Katar-Krise löst keinen Ölpreis-Schock aus

New York/London · Trotz der Turbulenzen am Golf hat sich der Preis für Rohöl kaum verändert. Deutsche Exporteure machen sich aber Sorgen.

Die Eskalation der diplomatischen Beziehungen unter den Golfstaaten hat die Ölpreise gestern kaum bewegt. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent stieg bis zum Abend leicht um 0,3 Prozent auf 49,66 US-Dollar. Das waren 16 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 23 Cent auf 47,63 Dollar. Die Ölpreise blieben so auf dem niedrigen Niveau, das sie Ende vergangener Woche nach dem Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen erreicht hatten.

Saudi-Arabien, Ägypten, die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain hatten am Montag die diplomatischen Beziehungen zu Katar abgebrochen. Katar wird eine Verbindung zum internationalen Terrorismus unterstellt. Es ist die schwerste diplomatische Krise in der Region seit Jahren.

"Ob und in welchem Ausmaß auch Energielieferungen von der gestrigen Entscheidung betroffen sind, lässt sich noch nicht abschätzen", schreiben Analysten der Commerzbank. Katar sei zwar ein wichtiger Lieferant von verflüssigtem Erdgas, aber bei Erdöl ein vergleichsweise kleiner Akteur. So ist Katar für über 30 Prozent der weltweiten Exporte von Flüssigerdgas verantwortlich. Bei einer Rohöltagesproduktion von aktuell 620 000 Barrel gehört das Land aber zu den kleinsten Opec-Ländern. Insgesamt fördert die Opec 32,2 Millionen Barrel pro Tag. Katar trägt also weniger als zwei Prozent zur Förderung des Kartells bei. Selbst das durch einen Bürgerkrieg gebeutelte Libyen fördert mehr als Katar.

Felix Neugart, Geschäftsführer der Deutsch-Emiratischen Handelskammer, befürchtet, dass die deutschen Exporte in den Wüstenstaat leiden könnten, wenn die Krise länger anhalten sollte. 2016 hatten deutsche Firmen den Angaben zufolge Waren im Wert von gut 2,5 Milliarden Euro nach Katar ausgeführt.

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Katar ist auch an deutschen Firmen beteiligt Katar gehört dank seiner Öl- und Gasvorkommen zu den reichsten Ländern der Welt. Der 2005 gegründete Staatsfonds Qatar Investment Authority (QIA) soll den Wohlstand vermehren - auch in Form von Beteiligungen an internationalen Konzernen. In Deutschland stieg Katar im Mai 2014 mit gut zwei Milliarden Euro bei der Deutschen Bank ein. Der Staatsfonds ist auch mit rund 15 Prozent der Stammaktien drittgrößter Aktionär von Volkswagen.

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