Arbeitsmarktpolitik Linke kritisiert Zunahme der Leiharbeit

Berlin · Als Beschäftigung zweiter Klasse kritisiert die Linke die Leiharbeit. Die Partei moniert auch den geringen Übergang in den ersten Arbeitsmarkt.

 Auch die Gewerkschaften setzen sich für den Wechsel von Leiharbeit in feste Arbeitsverhältnisse ein – hier bei einer Kundgebung.

Auch die Gewerkschaften setzen sich für den Wechsel von Leiharbeit in feste Arbeitsverhältnisse ein – hier bei einer Kundgebung.

Foto: dpa/Wolfgang Kumm

Die Zahl der Leiharbeiter in Deutschland ist in den vergangenen zehn Jahren um 43 Prozent gestiegen. Das geht aus einer Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion hervor. Ende 2017 waren gut 1,03 Millionen Menschen in dieser Beschäftigungsform tätig. Zehn Jahre zuvor hatte die Zahl der Leiharbeiter noch bei rund 720 000 gelegen. Die Zahl der Leiharbeiter habe im vergangenen Jahr einen Höchststand erreicht, teilte die Linke mit. Im Vergleich zum Vorjahr habe sie um fast 39 000 zugenommen.

Der Anteil an der Gesamtbeschäftigung lag laut der Antwort der Bundesregierung Ende 2017 bei 2,8 Prozent. Vier Jahre zuvor hatte er noch bei 2,4 Prozent gelegen. In der Metallbearbeitung oder in der Lager- und Postbranche sei er mit rund 15 beziehungsweise zwölf Prozent deutlich höher gewesen. Zuvor hatte das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) darüber berichtet.

Im Saarland und in Rheinland-Pfalz stellt sich die Lage nach Auskunft der Regionaldirektion Rheinland-Pfalz-Saarland deutlich unterschiedlich dar. Im Saarland ist die Zahl der Leiharbeiter demnach innerhalb der vergangenen zehn Jahre nur um 11,7 Prozent von 10 910 auf 12 197 gestiegen. In Rheinland-Pfalz wiederum lag der Anstieg mit 63,9 Prozent deutlich über dem Bundesschnitt. Hier nahm die Zahl der Leiharbeiter von 26 363 auf 43 209 zu. Parallel zurLeiharbeit ist in beiden Regionen auch die Sozialversicherungspflichtige Beschäftigung gestiegen. In Saarland lag die Zunahme zwischen 2007 und 2017 bei 10,4 Prozent, in Rheinland-Pfalz waren es 16,8 Prozent.

Die Linke kritisierte, trotz Wirtschaftsbooms und angeblichen Fachkräftemangels sei der Trend zur Leiharbeit ungebrochen. Diese Beschäftigungsform soll Betrieben die Flexibilität geben, kurzfristig Personal aufzustocken. Sie soll zudem Langzeitarbeitslosen und Geringqualifizierten die Chance bieten, auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.

Leiharbeiter erhalten einen deutlichen geringeren Lohn als andere Arbeitnehmer. 2017 betrug der mittlere Bruttolohn von Vollzeit-Leiharbeitern 1868 Euro monatlich, der von allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten 3209 Euro. Die Bundesregierung wies jedoch darauf hin, dass dafür auch die häufig geringere Qualifikation und Berufserfahrung verantwortlich seien sowie der hohe Anteil von Helfertätigkeiten.

Die neuen gesetzlichen Regelungen zur gleichen Bezahlung sowie zur Überlassungshöchstdauer könnten noch nicht bewertet werden, weil etwa Letztere erst von Anfang Oktober an praktisch greife. Leih- oder Zeitarbeiter müssen demnach nach neun Monaten für die gleiche Arbeit den gleichen Lohn wie die Stammbelegschaft bekommen. Zudem können Leiharbeitnehmer künftig in aller Regel höchstens 18 Monate lang einem anderen Betrieb überlassen werden. Danach müssen sie übernommen oder abgezogen werden.

Mit Blick auf die Frage, ob Leih- beziehungsweise Zeitarbeit eine Brücke in reguläre Beschäftigung sein kann, hieß es: Knapp 40 Prozent derer, die im zweiten Halbjahr 2017 ein Beschäftigungsverhältnis in Leiharbeit beendeten, seien 90 Tage danach arbeitslos. Die anderen 60 Prozent fänden in diesem Zeitraum eine neue Beschäftigung – etwa ein Drittel von ihnen wiederum lande jedoch erneut in Leiharbeit.

Etwa die Hälfte der Arbeitsverhältnisse in Leiharbeit ist nach spätestens drei Monaten beendet. Bei einem Viertel dauert es mindestens neun Monate, in 16 Prozent der Fälle mehr als 15 Monate und bei 13 Prozent mehr als 18 Monate.

(dpa)
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