Dürreschäden Kartoffeln sind um über die Hälfte teurer

Bonn · Schönheitsfehler und gleichzeitig höhere Preise: Nun bekommen die Verbraucher die Folgen der Dürre beim Kauf von Kartoffeln zu spüren.

 Trotz zusätzlicher Bewässerung ernteten die Bauern in diesem Sommer weniger und kleinere Kartoffeln als die Jahre zuvor.

Trotz zusätzlicher Bewässerung ernteten die Bauern in diesem Sommer weniger und kleinere Kartoffeln als die Jahre zuvor.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

Nach massiven Ernteeinbußen wegen der Dürre sind die Kartoffelpreise für Verbraucher um mehr als die Hälfte gestiegen. Derzeit müsse der Kunde im Supermarkt für Kartoffeln in Kleinverpackungen rund 84 Cent pro Kilogramm zahlen, während der Kilo-Preis vor einem Jahr bei 55 Cent gelegen habe. Dies berichtete Christoph Hambloch, Analyst des Agrarmarkt-Informationsdienstes. Zu weiteren Preissteigerungen könne es im Frühjahr kommen.

Die kartoffelverarbeitende Industrie beklagte eine Kartoffelernte, die mit rund 8,7 Millionen Tonnen einen „historischen Tiefstand“ erreicht habe. Die Versorgung der Unternehmen sei derzeit „nicht klar vorhersehbar“, sagte der Sprecher des Bundesverbands der obst-­, gemüse- und kartoffelverarbeitenden Industrie, Horst-Peter Karos.

„Wo keine Rohware ist, kann sie auch nicht verarbeitet werden“, sagte Karos. Eine durchgehende Versorgung mit qualitativ guter Rohware bis zum Anschluss an die neue Saison erscheine „aus heutiger Sicht nicht gesichert“. Zudem leide die Industrie unter einer deutlichen Verteuerung der Rohware. Zu den möglichen Auswirkungen auf die Verbraucherpreise wollte sich Karos nicht äußern.

Für den Verbraucher direkt spürbar ist der Engpass etwa bei der Pommes-Produktion. „Man wird sehen, dass die Pommes kleiner sind“, sagte er. Verarbeitet würden auch andere Kartoffelsorten. „Ob man das schmeckt, weiß man nicht“, so Karos. Grundsätzlich seien aber auch die Hersteller von Chips, Kartoffelklößen oder anderen Produkten von dem Problem betroffen. Der Verband bezifferte die Mindererträge auf durchschnittlich 25 bis 30 Prozent. Mögliche weitere Ausfälle durch Qualitätsprobleme wie Glasigkeit und Auskeimen seien dabei noch nicht berücksichtigt.

Auch Verbraucher müssten sich nach Einschätzung von Hambloch auf ein größeres Angebot von optisch nicht ganz einwandfreien Kartoffeln einstellen, die in Jahren mit besserer Ernte von den Betrieben aussortiert worden wären. Angesichts der aktuellen Knappheit fänden sich derzeit mehr Knollen mit dunklen Flecken oder Schorfpusteln in den Supermarktregalen. Dabei handele es sich jedoch ausschließlich um rein optische Mängel, die keinen Einfluss auf den Verzehr der Kartoffeln hätten, erklärte Hambloch.

Trotz eines Ernterückgangs bei Speisekartoffeln um 1,5 bis 2,0 Millionen Tonnen seien keine Versorgungsengpässe zu befürchten. Insgesamt sei die Ernte um etwa drei Millionen Tonnen geringer ausgefallen. Nach dem guten Jahr 2017 könnten viele Betriebe jedoch noch auf Überschüsse zurückgreifen. Hinzu kämen verringerte Kartoffelexporte und verstärkte Importe, die vor allem bei Frühkartoffeln im kommenden Jahr zu erwarten seien.

Kartoffelbauern, die trotz der Dürre eine nennenswerte Ernte eingefahren hätten, könnten derzeit von deutlich höheren Preisen profitieren. So hätten sich die Erzeugerpreise von zehn Euro je 100 Kilogramm auf 25 bis 26 Euro weit mehr als verdoppelt.

Für das kommende Jahr rechnen die Experten mit weiteren Problemen durch eine Verknappung der Saatkartoffeln als Folge der schlechten Ernte 2018. Besonders für Frühkartoffeln werde das Saatgut nicht in ausreichender Menge zur Verfügung stehen, so der Branchenverband.

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