„Man muss in die Köpfe investieren“

Saarbrücken · Erkennbare Wertschätzung gegenüber Mitarbeitern, Investitionen in den Betrieb und Bildungsangebote machen ein Unternehmen erfolgreicher als die Konkurrenz. Davon ist Arbeitskammer-Hauptgeschäftsführer Thomas Otto überzeugt.

Woran erkennt man ein erfolgreiches Unternehmen? Nach Ansicht von Thomas Otto, dem neuen Hauptgeschäftsführer der Arbeitskammer (AK), agieren in solchen Betrieben Führungsebene und Belegschaft auf Augenhöhe. Dies könne man gut erkennen, wenn nicht vorrangig Renditevorgaben und die Höhe von Managerprämien für das Erreichen von Erfolgen im Vordergrund stehen, sondern regelmäßige Investitionen in das Unternehmen und die Weiterbildung als wesentliche Erfolgsfaktoren zählen. "Man muss in die Köpfe investieren", sagt Otto.

Zumal gerade auch die Arbeitnehmer ein hohes Interesse an einem langfristigen Erfolg des Unternehmens hätten. "Sie wollen ja ihre Arbeitsplätze behalten." Wettbewerbsvorsprung erreiche und erhalte man, indem man auf die Kompetenz jedes einzelnen Mitarbeiters setzt, "denn der kennt die Produkte und spürt auch Veränderungen im Unternehmen. Er weiß besonders gut, wo und wann es hakt." In der Folge "bedeutet Wertschätzung, die Menschen mit ihren Verbesserungsvorschlägen zu hören. Das bringt ein Unternehmen sicherlich voran." Die Arbeitskammer wolle deutlich stärker das Vorhandensein solcher Erfolgsfaktoren kritisch überprüfen und auch öffentlich hinterfragen. Zumal das Saarland im Konkurrenzkampf der Regionen am ehesten für sich punkten könne, wenn es zu einer Modellregion wird, in der unbefristete Arbeitsverträge für junge Menschen wieder zur Regel würden. "Wenn nur noch befristete Verträge um sich greifen, dann nehmen wir ganzen Generationen die Chance weg, zu konsumieren und sich durchgehende Berufsbiografien mit entsprechenden Rentenansprüchen zu sichern. Darunter leidet auch das Gemeinwesen durch fehlende Steuereinnahmen und in der Folge höhere Transferleistungen", warnt Otto.

Zur Leiharbeit meint der Hauptgeschäftsführer der Arbeitskammer: "Leiharbeit per se ist nicht böse. Seriös angewendet dient sie dazu, Produktionsspitzen besser bewältigen zu können. Doch statt einem Anteil von fünf Prozent an Leiharbeitern in einem Betrieb erreichen wir an der Saar zuweilen Größenordnungen von 20 bis 30 Prozent. Damit sparen die Unternehmensführungen nicht nur Geld, sondern sie stehlen sich auch aus der Verantwortung für ihre Belegschaft", kritisiert Otto.

Die Arbeitskammer werde in ihren Wahlprüfsteinen für die Landtagswahl 2017, die Ende dieses Jahres vorgelegt werden, hinterfragen, inwieweit in einem Land mit Haushaltsnotlage eine arbeitnehmerfreundliche Standortpolitik gewährleistet werden kann. Dazu gehörten in einer Region, die Fachkräfte sucht, attraktive Bedingungen. Hier müsse auch das Handwerk nachsteuern, wenn es nicht immer mehr Mitarbeiter an Industriebetriebe verlieren will.

Gerade auch im Dienstleistungsbereich habe das Saarland bei den Löhnen Nachholbedarf, insbesondere in der Pflege. "Wegen der Bedeutung dieser Berufe für die Gesellschaft müssen wir bessere Arbeits- und Entgeltstrukturen schaffen", sagt Otto. Auch in die Verkehrs-Infrastruktur müsse jetzt investiert werden. "Wir lassen Dinge kaputtgehen mit der Prämisse, man wolle der nächsten Generation keine Schulden hinterlassen. Das ist eine scheinheilige Argumentation, denn auch die nächste Generation erwartet eine funktionierende Infrastruktur", sagt Otto.

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Zur Person Thomas Otto ist seit dem 1. März neuer Hauptgeschäftsführer der Arbeitskammer als Nachfolger von Horst Backes. Der IG Metall gehört Otto seit 1989 an, der SPD seit 1996. Als Sachbearbeiter im Ressort Betriebswirtschaft beginnt er 1998 seine Tätigkeit beim Vorstand der IG Metall in Frankfurt, wird 2005 Leiter des Ressorts Mitbestimmung. Von 2009 bis 2011 gehört er dem Forum der Bundesregierung für die gesellschaftlichen Aufgaben von Unternehmen an, bevor Otto 2011 persönlicher Referent von Arbeitskammer-Chef Hans-Peter Kurtz wird. ts

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