Investitionskreditbank (SIKB). Der lange Weg hat sich für die in Benin geborene Wirtschaftsexpertin gelohnt: Seit diesem Jahr arbeitet sie selbstständig als „Africa Expert“ und betreut Firmen bei ihrem Eintritt in den afrikanischen Markt.

Robert-Zehe ist nicht die einzige Migrantin, die im Saarland ein Unternehmen gegründet hat. Zum Auftakt der Gründerwoche sprachen am Montag im VHS-Zentrum Saarbrücken neben ihr noch zwei weitere Gründer mit ausländischen Wurzeln über ihren erfolgreichen Weg in die Selbstständigkeit. Die Veranstaltung der Saarland Offensive für Gründer (SOG) richtete sich ausdrücklich an Migranten. „Der Wille zu gründen ist bei Migranten überdurchschnittlich ausgeprägt“, betonte Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger. Tatsächlich steigen die Zahlen selbstständiger Migranten ständig, erläuterte René Leicht vom Institut für Mittelstandsforschung der Universität Mannheim. Seit 2005 habe sich die Zahl der selbstständigen Migranten um rund ein Drittel erhöht, während die deutscher Selbstständiger sogar leicht sank.

Migranten sind international besser verletzt, beschrieb Leicht die Vorteile – und sie trauen sich. „Auswanderer sind generell risikofreudiger“, erläuterte er. Auch von Rückschlägen ließen sie sich weniger leicht entmutigen. Allerdings sehen sich Migranten im Vergleich zu Deutschen anderen Hürden gegenüber: von Problemen mit der Sprache über die oft notwendige Anerkennung von Qualifikationen bis zu den Zureisebestimmungen.

Für Fragen zur Selbstständigkeit gibt es für Migranten im Saarland mehrere Ansprechpartner im Netzwerk der SOG. Neu seit Mitte dieses Jahres ist die Mentorin Sera Babakus bei der HTW-Tochter FITT. „Migrantinnen und Migranten gründen im Saarland“, oder kurz „Migris“, ist der Name ihres Projekts. Die Situation der Migranten kennt Babakus selbst gut, da sie aus den USA stammt und vor sechs Jahren ins Saarland gekommen ist. Aus welchem Land die Migranten stammen und seit wann sie in Deutschland sind, spielt keine Rolle. Auch Menschen mit Migrationshintergrund sind angesprochen. Als Mentorin bespricht Babakus mit Gründungsinteressierten deren Ideen, vermittelt Ansprechpartner und begleitet sie auf dem Weg zur erfolgreichen Gründung.

Auf den Erfolg ihrer noch frischen Selbstständigkeit hofft auch Robert-Zehe. Ihr Ziel für die nächsten zwei Jahre: „Ich möchte mindestens einen Mitarbeiter haben.“

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