Immer den Punkten nach

Luxemburg · Die Design-Biennale in Luxemburg lotet die Grenzen zwischen Kunst und Design aus. Bis 22. Mai sind Projekte und Objekte an vielen Orten im städtischen Raum zu sehen und zu erleben.

Wer mit der Bahn nach Luxemburg anreist, muss zwangsläufig durch das Bahnhofsviertel der Stadt. Wie vielerorts ist es eine problematische, teils heruntergekommene Gegend. Auf dem Bahnhofsvorplatz locken derzeit dicke Punkte auf dem Pflaster in das Zentrum des Viertels. Sie sind das Projekt des italienischen Designteams Fabrica für die aktuelle Luxemburger Design-Biennale und sollen Menschen in das Viertel ziehen. Hier geht es um Design mit sozialpolitischer Zielsetzung. Dazu passt der partizipative Ansatz der Designer von Talking Things, die gemeinsam mit den Anwohnern und Ladenbesitzern eine Zeitung erstellen, die das Viertel beschreibt. Außerdem wurde eine interaktive kostenlos herunterzuladende App entwickelt (#lookinbetween), mit der man die verborgenen Besonderheiten des Bahnhofsviertels erkunden kann.

Wer die Gleise des Bahnhofs zum Kulturzentrum "Rotondes" überqueren möchte, wo die Designer von Talking Things Stadtmöbel vorstellen, muss über eine moderne Fußgängerbrücke laufen. Dort durfte sich der deutsche Designer Leif Heidenreich austoben. Er hat die Brücke in gelbes und orangenes Plexiglas gekleidet und gemeinsam mit dem Toningenieur Alex Brown eine Soundinstallation geschaffen. Die Geräusche aus den 16 Lautsprechern sind für den Ort nicht ungewöhnlich, aber umso überraschender. So hört man zum Beispiel einen Zug, der mit hoher Geschwindigkeit durch den Bahnhof rauscht. Schaut man verdutzt über das Geländer, kann man aber keinen Zug sehen.

Kuratorin Anna Loporcaro vom luxemburger Museum für Moderne Kunst (Mudam) möchte mit Design City 2016 eine Diskussion anregen. Ihr geht es um die Grenzen von Design und Kunst. Eine so allumfassende Frage ist mit so einer kleinen Biennale allerdings kaum zufriedenstellend zu beantworten. Rund 100 000 Euro haben die Macher zur Verfügung. Schade ist, dass man die Designer der Saar-Kunsthochschule und der Hochschule Trier nicht mit ins Boot geholt hat. Immerhin studieren auch Luxemburger an den beiden Design-Hochschulen der Großregion. Stattdessen wird im Rahmen der Biennale das Brüsseler College of Advertising & Design seine Dependance in Luxemburg vorstellen, die im Herbst eröffnen wird.

Es gibt aber nicht nur Ausstellungen und Projekte im Stadtraum. Im Keller des Cercle Cité in der Innenstadt wurde ein Designmarkt eingerichtet. Und am Freitag werden bekannte luxemburger Designer ihre Ateliers für einen Tag öffnen. Mit einem "Marché des Créateurs" bei dem Designer, Künstler und Kunsthandwerker ihre Produkte verkaufen werden, wird die Biennale am 22. Mai zu Ende gehen.

Das komplette Programm gibt es unter www.designcity.lu

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