Billund Lego erlebt Flaute im Kinderzimmer

Billund · Der dänische Spielzeughersteller hat weniger Bausteine verkauft. Jetzt streicht das Unternehmen viele Arbeitsplätze.

 Mit „Star Wars“-Figuren hatte Lego in den vergangenen Jahren viel Geld verdient.

Mit „Star Wars“-Figuren hatte Lego in den vergangenen Jahren viel Geld verdient.

Foto: dpa/Sebastian Kahnert

2004 stand Lego am Rand des Bankrotts. Jørgen Vig Knudstorp wurde damals Chef und krempelte den dänischen Spielzeugriesen um. Lego erlebte eine Renaissance, 2016 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatzrekord. Jetzt ist die Krise zurück. Lego streicht nach deutlichen Rückgängen bei Umsatz und Gewinn weltweit rund 1400 der 18 200 Jobs. Das sind etwa acht Prozent der Belegschaft. Zugleich will der Klötzchen-Hersteller mehr auf digitale Spiel-Abenteuer setzen, etwa auf eine soziale Plattform, wo Kinder Bauaufgaben bekommen und Lego-Modelle teilen können, erklärte Knudstorp, der seit Jahresbeginn Verwaltungsratschef ist.

Der Stellenabbau sei jedoch unausweichlich. „Leider bleibt uns keine andere Wahl, als diese schwierige Entscheidung zu treffen“, sagte Knudstorp. Mitarbeiter zeigten sich überrascht über das Ausmaß der Streichungen. Im März hatte Lego angekündigt, sich weltweit von nur 176 Beschäftigten zu trennen.

In der ersten Jahreshälfte ging der operative Gewinn gemessen am Vorjahreszeitraum um mehr als sechs Prozent auf 4,4 Milliarden Dänische Kronen (rund 591 Millionen Euro) zurück. Der Umsatz sank um fünf Prozent auf 14,9 Milliarden Kronen (rund zwei Milliarden Euro). Als Gründe hierfür gab Lego auch höhere Kosten durch Investitionen in Produktion und Verwaltung an. Man habe dadurch steigende Umsätze erwartet. Diese Prognose habe sich nicht erfüllt. Mit lizenziertem Spielzeug unter anderem zu den „Star Wars“-Filmen hatte Lego in den vergangenen Jahren nach der tiefen Krise Höhenflüge erlebt. Aber nach Darstellung des „Handelsblatts“ hatte Lego mit seinen neuen „Batman“-Produkten nicht ganz den Geschmack der Kunden getroffen.

Knudstorp – bis Jahresende 2016 noch Lego-Chef – räumte Fehler ein. Das Ergebnis sei eine Konsequenz von Entscheidungen, die er getroffen habe und für die er sich verantwortlich fühle. Vor allem in Europa und den USA lief es schlecht. „Wir sind vom Umsatzrückgang in den etablierten Märkten enttäuscht und haben Schritte unternommen, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken“, erklärte Knudstorp. „Die zunehmende Komplexität der Organisation erschwert unser Wachstum.“ Deshalb „werden wir die bestehende Organisation verschlanken und unser Geschäftsmodell vereinfachen, um wieder mehr Kinder zu erreichen“, sagte Knudstorp. Starke Wachstumschancen sehe das Unternehmen in China, wo die Verkaufszahlen zuletzt im zweistelligen Bereich stiegen.

Vor einigen Wochen hatte Knudstorp überraschend angekündigt, den Vorstandschef auszuwechseln, obwohl Bali Padda erst zum Jahreswechsel seine Nachfolge angetreten hatte. Knudstorp habe versichert, das sei von Anfang an mit Blick auf Paddas Alter (61) so verabredet gewesen, berichtet das „Handelsblatt“. Sein Nachfolger wird am 1. Oktober Nils B. Christiansen, der frühere Chef des Wärme- und Kältetechmik-Konzerns Danfoss. Er startet gleich mit schweren Aufgaben.

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