Kleines Saarland groß im All

Saarbrücken · Die Erforschung des Weltraums verbessert bei vielen Firmen und Hochschuleinrichtungen auch die irdischen Chancen auf neue Aufträge. Das wurde gestern beim zweiten Saarbrücker Euro Space Day deutlich.

 Faszination Weltall: Ein Telekommunikations-Satellit wird in Stellung gebracht. Foto: esa

Faszination Weltall: Ein Telekommunikations-Satellit wird in Stellung gebracht. Foto: esa

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"Ursprünglich war es die Idee zweier Praktikanten", erinnert sich Regionalverbands-Direktor Peter Gillo (SPD ). "Doch daraus wurde eine großartige Sache." Gemeint ist der Euro Space Day, der gestern zum zweiten Mal in Saarbrücken stattfand. Seit der ersten Auflage im Oktober 2014 sind neben dem Regionalverband und der Europäischen Raumfahrtorganisation ESA das Land, die Universität des Saarlandes und der Eurodistrict Saar-Moselle dazu gestoßen.

Der Drang nach fernen Welten ist gepaart mit erdnahen Interessen. Allein der Etat der ESA ist 5,7 Milliarden Euro schwer, erzählt der deutsche ESA-Astronaut Thomas Reiter . "Warum soll von diesem Geld nicht einiges als Aufträge ins Saarland fließen?", fragt Gillo.

Zu denen, die jedes Jahr Aufträge und Forschungsgelder für die ESA vergeben, gehört Bianca Hörsch. Kooperationen mit dem Saarland - hier vor allem im Bereich Informatik - kann sie sich gut vorstellen. Sie verdeutlicht dies am ESA-Projekt Copernicus. Bei diesem Orbit-Programm liefern Erdbeobachtungs-Satelliten Unmengen von Daten über den Zustand unseres Planeten , die von jedermann genutzt werden können. "Sie sind im Internet frei verfügbar." Das Themenspektrum umfasst unter anderem die Bereiche Meeresumwelt, Atmosphäre oder Klima. "Schon heute ist die Datenflut gewaltig und es umkreisen noch längst nicht alle Copernicus-Satelliten die Erde", so Hörsch. Forschungsinstitute, die mit Verarbeiten großer Informationspakete (Big Data) Erfahrungen haben, "sind mir sehr willkommen".

Für faire Chancen bei der Auftragsvergabe ist bei der ESA Jens Kaufmann zuständig. "Wir wollen erreichen, dass auch KMU - also kleine und mittlere Unternehmen - zum Zug kommen", erläutert er. Diese hätten oft das Problem, dass ihnen bei langen Entwicklungszyklen finanziell die Luft ausgeht. "Mittlerweile sind wir in der Lage, Abschlagszahlungen zu leisten", macht er den Firmen Mut. Diese könnten bis zu 35 Prozent des Auftragswerts betragen.

Die ESA selbst wird von 22 europäischen Mitgliedsstaaten getragen. Die Interessen der Bundesrepublik bei der ESA vertritt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR ). Das DLR selbst ist ein Netzwerk von 39 Instituten an bald 20 Standorten in Deutschland. "Wir forschen auf den Gebieten Luftfahrt , Raumfahrt , Verkehr, Energie und Sicherheit", sagt Rolf-Dieter Fischer, Leiter des DLR-Technologie-Marketing. Die Grundfinanzierung belaufe sich auf 450 Millionen Euro . "Ich erhoffe mir vom Euro Space Day in Saarbrücken neue Kontakte zu saarländischen Forschungseinrichtungen und Unternehmen".

Einige Saar-Firmen sind bereits im All vertreten. So produziert die Völklinger Saar schmiede die bodenförmigen Abschlüsse der Seitentriebwerke für die Ariane-V-Rakete - die so genannten Booster. Die Saarlouiser Firma Amphenol Air-LB stellt Steckverbinder her - unter anderem für die Raumstation ISS. Die Saarbrücker Firma Cera-Novis ist auf keramische Beschichtungen im Bereich der Nanoteilchen (ein millionstel Millimeter) spezialisiert. Bei der für 2018 geplanten ESA-Mission zum Planeten Merkur, "sorgt unsere Beschichtung dafür, dass die Apparatur für die Nachrichtenübertragung nicht zu heiß wird", sagt Marketing-Manager Frank Meyer. Denn der Merkur ist der Planet, der der Sonne am nächsten ist.

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