Kündigungsgespräche führen Der richtige Ton beim Rausschmiss

Saarbrücken · Kündigungsgespräche können in einem Eklat enden und einen Arbeitsgerichts-Prozess nach sich ziehen. Wenn die Gesprächspartner auf der Arbeitgeberseite richtig geschult sind, geht es auch anders

Kündigungsgespräche sind ein sehr sensibles Thema. Weil sie mit erheblichen Emotionen verbunden sind, sowohl für die Mitarbeiter, die die schlechte Nachricht erhalten, wie auch für die Überbringer, werden sie in Unternehmen häufig tabuisiert. Man möchte nicht gerne pauschal über dieses Thema sprechen, lässt beispielsweise die Personalabteilung von Villeroy & Boch mitteilen. Und auch andere Firmen wie ZF oder VSE wollen sich nicht dazu äußern.

Dabei ist es wichtig, Kündigungsgespräche richtig zu führen, hat eine Studie des Fachbereichs Arbeits- und Organisations-Psychologie der Saar-Uni unter der Leitung von Professor Cornelius König gezeigt. Gerade bei solch unangenehmen Gesprächen käme es auf den richtigen Ton an, sagt Studienautorin Manuela Richter. Schlecht geführte Gespräche führten nicht nur zu Frust, sondern häufig auch vor das Arbeitsgericht. "Wenn die Beziehung zwischen Mitarbeiter und Führung vorher gut und vertrauensvoll war, sollte auch das Kündigungsgespräch so geführt werden", sagt Richter. Schlage der Chef einen scharfen Ton an, reagiere der Mitarbeiter deutlich häufiger konfrontativ auf die schlechte Nachricht, als wenn der Chef die Situation und die Hintergründe erkläre.

Für die Untersuchung haben die Forscher zwei Experimente im Rollenspiel ausgeführt. In einer ersten Studie wurden in zwei unterschiedlichen Gruppen Kündigungsgespräche durchgespielt. Während die eine Gruppe in einem vorbereitenden Training gelernt hatte, fair mit den Mitarbeitern umzugehen und die Argumente der Kündigung sachlich korrekt zu vermitteln, hat die zweite Gruppe die Gespräche ohne dieses Training geführt. Bei den entsprechend geschulten Mitarbeitern haben die Probanden die Entscheidung eher akzeptiert als bei der zweiten Gruppe.

"Im zweiten Experiment wollten wir herausfinden, ob der Aspekt ,formale Korrektheit' oder der Punkt ,Fairness' für die Akzeptanz des Kündigungsgesprächs ausschlaggebend ist", sagt Richter. Nun wurde unterschieden zwischen einer Gruppe ohne Training, einer, die nur einen Leitfaden für die "formale Korrektheit" an der Hand hatte und einer Gruppe, die auch noch in fairer Gesprächsführung trainiert war. Letztlich sei die Fairness der ausschlaggebende Faktor für den Verlauf des Gesprächs gewesen. Mitarbeiter, deren Vorgesetzte ausschließlich im formalen Ablauf des Gesprächs geschult wurden, waren ebenso unzufrieden wie die mit völlig ungeschulten Gesprächspartnern.

Die Saar-Uni betritt mit ihrer Studie ein weitgehend unbekanntes Feld. Forschung zum Thema Kündigung und begleitendem Training sei kaum vorhanden. Zwar gebe es von Unternehmensseite Interesse, doch in die Forschung seien die Firmen kaum involviert. Dabei sei es wichtig, gerade in diesem Feld die Forschung voranzutreiben, denn abseits der großen Zahl von Auseinandersetzungen vor dem Arbeitsgericht, können Kündigungen bei den Betroffenen auch gesundheitliche Probleme nach sich ziehen: "In diesem Augenblick bricht alles zusammen, der Sinn geht verloren", sagt Richter. Depressionen können die Folge sein, aber auch Misstrauen gegenüber einem neuen Arbeitgeber.

Aber nicht nur die Gekündigten leiden unter dem Schritt. Auch die Führungskräfte, die die Nachrichten überbringen müssen, können psychisch unter dieser Belastung leiden. "Es gibt noch hohes Untersuchungspotenzial, wie man durch entsprechendes Training die Situation für beide Seiten verbessern kann", sagt Richter.

Im Saarland sei es tatsächlich noch so, dass ein Großteil der Kündigungsgespräche sehr restriktiv geführt würde, sagt Christoph Esser, bei der Standortagentur Saaris auch für das Thema Personalentwicklung zuständig. "Bei der Mehrheit der Unternehmen laufen die Gespräche noch so ab", sagt er.

Allerdings gebe es zunehmend Firmen, die erkannt hätten, dass es der Arbeitgeberattraktivität hilft, auch Kündigungsgespräche fair zu führen. "Diese Unternehmen versuchen, in den Gesprächen Gründe zu erklären, und auch in dieser Situation fair mit dem Mitarbeiter umzugehen", sagt Esser. Er könne den Unternehmen nur empfehlen, im eigenen Interesse alle Mitarbeiter, die mit diesen Gesprächen betraut werden, vorher ausdrücklich in der entsprechenden Wertschätzung zu schulen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort