Konzerte in Kliniken und Gefängnissen

Saarbrücken · Talente fördern und Menschen, die nicht in Konzertsäle gehen können, mit Musik Gutes tun – zwei gute Ideen, die ein neuer Verein einlöst. Yehudi Menuhins Live-Music-Now-Projekt hat nun auch im Saarland Fuß gefasst.

 Franz Eckert, Olivia Reyes und Armin Aussem (v.l.) vom Yehudi Menuhin Live Music Now Saarland e.V. Foto: Iris Maurer

Franz Eckert, Olivia Reyes und Armin Aussem (v.l.) vom Yehudi Menuhin Live Music Now Saarland e.V. Foto: Iris Maurer

Foto: Iris Maurer

Menschen wie der legendäre Geigenvirtuose Yehudi Menuhin (1916-1999) sind ideale Sympathie- und Werbeträger, und gute Ideen haben per se ansteckende Wirkung. Zusammen ergibt das eine Mischung, die einst bereits mit dem Muse-Projekt an saarländischen Schulen einschlug. Damals finanzierte die Menuhin-Stiftung Projekte von Künstlern mit Schülern. Diesmal geht es wieder um ungefilterten Kontakt: zwischen Musikern und Menschen, die üblicherweise nicht in Konzertsälen sitzen. Weil sie krank sind oder in Gefängnissen leben. Darum kümmert sich in Deutschland seit 1992 die Yehudi-Menuhin-Live-Music-Vereinsbewegung.

Zweieinhalb Jahre dauerte es bis zur Gründungsversammlung eines saarländischen Landes-Vereins im Oktober 2015; es ist der 20. Standort in Deutschland. "Musik heilt, Musik tröstet, Musik bringt Freude", das ist ein Menuhin-Ausspruch. Er steht als Losung über der ehrenamtlichen Unternehmung. Dem musikalischen Nachwuchs sollen Auftrittsmöglichkeiten verschafft werden. Vor ungewohntem Publikum in unüblichen Räumen, etwa in Hospiz-Cafeterien, Gefängnis-Sälen oder Krankenhaus-Foyers. Elf Gründungsmitglieder trommelte die Saarbrückerin Rika-Beate Meyer-Hentschel zusammen. Sie betreut seit Jahren soziale Projekte. Eine Cousine in München hatte ihren Namen weitergegeben, und Live Music Now fragte an, ob sich Meyer-Hentschel nicht auch für die Menuhin-Idee erwärmen könnte? So begann Meyer-Hentschel, die in ihrer Jugend einen Auftritt von Menuhin erlebt hatte, im Freundes- und Bekanntenkreis zu akquirieren. Unter anderem zählen der frühere Vize-Kanzler der Saar-Musikhochschule Alfons Simon und Luitwin von Boch zu den Gründungsmitgliedern. Die kultur- und musikbegeisterte Olivia Reyes, eine Saarbücker Ingenieurin, ist Vereinsvorsitzende.

Nun geht der Verein erstmals am 12. Juni in die Öffentlichkeit, wirbt mit einem Benefizkonzert für ein Vorhaben, das alle offensichtlich elektrifiziert. Armin Aussem, HfM-Professor für Oboe und im Vorstand fürs Musikalische verantwortlich, sagt: "Als ich Orchestermusiker war, sah ich immer nur die selben Menschen in Konzerten der Radiophilharmonie. Schon damals fragte ich mich, wie man eine Öffnung der Konzertsäle hinbekommt, um die Musik auch zu anderen Menschen zu bringen."

Am Samstag wird Aussem zusammen mit Vorstandsmitgliedern eine "Audition" an der HfM abhalten. Auf eine Ausschreibung des Vereins für "Stipendiaten", die für jeden Auftritt 150 Euro erhalten, haben sich 20 Studenten beworben. Wie viele wohl geeignet sind? Gefragt ist nicht nur Handwerk, sondern auch soziale und kommunikative Kompetenz. "Die Musiker sollen mit dem Publikum ins Gespräch kommen und lernen, Menschen für Musik zu gewinnen", sagt Olivia Reyes. Aussem hält die Auftritte für eine wichtige Schule: Studierende hätten viel zu wenig Praxiserfahrung, zu wenig Training darin, Publikum nicht nur durch Perfektion, sondern durch Persönlichkeit zu gewinnen. Vorgesehen sind als Auftrittsorte unter anderem bereits das Pflegeheim St. Anna in Sulzbach, das Caritas Seniorenhaus Bischmisheim oder das Fliedner Hospiz Neunkirchen.

Benefizkonzert am 12. Juni (16 Uhr, Basilika St. Johann) mit dem Rivinius KlavierQuartett, Bernhard Leonardy (Orgel), Oliver Strauch (Jazz-Schlagzeug).

Zum Thema:

Hintergrund Es gibt 20 gemeinnützige Vereine Yehudi Menuhin Live Music Now in Deutschland. Der erste wurde 1992 gegründet. Sie organisieren kostenlos Konzerte für Menschen, die in Hospitälern, Altenheimen, Waisenhäusern oder Strafanstalten leben. Als Musiker werden Studenten und junge Talente engagiert, die ein Honorar/Stipendium bekommen. Die Vereine finanzieren sich nicht über Mitgliedsbeiträge, sondern durch Spenden und Benefizkonzerte. Kontakt: Olivia Reyes, Neugrabenweg 37, 66123 Saarbrücken; Tel. (0681) 37 17 52; Mail: lmn-saarland@t-online.de; Spendenkonto: LMN-Saarland e.V.;IBAN: DE 590 501 01 0067 0906 47, Sparkasse Saarbrücken. ce

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort