Offshore hui, Onshore pfui Durchwachsene Jahresbilanz für die deutsche Windenergie

Berlin/bayreuth · An Land ist der Bau neuer Anlagen 2019 fast zum Erliegen gekommen. Auf dem Wasser wurde dafür so viel Strom aus Wind gewonnen wie noch nie.

 Die deutschen Offshore-Windkraftwerke lieferten im vergangenen Jahr fast 20 Prozent der gesamten Windstrom-Produktion.

Die deutschen Offshore-Windkraftwerke lieferten im vergangenen Jahr fast 20 Prozent der gesamten Windstrom-Produktion.

Foto: picture alliance / dpa/Markus Hibbeler

In Deutschland wurden 2019 an Land so wenige Windräder gebaut wie seit 20 Jahren nicht mehr. Nach vorläufigen Zahlen der Fachagentur Windenergie an Land gingen nur 276 neue Windenergieanlagen mit einer maximalen Gesamtleistung von 940 Megawatt (MW) ans Netz. Damit wurden 60 Prozent weniger Leistung zugebaut als im Vorjahr.

Die meiste Leistung ging demnach im vergangenen Jahr in Brandenburg ans Netz mit 57 Anlagen und rund 194 MW, gefolgt von Niedersachsen mit 54 Anlagen und 181 MW sowie Nordrhein-Westfalen mit 38 Anlagen und 127 MW. Im flächenmäßig größten deutschen Bundesland Bayern gingen lediglich sechs neue Windenergieanlagen mit einer Leistung von rund 18 MW in Betrieb. Im grün-schwarz regierten Baden-Württemberg kamen gerade einmal fünf neue Windenergieanlagen mit einer Leistung von rund 17 MW dazu, im schwarz-grün regierten Hessen vier mit einer Gesamtleistung von rund 14 MW.

Bei den Offshore-Windanlagen fällt die Bilanz besser aus. Die Windkraftwerke in der Nordsee haben 2019 rund 21 Prozent mehr Strom geliefert als im Vorjahr. Insgesamt stieg die produzierte Menge auf 20,21 Terawattstunden (TWh), wie der Netzbetreiber Tennet in Bayreuth mitteilte. Dazu kommen noch 3,95 TWh aus der Ostsee, die nicht zum Versorgungsgebiet von Tennet gehört. Insgesamt produzierten die deutschen Offshore-Windkraftwerke somit fast 24,2 TWh Strom, im Vergleich zu 19,1 TWh im Vorjahr. Damit könnte rechnerisch der Stromverbrauch von mehr als sieben Millionen Haushalten gedeckt werden. Zur gesamten Windstrom-Produktion in Deutschland von 122 TWh steuert Offshore somit 19,8 Prozent bei.

Die Kapazitäten in der Nordsee, also die Leistung der dort installieren Windräder, erhöhten sich von 5313 auf 6436 MW. Diese theoretische Kapazität wird in der Praxis jedoch nicht ausgeschöpft, weil nicht alle Windkraftwerke gleichzeitig auf vollen Touren laufen. Der Maximalwert für die Einspeiseleistung lag 2019 bei 6077 MW. Das entspricht der Leistung von sechs bis sieben großen Kohle- oder Kernkraftwerken.

Die Kapazitäten von Tennet zum Abtransport des Nordsee-Stroms ans Festland liegen mit 7132 MW deutlich höher als die Produktion. Die Zielmarke der Bundesregierung von 6500 MW für 2020 ist damit übertroffen. „Mit den drei weiteren Offshore-Netzanschlüssen in der Umsetzung werden wir im Jahr 2025 in Deutschland rund 10 000 MW in der Nordsee bereitstellen“, sagte Geschäftsführer Tim Meyerjürgens.

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