Macht Trump China zum Gewinner?

US-Präsident Donald Trump hat mit dem transpazifischen Abkommen TPP das erste große Freihandelsprojekt aufgekündigt. Er versucht so, knallharte Interessenpolitik zu betreiben. Aber könnten sich die USA damit nicht ins eigene Fleisch schneiden? dpa-Mitarbeiter Jan Petermann und Jörn Petring arbeiten das TTP-Nein der USA in Frage-Antwort-Form auf.

Was bedeutet das TPP-Ausscheiden der USA?

Vor allem China dürfte sich ins Fäustchen lachen. Das Land gilt mittelfristig als Nachfolger der USA, die seit Ende des Zweiten Weltkriegs die Weltwirtschaftsordnung bestimmen. Lange gefackelt hat Peking nach der Ankündigung Trumps nicht: China habe sich stets für die Schaffung einer "offenen, transparenten und für alle Seiten vorteilhaften" Freihandelsvereinbarung eingesetzt, sagte gestern ein Sprecher des Außenministeriums. Australien brachte ein Szenario ins Spiel, bei dem China die USA in TPP ersetzen könnte.

Ist ein Handelskrieg zwischen China und den USA denkbar?

Auszuschließen ist das nicht. Oft reagieren Staaten auf hohe Zölle mit eigenen Strafabgaben oder, indem sie eigene Exporte über einen niedrigen Wechselkurs künstlich fördern. Auch im Fall USA würden "andere Länder bald Vergeltung üben", schätzt das Washingtoner Peterson Institute for International Economics. Das dürfte beide Volkswirtschaft schmerzen: Für China sind die USA eines der wichtigsten Investitionsziele, umgekehrt ist China einer der größten US-Gläubiger. Konzerne wie Apple produzieren nicht nur in China, für sie gehört das Land zu den größten Absatzmärkten.

Welche Folgen hätte ein TPP-Aus für die globale Wirtschaft?

Mancher glaubt, dass Trump sich selbst schadet. "Der Erfolg wird maßgeblich außerhalb der USA bestimmt, und zwar in China und Europa", sagt Henning Vöpel, Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI). "Dort, nicht in Washington, entscheidet sich, ob die USA die Welt auch im 21. Jahrhundert führen oder aber einen dramatischen Bedeutungsverlust erleiden und zum großen Verlierer werden." Die Argumentation: Abschottung in einer vernetzten, arbeitsteiligen Welt funktioniere als Rezept zur Stärkung der eigenen Wirtschaft nicht mehr. "Die Produktion in den USA (würde) durch Strafzölle auf importierte Vorprodukte wieder teurer", heißt es bei der Commerzbank . Was plant Peking nun?

Neben den USA und Japan sollten TPP auch Australien, Brunei, Kanada, Chile, Mexiko, Neuseeland, Peru, Malaysia, Singapur und Vietnam angehören - nicht jedoch China. Damit sollte auch erreicht werden, dass die mit Abstand größte Volkswirtschaft Asiens nicht noch mehr Einfluss auf ihre Nachbarn gewinnt. Unabhängig davon, ob Peking nun in die Fußstapfen Washingtons tritt: Man hat längst eigene Pläne. Das sogenannte FTAAP-Freihandelsabkommen etwa sähe einen Bund von 21 Ländern vor - ohne die USA.

Was geht durch ein TPP ohne die USA verloren?

Der ursprüngliche Plan für die riesige Freihandelszone rund um den Pazifik war ehrgeizig: TPP sollte 40 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung abdecken. Zwar machen die USA dabei rund 60 Prozent der Leistung aller Unterzeichner aus. Gelingt es China diese Lücke zum Teil zu füllen, könnte sich Amerikas Isolation verstärken.

Meinung:

Chancen auch ohne die USA

Von SZ-Redakteur Volker Meyer zu Tittingdorf

Widersprüche stören den neuen US-Präsidenten offenbar nicht. Einerseits beschimpft er China und stellt das Land als den großen Rivalen dar, andererseits kündigt Donald Trump nun das transpazifische Freihandelsabkommen auf, das die Wirtschaftsmacht Chinas einhegen sollte. Nun ist China schon als Ersatz für die USA in dem Abkommen im Gespräch? Und auch wenn dieser Vorschlag Australiens bei den anderen Partnern keine Zustimmung findet, bekommt so China freie Bahn für eigene Pläne, Handelsabkommen in Asien abzuschließen. Und hoffentlich sieht auch die EU nun ihre Chance, mit asiatischen Ländern schneller Partnerschaften aufzubauen. Führt Trump die US-Wirtschaft in eine gewisse Isolation, muss der Welthandel nicht zwangsläufig leiden. Wachstum kann es auch an den USA vorbei geben.

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