Saarbrücken Iran-Konflikt lässt Heizöl teurer werden

Saarbrücken · Experten aus dem Energiehandel rechnen mit schwankenden Preisen für das Saarland.

 Den Heizkessel jetzt noch einmal füllen oder lieber abwarten? Experten halten sich mit Prognosen zur weiteren Entwicklung zurück.

Den Heizkessel jetzt noch einmal füllen oder lieber abwarten? Experten halten sich mit Prognosen zur weiteren Entwicklung zurück.

Foto: picture alliance / dpa/Patrick Pleul

Der Winter ist vorbei und bei den aktuellen Temperaturen auch die Zeit, in der man sich vor Ofen und Heizung wärmt. Trotzdem fragen sich jetzt viele Saarländer, ob sie schon einmal Heizöl für den Winter kaufen sollen. Denn traditionell ist der Ölkauf im Sommer günstiger. Im Saarland ist diese Frage besonders bedeutsam, denn 410 000 Saarländer heizen mit Öl; im bundesweiten Vergleich überdurchschnittlich viele. Dazu kommt, dass mehr als 61 Prozent der saarländischen Ölheizungen veraltet sind und im Vergleich zu modernen Heizungen mehr verbrauchen.

Wer jetzt Heizöl braucht, sollte den Heizölpreis täglich beobachten und kurzfristig bestellen, empfiehlt der Verband für Energiehandel Südwest-Mitte (VEH), der auch die Interessen rund 30 saarländischer Händler vertritt. „Kurzfristig sehen wir die Tendenz, dass die Preise auf hohem Niveau schwanken“, sagt Ralf Krill, Energiehändler aus St. Ingbert. Eine Prognose, wie sich die Heizölpreise in den kommenden Wochen und Monaten entwickeln werden, will VEH-Geschäftsführer Hans-Jürgen Funke nicht abgeben.

Der Heizölpreis steigt seit Mitte des vergangenen Jahres. Im Mai 2017 zahlten die Deutschen bei einer Bestellung von 3000 Litern noch 55 Euro pro 100 Liter, nun sind es mehr als 71 Euro. Der Preis folgt dem internationalen Börsenpreis für Mineralöl. Der wiederum hängt von zahlreichen Einflüssen ab, die sich auf Angebot und Nachfrage im Ölmarkt und damit auf den Ölpreis auswirken: Die europäische Wirtschaft wächst, dadurch steigt die Nachfrage nach Öl. Um den Preis nach oben zu treiben, fördert die Organisation der erdölexportierenden Staaten (OPEC) seit Anfang 2017 weniger Öl. Die USA stellen zusätzliche Fördermengen durch die umstrittene Fracking-Technologie bereit, die unter US-Präsident Trump boomt. Der „aktuell bestimmende Preis­impuls“, wie Funke sagt, kommt ebenfalls aus den USA: Diese sind aus dem Atomabkommen mit dem Iran ausgestiegen und haben Sanktionen gegenüber dem Land verhängt. Aktuell steuert der Iran fünf Prozent der weltweiten Mineralölhandelsmengen bei. Die Befürchtung, dass diese Reserven wegfallen könnten, lässt den Ölpreis steigen. Nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) könnten große Förderländer wie Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate, Kuwait oder Russland Exportausfälle des Irans jedoch ausgleichen.

Auf dem EU-Gipfel in Sofia sprachen sich die EU-Mitgliedsstaaten am Mittwoch dafür aus, an dem Atomabkommen mit dem Iran festzuhalten. EU-Ratschef Donald Tusk forderte eine „geschlossene europäische Front“ gegen das Vorgehen Trumps. Beim Heizöl-Experten Tecson befürchtet man dennoch, dass dies nichts am Aufwärtstrend für das laufende Jahr ändert. „Höchstens das OPEC-Meeting Ende Juni könnte generell gegensteuern.“

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