Linde will wieder die Nummer eins auf dem Gasmarkt werden

München · Linde ist nur noch Nummer zwei auf dem Gasmarkt. Die Münchner machen kein Hehl daraus, dass sie dem Rivalen Air Liquide den ersten Platz nicht dauerhaft überlassen wollen. Nun könnte Linde ein Mittel gefunden haben.

 Linde hat seinen Konzernsitz in München. Foto: Armer/dpa

Linde hat seinen Konzernsitz in München. Foto: Armer/dpa

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Der Industriegase-Spezialist Linde lotet einen Zusammenschluss mit seinem US-Konkurrenten Praxair aus. "Die Gespräche laufen und haben noch zu keinen konkreten Ergebnissen oder Vereinbarungen geführt", teilte der Münchner Konzern gestern mit. Angestrebt werde eine Fusion unter Gleichen, erfuhr die Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX zunächst aus Marktkreisen.

Zuvor hatte das "Wall Street Journal" über Gespräche zwischen den beiden Konzernen berichtet. Klappt der Zusammenschluss, könnte ein neuer Weltmarktführer für Industriegase entstehen. An der Börse sorgten die Nachrichten für Bewegung: Die Linde-Aktie notierte gestern am späten Nachmittag mehr als zehn Prozent höher als am Montag und war damit einsamer Spitzenreiter im Deutschen Aktienindex Dax.

Praxair wurde 1907 gegründet und ist eigenen Angaben zufolge der größte Industriegase-Hersteller auf dem amerikanischen Kontinent mit einem Jahresumsatz von 9,6 Milliarden Euro . Linde erzielte 2015 fast 18 Milliarden Euro Umsatz. Beim Börsenwert dagegen hat Praxair mit 30 Milliarden Euro die Nase leicht vorn. Die Münchner kamen auf 26 Milliarden Euro .

Ein Zusammengehen scheint Analysten strategisch sinnvoll. Linde könne sein Gasegeschäft in den USA aufwerten, wo Praxair stärker vertreten ist, schrieben die Experten der Commerzbank . Die Amerikaner könnten im Gegenzug von Lindes Stärke auf dem Gesundheitsmarkt profitieren. Die Baader Bank sieht zudem Einsparpotenzial durch den Abbau von Überkapazitäten und geht bei einem Zusammenschluss von Synergien von bis zu 800 Millionen Euro aus. Der weltweite Gasemarkt ist in Bewegung, die Großen liefern sich ein Rennen um die Führungsposition. Linde hatte vor zehn Jahren den britischen Konkurrenten BOC übernommen und die französischen Air Liquide von der Spitze verdrängt, in diesem Jahr hatte Air Liquide das US-Unternehmen Airgas gekauft und damit Platz eins zurückerobert. Die Franzosen kommen auf mehr als 20 Milliarden Euro Umsatz.

Kartellrechtliche Fragen bei einer Fusion von Linde und Praxair werden in Finanzkreisen als handhabbar eingestuft. Auch Air Liquide und Airgas hatten Geschäftsteile abgeben müssen, damit die Marktmacht nicht zu groß wird. Linde beschäftigt weltweit rund 65 000 Mitarbeiter, Praxair rund 26 000.

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