Kein Entkommen mehr für Schüler

Neunkirchen · Mit dem Modellprojekt „lückenlose Betreuung“ soll dafür gesorgt werden, dass möglichst alle Jugendliche nach der Schule eine Berufsperspektive haben. Start war im Kreis Neunkirchen.

 Detlef Scheele, künftiger Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA)

Detlef Scheele, künftiger Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA)

Foto: Andreas Engel

Es soll möglichst kein Jugendlicher mehr ohne Aussicht auf eine qualifizierte Ausbildung die Gemeinschaftsschulen verlassen. Das ist das Ziel eines Modellprojekts, das als "Lückenlose Betreuung" im Landkreis Neunkirchen ausprobiert wird. Es ging im September 2015 an den Start und dauert bis Januar 2019. Gestern wurde eine erste Zwischenbilanz gezogen. "Bei rund 30 Prozent der jungen Leute, die eine allgemeinbildende Schule verlassen, kennen wir den späteren Berufsweg nicht", machte Bildungsminister Ulrich Commerçon (SPD ) deutlich.

Um die Zahl derer, die verloren gehen könnten, möglichst gering zu halten, wurde im Rahmen des Modellprojekts eine so genannte Netzwerkstelle ins Leben gerufen. Sie soll die Jugendberufsagentur (JBA) des Neunkircher Jobcenters mit dem Gemeinschaftsschulen enger verzahnen. Die JBA ist bisher schon Anlaufstelle für junge Leute bis 25 Jahre, die beim Einstieg ins Berufsleben Unterstützung brauchen. In den 17 Schulen , die an dem Projekt teilnehmen, wurden Förderkonferenzen ins Leben gerufen, an denen Lehrer, Sozialbetreuer und JBA-Mitarbeiter teilnehmen. Sie schauen sich die jungen Leute ein Jahr, bevor sie die Schule verlassen, genauer an und identifizieren diejenigen, bei den die Gefahr besteht, dass sie sich mit dem Übergang in eine Ausbildung schwertun. Diese erhalten dann ein erstes Beratungsangebot. Anschließend erfassen die Schulen die Anschluss-Perspektiven jener jungen Leute und schicken diese Informationen an die Netzwerkstelle, wenn sie die Schule verlassen haben.

In der Netzwerkstelle werden die Daten aller Schulen koordiniert, und es wird eine elektronische "Verbleibsprüfung" gestartet. Dabei sollen Berufs- und weiterführende Schulen , Kammern oder andere berufsbildende Einrichtungen zum Beispiel im Bereich der Gesundheits- und Pflegeberufe abgefragt werden. Die Kontaktdaten derer, die hierbei nicht auftauchen, werden an die JBA weitergegeben, die ihnen erneut ihre Unterstützung anbietet. "Bisher war ein Datenabgleich unmöglich, so dass wir bei vielen nicht wussten, was aus ihnen geworden war", beklagte Burkard Maurer, Leiter der Gemeinschaftsschule Illingen.

In Hamburg läuft diese Rundum-Betreuung schon länger. "Und zwar mit einem guten Ergebnis", sagte gestern Detlef Scheele. Der künftige Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA) war seinerzeit Sozialsenator in der Hansestadt. "Das Saarland ist das erste Flächenland mit einem solchen Modell", erläuterte Arbeitsministerin Anke Rehlinger (SPD ), deren Haus das Projekt mit 372 000 Euro unterstützt. Sollte es im Kreis Neunkirchen erfolgreich sein, "wollen wird es saarlandweit einführen". Mehr als 500 zusätzliche Fachkräfte könnten dann pro Jahr den befürchteten Mangel mildern.

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