Glasfaser bis zum Haus Inexio hebt die Ausbauziele erneut deutlich an

Saarlouis · Eine Million Kunden will das Telekom-Unternehmen aus Saarlouis bis 2030 erreichen. Jetzt starten Gespräche mit Investoren.

 Inexio hat schon vor zehn Jahren begonnen, ländliche Regionen ans Glasfasernetz anzuschließen. Jetzt sollen im nächsten Schritt einzelne Häuser angebunden werden.

Inexio hat schon vor zehn Jahren begonnen, ländliche Regionen ans Glasfasernetz anzuschließen. Jetzt sollen im nächsten Schritt einzelne Häuser angebunden werden.

Foto: dpa/Carsten Rehder

Inexio will weiter wachsen. Und dafür wird das Glasfaser- und Telekom-Unternehmen aus Saarlouis in den kommenden Wochen die nötigen Mittel einwerben. „Das Geld an sich ist nicht das vordringliche Problem“, sagt Inexio-Chef David Zimmer. „Es gibt zahlreiche Investoren, die bei Infrastrukturunternehmen wie uns einsteigen wollen.“ Es sei vielmehr die Frage, wer künftig der richtige Partner für Inexio ist.

Ende des Monats, am 26. April,  soll eine Ausschreibung für eine Erhöhung des Eigenkapitals von Inexio starten. Um 300 bis 500 Millionen Euro soll es aufgestockt werden. Mitte des Jahres solle feststehen, mit welchen Partnern die Verhandlungen vertieft werden, sagt Zimmer.

Die Finanzierung ist Teil einer großen Wachstumsstrategie. Eine Million Kunden will Inexio bis 2030 erreichen – aktuell sind es 112 000. Die hohen Zuwachsraten hält Zimmer allerdings nicht für überzogen. Denn das Kundenwachstum habe sich zuletzt massiv beschleunigt. „Aktuell bekommen wir pro Jahr rund 25 000 neue Kunden dazu“, sagt Zimmer. Im kommenden Jahr sollen es dann 50 000 Neuverträge sein, zwei Jahre später soll Inexio mit 100 000 weiteren Kunden pro Jahr wachsen.

Zimmer begründet seine Wachstumserwartungen mit der Zahl potenzieller Kunden, die das Unternehmen aktuell mit seinem Glasfasernetz erreichen kann: „Wir haben zurzeit 8500 Kilometer eigenes und 2500 Kilometer gemietetes Glasfasernetz“, sagt er. Theoretisch könne man damit 2,7 Millionen Haushalte in einem Korridor von drei Kilometern erreichen. „Wir halten es auf dieser Basis für realistisch, dass wir bis 2030 eine Million Kunden an uns binden können.“

Dass das in dem hart umkämpften Telekommunikationsmarkt nicht so einfach ist, räumt Zimmer ein. Deshalb müsse als Verkaufsargument nun der nächste Ausbauschritt vorangetrieben werden: Die Verlegung der Glasfaser bis in die Häuser. Erst damit würden die Geschwindigkeitsverluste auf der letzten Meile reduziert. Bisher hat Inexio die Glasfaserleitungen „bis an die Straßenecke“ gebaut, das letzte Stück lief über Kupferkabel – mit entsprechenden Einbußen.

Durch die Bautätigkeit ist der geplante Kundenzuwachs auch mit einem erheblichen Investitionsbedarf verbunden. 4,5 Milliarden Euro will das Unternehmen bis 2030 verbauen. „Für einen Zuwachs von 100 000 Kunden ab 2020 rechnen wir auch mit einem Investitionsbedarf von 450 Millionen Euro pro Jahr.“ Das Geld soll einerseits aus den flüssigen Mitteln des Unternehmens kommen – Zimmer geht davon aus, dass er gut 2,5 Milliarden Euro aus eigenem Cash Flow finanzieren kann – der Rest soll neben der Kapitalerhöhung über Banken finanziert werden.

Bei der Frage nach den zukünftigen Finanzpartnern stehen unterschiedliche Namen im Raum. Sowohl verschiedene Staatsfonds hätten Interesse angemeldet als auch Versicherungskonzerne, die mit Inexio im Gespräch seien. Der bisherige Partner, die Wagniskapitalfirma Warburg Pincus werde mittelfristig wohl aussteigen, da Inexio dann nicht mehr das von Warburg erwartete schnelle Wachstum erreichen werde.

Grund dafür ist auch, dass die Renditen für die Glasfaseranbindung der Häuser deutlich geringer ist als der bisherige Anschluss. Ein Anschluss an die Straßenecke koste Inexio rund 2000 Euro pro Kunde, bis ins Haus seien rund 5000 Euro fällig. Der durchschnittliche Umsatz steige aber nur minimal von 42,50 Euro auf 48 Euro pro Kunde.

Während die Finanzierung der Expansion nun auf den Weg gebracht wird, sieht Zimmer das viel größere Problem bei der Frage des Personals. „Wir müssen dieses Wachstum auch stemmen können“, sagt er. Letztlich heiße das, dass die Mannschaft auf rund 1500 Mitarbeiter mehr als vervierfacht werden müsse. Während es bei Fragen wie Abrechnung und Rechnungsstellung wenig Probleme mit dem Wachstum gebe – hier lassen sich die Prozesse weitgehend digitalisieren, sei aber neues Personal im Ausbau und im Kundenkontakt gefragt. „Ein ganz wichtiges Thema sind Glasfaser-Monteure“, sagt Zimmer. Denn die gibt es aktuell nicht. Inexio habe deshalb gemeinsam mit Faber-Kabel ein Projekt gestartet, um Elektriker an einer „Glasfaser-Akademie“ zu Glasfaser-Spezialisten weiterzubilden. Denkbar sei dann beispielsweise, Ford-Fachkräfte mit entsprechender Vorbildung zu schulen. Ein zweiter Engpass sei aber auch der Bau der Leitungen. Um sich Baukapazität zu sichern, denkt Zimmer nun über den Kauf von Bauunternehmen nach.

Eine dritte wichtige Frage, die des Standortes, ist bereits weitgehend geklärt. In Saarlouis hat Inexio ein großes Gelände gekauft, jetzt stehen noch die Baugenehmigungen des Stadtrates aus. „Dort wollen wir letztlich drei Gebäude für jeweils 500 Mitarbeiter bauen“, sagt Zimmer. Alternativ ist auch noch geplant, den Standort in München sowie zwei Standorte in Nord- und Ostdeutschland auszubauen. „Das ist aber noch nicht konkret.“

 Inexio-Geschäftsführer David Zimmer geht die weitere Expansion an.  Foto: Inexio

Inexio-Geschäftsführer David Zimmer geht die weitere Expansion an. Foto: Inexio

Foto: Carsten Simon / Inexio

Inexio, vor gerade einmal zehn Jahren gegründet, hat seitdem ein extremes Wachstum hingelegt. Dass der aktuelle Stand nicht das Ende sein kann, davon ist Zimmer überzeugt: „Mit 100 000 Kunden sind wir zu klein, um eigenständig zu sein“, sagt er. Mindestens 400  000 Kunden seien nötig, um mittelfristig bestehen zu können. Das Inexio-Ziel von einer Million Kunden zeigt, dass die Latte noch höher liegt.

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