Letzte Hoffnung für Kaiser's Tengelmann

Mülheim/Köln · Der Schock bei den Tengelmann-Beschäftigten ist groß nach dem überraschenden Abbruch der Krisengespräche. Hinter den Kulissen wird nun an einem allerletzten Rettungsversuch gearbeitet.

 Kaiser's Tengelmann bereitet den Verkauf der 400 Filialen an verschiedene Interessenten vor. Foto: Gambarini/dpa

Kaiser's Tengelmann bereitet den Verkauf der 400 Filialen an verschiedene Interessenten vor. Foto: Gambarini/dpa

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Der Supermarktkette Kaiser's Tengelmann droht ab der kommenden Woche die Zerschlagung. Um das zu verhindern, hat Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel ein Schlichtungsverfahren ins Gespräch gebracht. "Ich finde, man muss auch noch einmal die Idee erörtern, ob nicht ein Schlichter helfen kann", sagte der SPD-Politiker.

Rewe-Chef Alain Caparros schlug Gabriel selbst als Schlichter vor. Der Kölner Handelsriese hatte gemeinsam mit Norma und Markant die Ministererlaubnis von Gabriel zur Übernahme von Tengelmann durch Edeka vor Gericht gestoppt. Der Wirtschaftsminister hatte seinerseits zuvor ein Veto des Bundeskartellamts ausgehebelt. Der Mediator müsse Autorität haben und neutral sein, sagte Caparros. "Am besten wäre es, wenn Herr Gabriel es selbst macht. Damit man endlich am Verhandlungstisch merkt, wer es ernst meint und wer nicht sauber spielt."

Trotz der für gescheitert erklärten Gespräche über die Zukunft von Kaiser's Tengelmann mit mehr als 15 000 Mitarbeitern gibt es Hoffnungen auf eine Rückkehr an den Verhandlungstisch. Eine Verdi-Sprecherin sagte, derzeit liefen noch Kontakte zwischen der Gewerkschaft und den Beteiligten, in erster Linie den konkurrierenden Lebensmittelketten Edeka und Rewe. "Wir gehen noch nicht davon aus, dass die Gespräche zu Ende sind", sagte die Sprecherin. Verdi-Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger kritisierte das am Donnerstagabend bekanntgegebene Aus für die in den vergangenen Wochen intensiv geführten Verhandlungen . Gabriel appellierte - "auch in Absprache mit der Kanzlerin Angela Merkel" - an alle Seiten, einen Einigungsversuch zu starten.

Dennoch laufen Vorbereitungen für eine Zerschlagung des hoch verschuldeten Unternehmens. Die Liste der zunächst zur "Verwertung" anstehenden Filialen werde voraussichtlich in der nächsten Woche an Interessenten verschickt, damit diese ihre Gebote vorlegen könnten, sagte eine Tengelmann-Sprecherin. Noch bleibe jedoch Zeit für Rewe, Norma und Markant, ihre Beschwerde gegen die geplante Übernahme von Tengelmann durch Edeka beim Oberlandesgericht Düsseldorf zurückzunehmen.

Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub räumte nach Informationen des WDR in einem Brief an die Mitarbeiter eine letzte Chance für die Suche nach einer Lösung ein. "Ich habe deshalb noch einmal an Rewe, Markant und Norma appelliert." Die Firmen sollten das Wohl von mehr als 15 000 Menschen und deren Angehörigen "über ihre wirtschaftlichen Interessen stellen und den Weg frei machen für die Übernahme durch Edeka."

Rewe-Chef Caparros bekräftigte die Bereitschaft, alle Tengelmann-Filialen zu übernehmen. Der Kölner Handelsriese sei sogar bereit, die Kartellamtsrisiken zu tragen und die Verluste von Kaiser's Tengelmann bis zum Vollzug des Übernahmeangebots zu übernehmen. "Für uns ist das ein strategischer Schritt. Wir wissen, das ist zu teuer. Wir wissen, das ist ein Sanierungsfall. Aber wir müssen das machen. Der Abstand zwischen Edeka und Rewe darf nicht größer werden", sagte der Manager.

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