IWF gilt seit 70 Jahren als Staaten-Retter

Washington · (/) Die aktuelle Baustelle heißt Griechenland: Mit mehr als 300 Milliarden Euro versucht die Staatengemeinschaft, das kleine Land vor der Pleite zu bewahren. Einen Teil der Hilfen trägt der Internationale Währungsfonds (IWF), der heute 70 Jahre alt wird und dem 189 Mitglieder angehören.

 IWF-Chefin Christine Lagarde Foto: dpa

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Am 1. März 1947 trat der IWF als Finanzfeuerwehr erstmals operativ auf den Plan. Die großen wirtschaftlichen Schwankungen der 1920er und 1930er Jahre, in Teilen mit ursächlich für den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, sollten sich keinesfalls wiederholen, Stabilität war das Gebot der Stunde.

Die Idee hinter dem Währungsfonds sind Kredite, die die Mitglieder abrufen können, wenn sie in Zahlungsnöte geraten. Neben Griechenland haben in den vergangenen Jahren auch Argentinien, Rumänien und Irland davon Gebrauch gemacht.

Gerade im Falle Griechenland allerdings ist es immer wieder zu Ärger zwischen der Europäischen Union und dem IWF gekommen. Weil der IWF seine Kredite an klare Bedingungen knüpft, beispielsweise geringere Staatsausgaben, eine niedrigere Inflation oder mehr Liberalisierung im Bankenwesen, ist ein hohes Reformtempo unerlässlich. Außerdem Privatisierungen. Und ein Schuldenabbau. IFW-Chefin Christine Lagarde fordert deshalb von der EU, bei Griechenland einen weiteren Schuldenschnitt einzuleiten, damit das Land seine Lasten selbstständig tragen kann.

Wegen der Differenzen denkt die EU zunehmend über einen Europäischen Währungsfonds nach. Absprachen und Beschlüsse wie "Nicht ohne den IWF" könnten für die Europäer der Vergangenheit angehören.

Noch sind die IWF-Kontrolleure bei der Griechenland-Rettung mit an Bord. Auch diese Woche werden die IWF-Kontrolleure gemeinsam mit den Vertretern der EU und der EZB in Athen das griechische Reformprogramm prüfen. In der IWF-Zentrale in Washington ist man schon länger genervt von der Griechenland-Rettung. Dauer, Aufwand und Ressourcen des Fonds stünden in keinem Verhältnis zum Gewicht des kleinen Euro-Landes mit einer Wirtschaftsleistung von rund 195 Milliarden Euro und einem Schuldenberg von mehr als 300 Milliarden Euro. Dabei sind die nackten Zahlen weniger dramatisch. Nach Darstellung von Klaus Regling, Chef des europäischen Rettungs-Mechanismus ESM, der einen Großteil der Griechenland-Hilfen stemmt, hat der IWF "relativ wenig getan". Aktuell halte der Fonds in Griechenland 12,5 Milliarden Euro an Krediten - der ESM 162 Milliarden Euro, rechnet er vor.

Wie es mit dem IWF weitergeht, ist auch angesichts der neuen US-Regierung offen. Die Amerikaner sind mit Abstand größter Anteilseigner des Währungsfonds. Der IWF tritt für eine stabile Weltwirtschaft durch Kooperation ein und ist gegen Protektionismus. Eine starke EU und globale Zusammenarbeit aber gehören bisher nicht zu den Zielen des neuen US-Präsidenten Donald Trump.

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